Wildkameras (Fotofallen) im Kleinsäugermonitoring

Die systematische Kartierung von Kleinsäugern ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Herkömmliche Nachweismethoden wie Fallenfänge stellen aufwendige Erfassungsmethoden dar, mittels derer es auch künftig nicht einfach sein wird die Datenlage zu erweitern, denn sie sollten mindestens zweimal am Tag kontrolliert werden und eine große Anzahl und auch lange Standzeiten sind je Untersuchungsfläche erforderlich, um das Artenspektrum einigermaßen vollständig zu erfassen. Als Methode für ein systematisches Monitoring von Kleinsäugern wurden daher 2016 im Auftrag des LfU erstmals in Bayern Wildkameras für die Nachweisbarkeit der Waldbirkenmaus getestet.

Die für die Waldbirkenmaus entwickelte Nachweismethodik mit hochauflösenden Wildkameras hat sich auch für den Nachweis anderer Kleinsäugerarten bewährt. Gerade seltene Arten, die bisher bei Kartierungen häufig unentdeckt geblieben sind, konnten so erfolgreich nachgewiesen und schwer zugängliche Gebiete effektiv und tierschonend auf Kleinsäuger hin untersucht werden. Im Gegensatz zu klassischen Methoden wie Lebendfang und Gewölleuntersuchungen erlaubt die Verwendung von Kamerafallen erstmals eine großflächige Untersuchung der Kleinsäugerfauna mit verhältnismäßig geringem Aufwand. Zur Artidentifikation ließ das LfU eine reich bebilderte Bestimmungshilfe entwickeln, die charakteristische Merkmale für den Großteil des in Bayern heimischen Artspektrums zeigt. Diese soll helfen, Wildkameras als Standardmethode zum Monitoring von Kleinsäugergesellschaften zu etablieren.

Wildkameras sind ursprünglich für die Aufnahme von großen Säugetieren auf eine Entfernung von 20 bis 50 m vorgesehen. Aufnahmen im Nahbereich weisen daher eine erhebliche Unschärfe auf. Deswegen wird an den Kameras der Fokus des Objektivs manuell auf eine Entfernung von ungefähr 70 cm eingestellt. Die Auslösung erfolgt durch einen passiven Infrarot-Bewegungsmelder. Tritt ein Tier in den Fokusbereich der Kamera, erkennt der Sensor das bewegte Objekt durch die Wärmeänderung und löst in 0,2 bis 0,3 Sekunden aus. Für Nachtaufnahmen kommt ein Infrarot LED mit einer Wellenlänge von 940 nm zum Einsatz. Die Belichtung durch den sogenannten Schwarzblitz (No-Glow Infrarot Blitz) wird von den Tieren nicht bemerkt. Nachts entstehen so Schwarz-Weiß-, tagsüber Farbaufnahmen. Die Fotos werden auf einer Speicherkarte gespeichert. Die Kameras können über mehrere Monate aufnehmen, sofern nicht Bewegungen der Vegetation zu ständigen Auslösungen führen. Die Wildkameras werden auf speziell angefertigten Stahlgestellen befestigt und bodennah beziehungsweise auf Starkästen von Bäumen (zur Erfassung von Bilchen) positioniert.

Auf hohem Laubbaum inmitten des Waldes ist eine Wildkamera angebracht, die auf einen Nistkasten gerichtet istWildkamera Baumanbringung, zur Bilcherfassung auf Nistkasten gerichtet; Foto: Davis Stille

Die Verwendung von Wildkameras hat sich als verlässliche und effektive Methode für den qualitativen Nachweis von Kleinsäugern bewährt. Im Gegensatz zum Lebendfang ermöglicht diese Methodik Flächenuntersuchungen mit verhältnismäßig geringem Aufwand und sehr gutem Erfassungsgrad der vorkommenden Arten. Insbesondere seltene Arten sind mit klassischen Fangmethoden oft schwer zu erfassen und sind folglich bei den meisten Erhebungen unterrepräsentiert. Weiterhin stellt Lebendfang eine starke Stresssituation für die Tiere dar und die Mortalität in den Fallen ist bei manchen Taxa erheblich. Gerade für die Erfassung seltener und bedrohter Arten eignet sich deswegen die nicht-invasive Nachweismethodik mittels Wildkameras besonders gut. Sie kann den Lebendfang aber nicht vollständig ersetzen, da sich manche Arten auf den Bildern nicht eindeutig voneinander unterscheiden lassen, beispielsweise Alpenwaldmaus und Waldmaus oder Sumpf- und Wasserspitzmaus! Lebendfang im Nachgang zu Untersuchungen mit Wildkameras ist daher dann notwendig, wenn gezielt nach auf Bildern nicht eindeutig bestimmbaren Tieren geforscht werden soll. Unter Umständen müssen auch Lebendfänge weiter analysiert werden. Eine genetische Artbestimmung ist zum Beispiel bei Nachweisen von Kurzohrmäusen in den Alpen sinnvoll.

Da Kleinsäuger auf Fotos nicht individuell unterscheidbar sind, werden mit der Verwendung von Wildkameras nur qualitative Daten erhoben. Eine Einschätzung der Populationsgröße und -struktur ist so nur bedingt möglich.

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