Agrarumweltmaßnahmen und Insekten

Der Rückgang der Artenvielfalt insbesondere der Insekten wird momentan intensiv diskutiert. Vieles deutet darauf hin, dass die Intensität der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen die Insektenfauna stark beeinflusst.

In Bayern wird bereits seit mehreren Jahrzehnten im Rahmen von Agrarumweltprogrammen die naturschonende Bewirtschaftung und der damit verbundene Erhalt von seltenen Arten und Lebensräumen honoriert.

Eine schwarz-gelb gestreifte Schwebfliege sitzt auf einer pink-farbenen Blüte. Schwebfliegen zählen zur Gruppe der bestäubenden Insekten, die damit eine wichtige Funktion in der Agrarlandschaft erfüllen; Foto: Josephine Jedicke

Wie erfolgreich sind KULAP und VNP?

Inwieweit und in welchem Umfang gezielt die Insektenfauna durch derartige Agrarumweltmaßnahmen beeinflusst wird, ist bisher nicht für alle Fördermodule ausreichend bekannt. Deshalb führt das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) in Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) von 2019 bis 2023 das Projekt "Evaluierung der Wirkung von Agrarumweltmaßnahmen auf Insekten" durch.

Hierbei bearbeitet die LfL ausgewählte Agrarumweltmaßnahmen vorwiegend des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) und das Bayerische Artenschutzzentrum (BayAZ) im LfU untersuchte Maßnahmen des Vertragsnaturschutzprogramms (VNP).

Im Allgemeinen honoriert das VNP die naturschonende Bewirtschaftung von Wiesen, Weiden, Äckern und Teichen in ökologisch wertvollen Gebieten. Hierbei können Maßnahmen zum Teil flexibel kombiniert werden, um den situationsbedingten Zielen der Erhaltung und Verbesserung von Lebensräumen und der Erhaltung bestimmter Tier- und Pflanzenarten gerecht zu werden.

Extensivierung soll Vielfalt der Insekten fördern

Dabei werden auch Extensivierungsmaßnahmen auf Acker- und Grünland angeboten, welche die Vielfalt der Insekten fördern sollen. So werden zum Beispiel der Verzicht auf Düngemittel und auf Pestizide oder auch einen Streifen mit Altgras auf der Wiese zu belassen, als naturschonende Maßnahmen honoriert. Konkrete Erhebungen, ob derartige Extensivierungsmaßnahmen auf Acker- und Grünlandflächen einen positiven Einfluss auf den Erhalt der Insekten haben, waren Inhalt dieses Projekts.

Eine Waage, ein Binokular und Gefäße zur Sortierung der Insekten in unterschiedliche Gruppen und Arten stehen auf einem Tisch. Die Insektenproben wurden im Labor aufbereitet und es werden Biomasse, Häufigkeiten und Artenzahlen bestimmt

Wichtige Funktion in der Agrarlandschaft

Im Detail wurde die Untersuchung als "Mit-Ohne-Vergleich" durchgeführt. Dabei wurde die Insektenfauna von VNP-Flächen der Insektenfauna von Flächen ohne VNP-Vereinbarung gegenübergestellt. Einen Schwerpunkt bei der Erfassung bildeten Fluginsekten (Schwebfliegen, Bienen, Wespen), welche als Bestäuber eine wichtige Funktion in der Agrarlandschaft haben. Zusätzlich wurden Laufkäfer und Spinnentiere erfasst, bei denen Schädlinge auf dem Speiseplan stehen. Sie spielen so für den integrierten Pflanzenschutz eine Rolle. Die Untersuchungen konzentrierten sich auf Regionen in Nordbayern (zum Beispiel Rhön-Grabfeld, Bayreuth). Zur Erfassung der Insekten wurden überwiegend Malaise- und Bodenfallen eingesetzt.

Auf dem Acker hilft der Vertragsnaturschutz den Insekten

Beim Vergleich von Äckern mit und ohne Maßnahmen des VNP zeigten die Ergebnisse durchwegs einen statistisch signifikant positiven Effekt auf die Insektenartenzahl und die Insektenbiomasse. Auch Arten der in der Roten Liste Bayerns geführten Insekten und Spinnentiere waren auf Flächen mit VNP häufiger vertreten. Entsprechend ist VNP auf Äckern ein wichtiger Baustein, um Arthropoden zu fördern und ein weiterer Ausbau kann helfen, dem Insektenrückgang entgegenzuwirken.

Die Ergebnisse wurden in einem Fachartikel der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) veröffentlicht:

Das Gesamtprojekt wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, das Bayeri¬schen Staatsministeriums für Ernährung, Land¬wirtschaft, Forsten und Tourismus sowie den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) finanziert.

Bayernkarte mit hervorgehobener Darstellung der Landkreise Rhön-Grabfeld, Bayreuth und Kulmbach. Die Untersuchungen der VNP-Maßnahmen erfolgten in verschiedenen Regionen Nordbayerns (zum Beispiel Rhön-Grabfeld, Bayreuth, Kulmbach)

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