Steife Miere (Minuartia stricta)

Ökologie und Standortansprüche

Die steife Miere gilt im Alpenraum als Eiszeit-Reliktart, die eigentlich an ein kühleres Klima angepasst ist und vor über 100 Jahren im Voralpenraum noch einige Vorkommen besaß. Das spiegelt sich auch in der globalen Verbreitung der Art wider. Sie besitzt eine arktisch-alpine Verbreitung und kommt in Europa vor allem in Skandinavien vor. Dort besiedelt sie Rieselfluren, Niedermoore und Schneeböden auf basenreichen Standorten. Sie besiedelt hier spät ausapernde, wassergesättigte, humusarme Rohböden und Schuttstandorte. Nachdem die Art seit über 100 Jahren in Deutschland als verschollen galt, entdeckten Kartierer die eher unscheinbare Pflanze im Rahmen der Alpen Biotopkartierung 2004 an einem Wuchsort bei Bad Hindelang wieder.

Motivation und Bedarf

Dieser Wiederfund war ein schöner Erfolg. Um die Art aber nicht wieder zu verlieren, sind auch hier Maßnahmen erforderlich. Der Standort der Art ist bedroht: einerseits durch schwer beeinflussbare Parameter wie die fortschreitende Erwärmung durch den Klimawandel. Damit einhergehend gefährden eine verringerte Schneebedeckung und trockenere Frühjahre den Standort langfristig. Andererseits ist der Standort durch zunehmende Sukzession und eine verdichtete Vegetationsdecke bedroht. Wuchsstarke Vegetation überwuchert die kleine Pflanze schnell und es fehlen zunehmend Offenbodenstellen, damit Jungpflanzen keimen können. Ein Erhalt ist auf längere Sicht nur durch eine regelmäßige Kontrolle und Pflege des Wuchsorts möglich. Konkurrenzpflanzen müssen entfernt, aufwachsende Büsche zurückgedrängt werden.

Ziel

Die letzte verbleibende Population der Steifen Miere in Deutschland soll gestützt und erhalten werden. Außerdem sollen neue Populationen an geeigneten Standorten in der subalpinen Stufe etabliert werden, um das Aussterberisiko zu streuen und um der Art zu helfen, klimatisch und standörtlich geeignete Wuchsorte zu besiedeln.

Inhalt der Schutzmaßnahme

  • die Bestandsituation der Population bei Bad Hindelang erfassen
  • die Habitatqualität bewerten und ein Pflegemanagement etablieren, um die Fläche regelmäßig zu entbuschen und offenzuhalten
  • die Habitatqualität durch Umleitung eines kleinen Quellbachs verbessern
  • Samen absammeln, im Botanischen Garten Tübingen keimen lassen und vermehren; Erhaltungskulturen anlegen
  • vermehrte Pflanzen am Originalstandort zur Populationsstützung auspflanzen
  • vermehrte Pflanzen an einem weiteren potenziell geeigneten Standort in der subalpinen Stufe auspflanzen
  • den Erfolg der Auspflanzungen kontrollieren

Laufzeit

Beginn 2017

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