Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria)

Ökologie und Standortansprüche

Die Borstige Glockenblume ist eine in Bayern hochgradig gefährdete Pflanzenart (Rote Liste 1), die an wenigen Standorten in ganz Bayern vorkommt. Die Art ist zweijährig. Sie bildet im ersten Jahr eine Blattrosette und in der Regel im zweiten Jahr die Blüten aus, sowie sehr kleine runde bis ovale Samen. Die Borstige Glockenblume kommt vorzugsweise auf wechselfeuchten, basisch bis neutralen und mildhumosen Lehm- und Tonböden vor. Die letzten bekannten Vorkommen liegen meist an sonnigen Gebüschen, in lichten Wäldern und deren Rändern, sowie zerstreut auch in Krautsäumen.

Lebensräume: Eschen-, Eichen-, Buchen-Trockenwälder, Pfeifengras-Streuwiesen-, Blutstorchschnabel- und Klee-Odermennig-Gesellschaften.

Motivation und Bedarf

In den vergangenen Jahrzehnten sind viele bestätigte Vorkommen erloschen oder nehmen in ihrem Bestand ab. Neben der Aufgabe alter Landnutzungsformen (Niederwaldwirtschaft, Hutewälder, extensive Weiden oder Wiesen), Eutrophierung, Klimawandel und der damit verbundenen Lebensraumverschlechterung und -reduktion sind die Ursachen für den starken Rückgang weitestgehend unklar. Es besteht die Vermutung, dass die zwei- bis einjährige Lebensweise und die ungewöhnlichen oder teilweise ungeklärten Standortansprüche ebenfalls den Rückgang bedingen.

Ziel

Die Ursachen des Rückgangs der Borstigen Glockenblume sind neben intensivierter Landnutzung und der Aufgabe alter Nutzungsformen (z. B. Niederwaldwirtschaft), häufiger auftretende Trockenereignisse, sowie Sukzession. Ziel der Maßnahmen ist, die Sukzession an den Standorten zu begrenzen und die noch vorhandenen Populationen zu stützen (beispielsweise indem Expertinnen und Experten Pflanzen ausbringen und vor Verbiss schützen).

Inhalt der Schutzmaßnahmen

Die Maßnahmen für die Borstige Glockenblume sind sehr abhängig vom jeweiligen Standort der Populationen. In den betroffenen Regierungsbezirken kümmern sich unterschiedliche Akteurinnen und Akteure um die Standorte der Borstigen Glockenblume und versuchen die Bestände zu erhalten, indem sie Wildverbiss vermeiden (Schafwolle, Absperrung), herangezogene Pflanzen ausbringen und Offenboden schaffen (Auszupfen von Vegetation, einmalige späte Mahd).

Zudem untersuchte das LfU in einem Projekt mit der Universität Regensburg die genetische Struktur der Borstigen Glockenblume, um Empfehlungen insbesondere für das Ausbringen von Pflanzen geben zu können, und um Pflegemaßnahmen insgesamt zu optimieren.

Eine Frau entnimmt vorsichtig ein Rosettenblatt Glockenblumen in einer Wiese. Entnahme von Blattmaterial für genetische Analysen der Borstigen Glockenblume (Campanula cervicaria) in Oberbayern. Foto: Anna-Rita Gabel
Vertrocknete Blütenkelche und -kronen mit Samen auf einem Papier. Sammlung von Samen der Borstigen Glockenblume (Campanula cervicaria) zur Kultivierung für Stützungsmaßnahmen. Foto: Anna-Rita Gabel

Laufzeit

2019 bis 2022

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