Östlicher Teufelsabbiss (Succisella inflexa)
Beschreibung, Ökologie und Standortansprüche
Der Östliche Teufelsabbiss (Succisella inflexa) kommt in Bayern bis auf einzelne Ausnahmen in Franken vor allem am südlichen Chiemsee vor. Die Bestände dort gelten als westlichste autochthone Vorkommen der schwerpunktmäßig in Süd- und Südosteuropa verbreiteten Art. Die mehrjährige Pflanze wird 30 bis 120 Zentimeter hoch und zählt zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae).
Vom im selben Lebensraum vorkommenden Gewöhnlichen Teufelsabbiss (Succisa pratensis) unterscheiden sich die Blütenköpfe vor allem in Form und Farbe: Succisella inflexa hat eher kugelige Blütenköpfe und ist etwas blasser hellblau, Succisa pratensis hat eher halbkugelige Blütenköpfe und eine kräftigere Farbe. Außerdem besitzen die Kelche des Gewöhnlichen Teufelsabbisses vier bis fünf schwarze Borsten, die dem Östlichen Teufelsabbiss fehlen. Die Art blüht von Juni bis September, Hauptblütezeit ist im August. Wegen des wie abgebissen wirkenden Wurzelstockes tragen beide Arten ihren Trivialnamen "Teufelsabbiss", Succisella inflexa hat auch weitere Trivialnamen wie Moor- oder Sumpfabbiss beziehungsweise Gebogener Moorabbiss. Der Östliche Teufelsabbiss gilt auf der aktuellen Roten Liste Bayerns (2003) als vom Aussterben bedroht. Es wächst vorzugsweise in periodisch überfluteten, mäßig nährstoffreichen Steifseggenrieden im Schilfgürtel des Chiemseeufers, die jährlich im Herbst zur Streunutzung gemäht werden. Die Art ist auf die regelmäßige Mahd angewiesen und verschwindet schon nach wenigen Jahren Brache, da die Konkurrenz durch wuchskräftigere Arten wie Schilf zu groß wird und das Lückenangebot für die Verjüngung fehlt.
Motivation und Bedarf
Der Östliche Teufelsabbiss galt lange Zeit in Deutschland als ausgestorben, bis 1986 ein Vorkommen in den Innauen nördlich von Rosenheim wiederentdeckt wurde. Im Auftrag des Landesamt für Umwelt (LfU) wurde 1990 und 1993 in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein nochmal gezielt nachgesucht. Dadurch konnten weitere Vorkommen am südlichen Chiemseeufer gefunden werden. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der TUM Weihenstephan wurden die bekannten Vorkommen 2001 und 2002 nochmal detailliert untersucht und Empfehlungen für geeignete Maßnahmen zum Erhalt der Art erarbeitet. Seit dieser Arbeit gab es keine systematischen Untersuchungen mehr, und einige der damals erarbeiteten Empfehlungen zur Pflege der Streuwiesen sollten unbedingt auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden.
Ziel
Ziel des Artenhilfsprogramms ausgehend vom LfU ist zuallererst eine aktuelle Bestandsaufnahme der Vorkommen von Succisella inflexa am Chiemsee nachdem die aktuellsten Nachweise in den Datenbanken des LfU knapp 20 Jahre alt sind. Auf Grundlage der erneuten Kartierung werden dann flächengenaue Empfehlungen zur Pflege der Streuwiesen erarbeitet, die es ermöglichen sollen, die Bestände der Art zumindest stabil zu halten und im Erfolgsfall auch zu vergrößern.
Inhalt der Schutzmaßnahmen
- In einem ersten Schritt Kartierung der Vorkommen und Erarbeitung von Maßnahmenempfehlungen. Dabei geht es in erster Linie um die Festlegung geeigneter Schnittzeitpunkte für die betroffenen Streuwiesen.
- In einem zweiten Schritt Begleitung der Umsetzung der Maßnahmen in enger Kooperation mit den Akteuren vor Ort wie den höheren und unteren Naturschutzbehörden, den Landschaftspflegeverbänden und den Gebietsbetreuern.
- In Kooperation mit Universitäten eventuell weitere Untersuchungen zur Ökologie (Keimungsbiologie, Standortökologie etc.) von Succisella inflexa um ein besseres Verständnis für die optimalen Wuchsbedingungen zu erhalten.
Laufzeit
2023 - offen