Vorsorge

Bei allen Anstrengungen zur Vermeidung von Schäden und zum Schutz vor Hochwasser bleibt immer ein Restrisiko: Es kann sein, dass bei einem sehr großen Hochwasser die Schutzanlagen überlastet werden, ein technisches Versagen auftritt oder auch Bereiche verbleiben, die nicht sinnvoll und ausreichend geschützt werden können. Hier setzt die Vorsorge an. Sie hilft, dass die trotz Vermeidung und Schutz eintretenden Schäden so gering wie möglich ausfallen. Bei der Vorsorge unterscheidet man zwischen Informations-, Eigen- und Risikovorsorge sowie der Notfallplanung.

Informationsvorsorge

Hochwassernachrichtendienst und Warn-Apps

Betroffene und Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes sollen rechtzeitig gewarnt und informiert werden. Dafür betreibt der Hochwassernachrichtendienst Informationsangebote zu aktuellen und vorhergesagten Wasserständen (Hochwassernachrichtendienst, Teletext BR Seite 647, Messwertansagesystem), über die sich betroffene oder interessierte Bürgerinnen und Bürger jederzeit informieren können.

Diese Informationen ermöglichen den Bürgerinnen und Bürgern angemessen reagieren zu können und zielgerichtet weitere Schritte einzuleiten. In kleinen Einzugsgebieten sowie bei lokalen Starkregenereignissen stößt die Hochwasservorhersage jedoch an ihre Grenzen: Dort ist die Zeit zwischen dem Niederschlagsereignis und dem resultierenden Hochwasser oftmals zu kurz für eine genaue rechtzeitige Warnung. Es werden aber generelle Warnungen für größere Gebiete ausgegeben, auf Basis der Wettervorhersagen und dem hydrologischen Zustand, wie zum Beispiel der Bodenfeuchte, in den betroffenen Gebieten.

Um immer frühzeitiger und präziser warnen zu können, werden die vorhandenen Systeme permanent weiterentwickelt.

Um noch frühzeitiger innerhalb eines Ereignisses über die bestehende Hochwassergefahr informiert zu sein, gibt es heutzutage verschiedene Warn-Apps. Diese bringen die Hochwasserwarnungen direkt an den passiven Nutzer und ermöglichen diesem so, etwas mehr Zeit zur Vorbereitung zu haben (z.B. Meine Pegel-App, umweltinfo-App, NINA – Die Warn-App des BBK). Dem Vorteil der schnelleren Warnung stehen hier aber Probleme durch Funktionsverlust durch falsche Einstellungen, veraltete Versionen oder Problemen nach einem Betriebssystemupdate des Smartphones gegenüber. Jede Warn-App sollte die aktive Informationsvorsorge des einzelnen daher nur unterstützen nicht gänzlich ersetzen.

Hochwassergefahren- und -risikokarten

Grundsätzliche Daten über eine möglicherweise bestehende Hochwassergefahr und dem damit verbundenen Risiko in einem Gebiet finden sich in den Informationsdiensten des Freistaats. Sie beantworten die Frage "An welcher Stelle besteht Gefahr?". Im Themenbereich Naturgefahren des UmweltAtlas Bayern werden neben den amtlich festgesetzten Überschwemmungsgebieten auch Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten für verschiedene Hochwasserszenarien veröffentlicht. Die Risikokarten ermöglichen eine Einschätzung der potenziellen Hochwasserschäden, indem sie den Zusammenhang zwischen einer betroffenen Fläche und deren Nutzung darstellen. Zur Verdeutlichung des verbleibenden Risikos, welches auch außerhalb festgesetzter Überschwemmungsgebiete oder hinter technischen Hochwasserschutzeinrichtungen besteht, werden von der Wasserwirtschaftsverwaltung auch Karten für extreme Hochwasserereignisse (HQextrem) erarbeitet. Aus ihnen wird ersichtlich, welche Folgen sehr selten eintretende Hochwasserereignisse haben können, bei denen auch weiter vom Gewässer entfernte Flächen überflutet werden oder Schutzeinrichtungen versagen. Die Karten stellen somit eine gute Grundlage für eine Diskussion über den Umgang mit dem verbleibenden Risiko und für die Planung von Maßnahmen der Eigenvorsorge dar.

Notfallplanung

Bei Hochwasser muss schnell gehandelt werden. Das gelingt nur dann reibungslos, wenn schon zuvor klare Zuständigkeiten und Abläufe z.B. in Alarm- und Einsatzplänen festgelegt werden. Mit regelmäßigen Übungen werden die Abläufe der lokalen Einsatzkräfte automatisiert, sodass diese noch besser auf den Ereignisfall vorbereitet sind.

Auf Gemeindeebene erleichtern örtlich angepasste Alarm- und Einsatzpläne den Hilfskräften das Eingreifen und sorgen für eine zügige Information aller Betroffenen. So können Güter rechtzeitig aus der Gefahrenzone entfernt, Verkehrswege gesperrt, Versorgungsanlagen (Gas, Wasser, Strom und Öl) gesichert und Evakuierungen vorgenommen werden.

Städte und Gemeinden können aus einer Bandbreite von Hilfestellungen für die Hochwasservorsorge wählen: Der Praxisratgeber "Hochwasserschutz für Kommunen" des Bayerischen Gemeindetags kann bei den Planungen unterstützen. Mit Hilfe des vom Freistaat geförderten DWA-Audits "Hochwasser – wie gut sind wir vorbereitet?" können Schwachstellen identifiziert und der aktuelle Stand der Vorsorge von Gemeinden verbessert werden. Hilfestellung bei der Erarbeitung von Alarm- und Einsatzplänen bietet die Arbeitshilfe zur Aufstellung bzw. Fortschreibung von Alarm- und Einsatzplänen des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration.

Eigenvorsorge

Im Rahmen von PRO Gewässer 2030 soll insbesondere die Eigenvorsorge weiter gestärkt werden. Der erste Schritt ist, sich der Hochwassergefahr bewusst zu werden. Jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, ist nach § 5 Abs. 2 WHG verpflichtet, Maßnahmen zur Eigenvorsorge für den Fall eines Hochwasserereignisses zu ergreifen. Hier setzt die Initiative Hochwasser.Info.Bayern an: Dieses Portal stellt Informationen für ein angepasstes Verhalten öffentlich bereit, ermöglicht einen intensiven Dialog und stärkt so das Risikobewusstsein.

Risikovorsorge

Trotz aller Maßnahmen zur Eigenvorsorge und der Notfallplanung verbleibt immer noch ein Risiko für Hochwasserschäden. Für diesen Fall empfiehlt es sich, eine Versicherung gegen Elementarschäden abzuschließen, um eine existenzbedrohende Lage zu vermeiden. In Bayern ist nur ungefähr ein Drittel der Wohngebäude gegen Elementarschäden versichert.

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