Gartenschläfer (Elyomis quercinus)
Der Gartenschläfer (Elyomis quercinus) gehört zur Familie der Bilche. Er zählt damit zu den Schlafmäusen, die einen Winterschlaf halten. Dieser dauert in der Regel von Oktober bis März/April. Sein Kennzeichen unter den Schläfern ist der auffällige schwarze Augenstreif der sich zu den Ohren hin verbreitert und wie eine Gesichtsmaske aussieht. Er hat eine Größe von ca. 11 bis 17 cm und ein Gewicht von 50 bis 120 g. Sein 9 bis 12 cm langer Schwanz ist kurz behaart und endet mit einer weißen Quaste. Seine Nahrung besteht neben tierischer Nahrung aus Beeren, Obst, Nüssen und Samen.
Die Verbreitung des Gartenschläfers zeigt, dass er ganz unterschiedliche Lebensräume besiedelt: einerseits warme Gebiete wie Weinberge in Westdeutschland, andererseits kühlere Naturräume wie die ost- und nordostbayerischen Mittelgebirge, wo man ihn an Blockhalden in den Hochlagen, aber auch in schattigen Fichtenwäldern finden kann. Auch die Vorkommen am Nordrand der Alpen überraschen auf den ersten Blick. Nachweise stammen hier sowohl aus tieferen Lagen, zum Beispiel den Eingangsbereichen der Partnach- und Höllentalklamm Bei Garmisch-Partenkirchen, als auch von Hütten aus den Hochlagen bis zur Baumgrenze.
Nach den Untersuchungen zum Gartenschläfer in den Naturparken Fichtelgebirge und Frankenwald im Rahmen eines Biodiversitätsprojektes in den Jahren 2013 bis 2014 besiedelt der Gartenschläfer grobskelettreiche, flachgründige Böden, in denen er in Gesteinsspalten im Boden frostfreie Winterquartiere findet. Hier richtet er sich Schlafnester aus Moos und Gras ein. Überwinternde Tiere wurden aber auch in Waldhütten und Nistkästen gefunden. Man kann wohl davon ausgehen, dass auch natürliche Baumhöhlen als Winterquartier genutzt werden können. Einen ganz entscheidenden Lebensraumfaktor stellen vor allem alte strukturreiche Laubwälder und Fichtenwälder mit viel Totholz dar. In liegendem und stehendem Totholz findet der Gartenschläfer einerseits Insekten, die einen Großteil seiner Nahrung ausmachen, andererseits bietet es auch Höhlen als Sommerquartiere.
Der Gartenschläfer wurde in Bayern im letzten Jahrhundert an zahlreichen Orten nachgewiesen, insbesondere in den östlichen Mittelgebirgen der Regierungsbezirke Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern. Auch in den bayerischen Alpen ist der Gartenschläfer verbreitet und kommt bis in die Hochlagen an oder über der Baumgrenze vor. Die umfassendste Erhebung stammt von Ingrid Faltin, die von 1983 bis 1987 Untersuchungen zur Verbreitung der Schlafmäuse in Bayern durchgeführt hat. Im Staatswald in ganz Bayern untersuchte sie Vogelnistkästen und andere Unterschlupfe. Nachgewiesen hatte ihn Ingrid Faltin an verschiedenen Orten im Fichtelgebirge. Danach gelangen nur noch wenige Nachweise.
Bestandsrückgänge des Gartenschläfers sind wahrscheinlich. In Bayern und in Deutschland ist der Gartenschläfer deshalb in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft. Seine Lebensräume sind durch die intensivere Nutzung der Wälder und der Landschaft, durch den Verlust von Gärten und durch die Zersiedelung geschrumpft. Hinweise auf eine frühere weitere Verbreitung und Häufigkeit des Gartenschläfers im Fichtelgebirge gibt der engagierte Naturbeobachter Heinz Spath aus Marktleuthen im Landkreis Wunsiedel. Er berichtet von Gartenschläfervorkommen in Siedlungen im Fichtelgebirge bis in die 1950er und -60er Jahre. Heinz Spath hat schon ab den 1960er Jahren begonnen, erste selbstgebaute Holznistkästen und Vogelkästen für den Gartenschläfer auszubringen.
Bundesweit zählt der Gartenschläfer zu den Arten, für die eine besondere Erhaltungsverantwortung besteht. Bayern will deshalb den Gartenschläfer im Zuge der Umsetzung des Biodiversitätsprogramms in den ostbayerischen Mittelgebirgen fördern, wo der Bilch zuletzt noch häufiger nachgewiesen wurde. Das Biodiversitätsprojekt 2013 bis 2014 der Regierung von Oberfranken hatte neben einer Bestandserhebung das Ziel, Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung durch die Ausbringung von Nistkästen und die Einbeziehung der Öffentlichkeit umzusetzen, um neben der Bestandserhebung die Bevölkerung zum Schutz der Schläfer einzubeziehen. Ebenso wurde getestet welche Erfassungsmethoden am wirkungsvollsten sind. Da Gartenschläfer gerne Vogelnistkästen nutzen, wurden als Artenhilfsmaßnahme für sie spezielle Bilchnistkästen mit einem rückseitigen Eingangsloch an geeigneten Standorten angebracht. Diese dienen einerseits der Bereitstellung von Quartieren und ermöglichen gleichzeitig auch ein Monitoring. Für weitergehende Maßnahmen, die der Förderung unterwuchs- und beerenreicher Wälder mit alten Bäumen, Totholz und Baumhöhlen in höheren Lagen des Fichtelgebirges und Frankenwaldes dienen, wurden die Forstbetriebe zur Unterstützung im Artenhilfsprogramm hinzugezogen. Insbesondere wurden die Forstbetriebe auf den Erhalt von alten Jagdhütten und ungenutzten Forsteinrichtungen und um die Öffnung von Einschlupfmöglichkeiten angesprochen. Das Projekt ist auf der Homepage der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege und auf der Seite des Naturparks Fichtelgebirge näher beschrieben (siehe "Weiterführende Informationen" am Seitenende.
Aufgrund der hohen Verantwortung Deutschlands zur Erhaltung des Gartenschläfers fördert das Bundesamt für Naturschutz unter dem Namen "Spurensuche Gartenschläfer" seit 2019 ein sechsjähriges Großprojekt, das in Bayern der BUND Naturschutz gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung bearbeitet.
Weiterführende Informationen
Links
- Biodiversitätsprojekt zum Schutz des Gartenschläfers (initiiert durch die Regierung von Oberfranken)
Dokumente
- Faltin, Ingrid (1988): Untersuchungen zur Verbreitung der Schlafmäuse (Gliridae) in Bayern. Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Umweltschutz 81, 7-15.