Renaturierung und nasse Nutzung

Obwohl die hohe multifunktionale Bedeutung der Moore in der Fachwelt unumstritten ist und erste Maßnahmen zur Wiederherstellung erfolgreich abgeschlossen wurden, schreitet die Sanierung dieser Lebensräume in Bayern bisher nur langsam voran. Mit dem Klimaschutzprogramm der bayerischen Staatsregierung widmet sich der Freistaat nun im Aktionsfeld "Natürliche CO2-Speicherung (Wald, Moore, Wasser)" in besonderem Maße auch dem Klimaschutzpotenzial der Moore.

Renaturierung

Die Renaturierung von Mooren zielt auf die Wiederherstellung des Lebensraums Moor mit seiner typischen Biodiversität ab. Eine nachfolgende Nutzung ist nicht vorgesehen, auch wenn eine regelmäßige Pflege, v.a. in den ersten Jahren wichtig und sinnvoll ist. Gelingt es, den Wasserstand ganzjährig auf 0 bis 10 cm unter der Geländeoberkante zu heben, erhalten unsere Moore die meisten ihrer besonderen Funktionen zurück.

In renaturierten Mooren finden sich oft schon nach kurzer Zeit hochspezialisierte Arten wie Zwerglibelle, Krickente oder Bekassine ein. Etablieren sich moortypische Pflanzenarten, setzt auch das Torfwachstum wieder ein und bindet große Mengen an Kohlenstoff. So kann wieder echte Moorwildnis entstehen.

Moorwiese mit Seggen, Mädesüß und einem Graben. Renaturierte Niedermoorfläche im Leipheimer Moos. Foto: Dr. Theresa Lehmair

Nasse Nutzung

Ein Großteil unserer Moore ist heute durch den Menschen stark beeinflusst, da die Entwässerung der Moore lange Zeit als Voraussetzung für ihre landwirtschaftliche oder forstwirtschaftliche Nutzung galt. Erst langsam beginnt ein Umdenken in Bezug auf alternative Nutzungsformen, die für Landwirtschaft und Klimaschutz gleichermaßen Perspektiven bieten.

Für Wiedervernässungsmaßnahmen in Niedermooren werden in der Regel landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch genommen, die im Anschluss mit konventioneller Technik nicht mehr zu bewirtschaften sind. Die Forschung zeigt Alternativen zur Bewirtschaftung auf vernässten Moorböden auf. Diese haben sich bereits in der Praxis bewährt oder befinden sich in der Erprobung. Dennoch steht eine betriebliche Umstellung auf Nassbewirtschaftung oft vor großen Herausforderungen, zum Beispiel durch Investitionen in angepasste Technik, bei der Produktverwertung und bei der Vermarktung.

So genannte Paludikulturen (lat. palus = Sumpf), also der Anbau von nässeverträglichen Pflanzen wie Rohrkolben, Schilf, Seggen oder Torfmoosen bei naturnahen, den Torf erhaltenden Wasserständen, bieten Alternativen zum Anbau von Mais oder Kartoffeln auf tiefentwässerten Moorböden. Auch die Beweidung mit angepassten Tierarten wie dem Wasserbüffel bietet die Möglichkeit, Moorböden bei gleichzeitiger Vernässung weiterhin landwirtschaftlich zu nutzen und zugleich den Klimaschutzeffekt der Moore wiederherzustellen.

xxx Die Beweidung mit Wasserbüffeln erhöht die Strukturvielfalt der Weideflächen und sorgt so unter anderem für offenen Wasserflächen, welche der inzwischen stark gefährdeten Kiebitz (Vanellus vanellus) nutzt. Foto: Dr. Anja Jaeschke

Weiterführende Informationen

Links

Teilen