PRO Gewässer 2030

Unsere Bäche, Flüsse und Seen sind wichtige Bestandteile unserer Landschaft, Lebensgrundlage für viele Pflanzen, Tiere und uns Menschen, Erholungsraum, aber zeitweise auch Bedrohung. Sie sind und werden künftig noch mehr mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert:

Starkregen und Hochwasser, Trockenheit und Dürre, überformte Gewässerlandschaften und ökologische Defizite, stoffliche Belastungen und steigender Erholungsdruck.

Die Gewässer zu schützen, sie naturnah und nachhaltig zu entwickeln, fit für die Zukunft zu machen, aber auch den Menschen vor Wassergefahren zu schützen - dies kann nur ganzheitlich gelingen. Das Bayerische Gewässer-Aktionsprogramm 2030 (kurz: PRO Gewässer 2030) ist mit seinem integralen Ansatz für Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung ein zentraler Baustein der Gesamtstrategie Wasserzukunft Bayern 2050. Viele Maßnahmen aus PRO Gewässer 2030, die die Themen Hochwasserschutz, Ökologie und Sozialfunktion im Zusammenhang mit Fließgewässern betreffen, unterstützen die Ziele von Wasserzukunft Bayern 2050. So halten beispielsweise intakte Auwälder sowie renaturierte Bäche und Flüsse mit ihren schattenspendenden Gehölzsäumen nicht nur Wasser in der Fläche zurück, sondern sind zugleich wirksame Abhilfe gegen Trockenheit.

PRO Gewässer 2030 besteht aus drei Säulen mit folgenden fachlichen Themenschwerpunkten:

  • Säule I – Hochwasserschäden vorbeugen (Hochwasserschutz): Nachhaltiger Schutz vor Hochwasser und Sturzfluten (= Fortführung von AP2020 und AP2020plus) sowie Stärkung von natürlichem Rückhalt und Eigenvorsorge,
  • Säule II – Flüsse, Bäche, Auen renaturieren (Ökologie): Erhaltung bzw. Wiederherstellung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Gewässer und Auen sowie Vernetzung und naturschutzfachliche Aufwertung ihrer Lebensräume,
  • Säule III – Erlebnisse und Erholung schaffen (Sozialfunktion): Steigerung der Erholungsfunktion und Erlebbarkeit der Gewässer durch begleitende Gestaltungsmaßnahmen sowie durch Verbesserung der umweltverträglichen Zugänglichkeit.

Die Säulen entsprechen den strategischen Bereichen in der Gesamtstrategie Wasserzukunft Bayern 2050. Jede Säule von PRO Gewässer 2030 ist wiederum in mehrere Handlungsfelder untergliedert.

Grafik mit den drei Säulen Hochwasserschutz, Ökologie und Sozialfunktion mit den dazugehörigen Icons und Handlungsfeldern. In der Mitte sind die übergreifenden Maßnahmen uns Strategien platziert. Die drei Säulen Hochwasserschutz, Ökologie und Sozialfunktion mit den dazugehörigen Handlungsfeldern

In der Säule I (Hochwasserschutz) werden die Aktivitäten aus den Vorläuferprogrammen, dem Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020 sowie dem Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020plus, konsequent fortgeführt. Unter dem Dach dieser beiden Programme wurden in der Vergangenheit über 20 Jahre Maßnahmen zum Schutz der Menschen vor Hochwasser erfolgreich umgesetzt. Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus den folgeschweren lokalen Hochwasserereignissen der letzten Jahre wurden genutzt, um die Hochwasserschutzstrategie im PRO Gewässer 2030 weiterzuentwickeln.

PRO Gewässer 2030 beinhaltet aber nicht nur die bayerische Hochwasserschutzstrategie. Vielmehr werden im PRO Gewässer 2030 sämtliche bestehenden Programme und Maßnahmen zum Hochwasserschutz, zur Verbesserung der Ökologie der Gewässer und Auen, zur Lebensraumvernetzung und Artenvielfalt sowie zur Stärkung der Sozialfunktion der Gewässer zusammengefasst. Dazu gehören insbesondere die Maßnahmen zur Umsetzung der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL), der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) sowie der Vogelschutz-Richtlinie (VS-RL). Jährlich fließen 200 Millionen Euro in das bis ins Jahr 2030 ausgelegte Programm.

In der folgenden Grafik sind die Herausforderungen der Wasserwirtschaft sowie die Handlungsfelder in den Säulen von PRO Gewässer 2030 beispielhaft durch einzelne Maßnahmen untersetzt dargestellt.

Grafik zu einer fiktiven Gewässerlandschaft. Die Säulen und Handlungsfelder von PRO Gewässer 2030 sind anhand beispielhafter Maßnahmen dargestellt. Gewässerlandschaft mit Herausforderungen, Säulen und Handlungsfeldern von PRO Gewässer 2030 sowie beispielhaften Maßnahmen

PRO Gewässer 2030 ist ein integrales Programm, dessen übergeordnetes Ziel eine bestmögliche Zielerreichung in allen drei Säulen durch Nutzung von Synergien ist. Bereits in der Planungsphase werden die Ziele aller drei Säulen mitgedacht. So lassen sich diejenigen Maßnahmen auswählen, bei denen die meisten Synergien zwischen den Säulen bzw. Handlungsfeldern bestehen. Auf diese Weise können auch Konfliktpotenziale frühzeitig erkannt und so bereits in der Planungsphase ausgeräumt oder durch entsprechende Maßnahmen minimiert werden.

Die folgenden drei Beispiele zeigen mögliche Synergien auf:

  • Deichrückverlegungen vergrößern den Abflussquerschnitt und schaffen zusätzlichen Retentionsraum (Säule I). Gleichzeitig kann sich durch die regelmäßigen Überschwemmungen in den dafür vorgesehenen Bereichen des Abflussquerschnitts wieder eine naturnahe Aue entwickeln (Säule II).
  • Naturnahe Bäche, Flüsse und Auen werden im besonderen Maße als Erholungs- und Erlebnisräume geschätzt (Säule III). Renaturierungsmaßnahmen (Säule II) steigern deshalb in der Regel deren Attraktivität. Andererseits verträgt nicht jeder Gewässer- und Auenlebensraum Freizeitaktivitäten, insbesondere nicht in unbegrenztem Umfang und in hoher Intensität. Deshalb sind bei der Planung von Renaturierungen integrierte Lösungen zu finden, die Ökologie und Sozialfunktion gleichermaßen gerecht werden.
  • Bei der Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen (Säule I) werden schon seit vielen Jahren die Belange der Sozialfunktion so gut wie möglich berücksichtigt. Beispielsweise werden Hochwasserschutzanlagen (Deiche und Hochwasserschutz-Wände) so gestaltet, dass das Ortsbild möglichst wenig beeinträchtigt oder sogar aufgewertet wird. Sofern es die Vorwarnzeiten erlauben, lassen sich mobile Elemente verwenden, um Sichtbeziehungen weniger stark zu beeinträchtigen. Zugänge zum Gewässer und Plätze zum Verweilen dienen der Erholung und sind Orte der Begegnung (Säule III). Häufig gehen Hochwasserschutzmaßnahmen im Ortsbereich mit einer städtebaulichen Aufwertung entlang der Gewässer einher.

In allen drei Säulen stellt das Thema Klimaanpassung ein zentrales und ein zwischen den Säulen verbindendes Element dar. Sei es z. B. einerseits durch die Berücksichtigung klimatischer Veränderungen im Zuge der Bemessung von Hochwasserschutzanlagen oder andererseits durch das Ziel einer Erhöhung der verfügbaren Wasserressourcen und damit Verbesserung der Lebensgrundlage durch Stärkung des natürlichen Rückhalts in der Landschaft. In urbanen Regionen wird dieses Ziel durch Schaffung wassersensibler Strukturen verfolgt, woraus sich zudem Kühlungseffekte und damit verbesserte Lebensbedingungen für den Menschen – auch im Zuge der erwarteten ansteigenden Temperaturen – einstellen können.

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