Nachtleben im Garten

Nicht nur am Tag, auch in der Nacht können Sie Tieren mit geeigneten Maßnahmen Nistplatz, Nahrung und Schutz bieten. Wir geben Ihnen Tipps, wie sich nachtaktive Arten in Ihrem Garten wohlfühlen.

Licht aus - Nachtleben an!

Fledermäuse, Glühwürmchen, Nachtfalter: Viele verschiedene Arten treiben sich im Dunkeln herum. Circa 30 Prozent der Säugetiere und etwa 60 Prozent der Insekten in Deutschland gelten als nachtaktiv. Von den heimischen Schmetterlingen sind es sogar zwischen 80 und 95 Prozent. Die Dunkelheit bietet den Tieren Schutz vor Fressfeinden oder verbessert ihre Jagdbedingungen, da andere Nahrungskonkurrenten überwiegend im Hellen aktiv sind. Verschiedene Lebensgemeinschaften haben sich an die Nacht angepasst. So blühen manche Pflanzen erst in der Abenddämmerung und versorgen Käfer und Nachtfalter mit Nektar und Pollen. Von ihnen können sich wiederum Fledermäuseund andere insektenfressende Tiere ernähren.

Das Graue Langohr, eine Fledermausart, ernährt sich beispielsweise mit Vorliebe von größeren Nachtfaltern wie der Gamma-Eule und der Hausmutter. Gamma-Eulen legen ihre Eier unter anderem an der Kleinblütigen Königskerze ab. Diese wächst und blüht innerhalb der Hauptaktivitätszeit der Gamma-Eulen.

Kreisförmige Infografik mit Kalendermonaten im äußersten Kreis und verschiedenfarbigen Balkensegmenten, die unterschiedliche Lebensphasen und Zusammenhänge von der Grauen Langohr-Fledermaus, dem Nachtfalter der Art Gamma-Eule und der Kleinblütigen Königskerze abbilden. Aktivitäts- und Blütezeiten verschiedener Arten, die in wechselseitiger Beziehung stehen. Die Kleinblütige Königskerze (gelb) wächst und blüht in der Hauptaktivitätsphase der Gamma-Eule (dunkelgrün). Diese Nachtfalterart legt ihre Eier unter anderem an Kleinblütigen Königskerzen ab, sodass sich ihre Raupen von der Pflanze ernähren können. Gamma-Eulen sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Graue Langohr-Fledermaus während des Sommerhalbjahres (blau); Grafik: Sarah Heuzeroth

Gefährdung

Weniger geeignete Lebensräume, Pestizideinsatz und nächtliche Lichtverschmutzung: Die Menge und Vielfalt an Insekten, tag- und nachtaktiv, gehen zurück. Schätzungsweise 100 Milliarden Insekten sterben nachts pro Sommer in Deutschland allein durch die nächtliche Straßenbeleuchtung. Weniger Insekten bedeuten weniger Nahrung für Fledermäuse, Igel und Vögel.

Die Lichtverschmutzung stört ebenfalls tagaktive Lebewesen in ihrer Nachtruhe. Die Folgen können zum Beispiel Erschöpfungszustände durch eine schlechtere Schlafqualität bis hin zu Krankheiten beim Menschen sein oder geminderte Fortpflanzungserfolge bei Tieren. Pflanzen können in ihrem Produktionsrhythmus von Duftstoffen und Nektar gestört sein. Manche Arten verschieben ihren Vegetationsrhythmus in Folge nächtlicher Beleuchtung. So blühen einige Bäume früher oder werfen zu spät im Jahr ihr Laub ab. Dadurch kann es zu Frostschäden kommen. Vereinzelt lässt sich beobachten, dass manche Bäume, die näher an Straßenlaternen stehen, ihr Laub länger behalten als andere Bäume in ihrer Nähe.

So wird Ihr Garten fit für die Nacht

In naturnahen, strukturreichen Gärten mit wenig künstlichem Licht und vielfältigem Pflanzenangebot fühlen sich nachtaktive Arten wieder wohl.

An der ockerfarbenen Klinkerfassade eines Wohnhauses hängen Fledermauskästen über und neben einem Fenster. Links und rechts rankt eine Kletterplanze die Wand empor bis zum Dach. Fledermauskästen unterstützen Fledermäuse bei der Suche nach geeigneten Quartieren, wenn natürliche Nistplätze in der Umgebung rar sind. Bild: creativenature.nl/stock.adobe.com

  • Reduzieren Sie künstliche Lichtquellen. Wenn nötig, installieren Sie zielgerichtetes, nach unten strahlendes, warmweißes Licht mit geringer Leuchtintensität und Bewegungsmeldern. Schließen Sie nachts Vorhänge, Jalousien oder Rollläden, um die Zimmerbeleuchtung im Raum zu halten und die Aufhellung der Außenbereiche zu reduzieren.
  • Verzichten Sie auf synthetische Pestizide gegen Raupen und andere vermeintliche Schädlinge. Sie nehmen vielen anderen Tieren die Nahrungsgrundlage und gelangen außerdem in die Umwelt. Sammeln Sie bei starkem Befall die Raupen ab und verfüttern Sie sie an Vögel. Ebenso sind Blattläuse eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel im Frühjahr. Bei starkem Blattlausbefall helfen Brennnesseljauche oder ein starker Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch.
  • Legen Sie naturnahe, fischfreie Teiche an. Belassen Sie ausreichend Lücken in der Bepflanzung, sodass Fledermäuse im Flug trinken können. Flache Ufer und Ausstiegshilfen erleichtern weiteren Tieren den Zugang zum Wasser.
  • Erhalten Sie alte Bäume mit Höhlen, Astlöchern und loser Rinde, denn hier finden Fledermäuse und Bilche wie der Gartenschläfer Schutz. Zusätzlichen Lebensraum bieten spezielle Fledermauskästen an der Hauswand. Diese sollten an einem wenig frequentierten Ort wettergeschützt, hindernisfrei und sonnig bis halbschattig angebracht werden. Ungestörte Quartiere, auch im und um das Gebäude, sind essentiell für den Fledermausschutz!
  • Erhalten oder pflanzen Sie einheimische Bäume, Sträucher und Stauden. Nachtblüher wie Gewöhnliche Wegwarte, Kleinblütige Königskerze oder Rote Lichtnelke machen Staudenbeete zum Hingucker für Sie und nachtaktive Insekten. Begrünen Sie Fassaden mit Echtem oder Wald-Geißblatt, Echtem Seifenkraut oder Gewöhnlichem Leimkraut. Sie bieten Schutz und Nahrung in Dämmerung und Nacht.
  • Beziehen Sie Brennnesseln, Disteln und andere Wildkräuter in „Wilden Winkeln“ in Ihr Gartenkonzept mit ein – hier entwickeln sich die schönsten Tag- und Nachtfalter.
  • In unbehandeltem Totholz finden verschiedene Käfer und andere Insekten, die eine wichtige Futterquelle für größere nachtaktive Tiere sind, Nahrung und Nistplatz. Setzen Sie Totholz vielfältig und dekorativ in Beeten oder wilden Winkeln liegend oder stehend ein.
  • Mähen Sie seltener, lassen Sie Teilflächen und Blühinseln stehen, dort finden Insekten und andere Tiere Lebensraum und Nahrung. Wichtig hierbei: das Mähgut von der Wiese entfernen. So entziehen Sie dem Boden Nährstoffe und fördern bunt blühende Blumen.

Heimische Pflanzen für nachtaktive Insekten

Im Staudenbeet, in der Wiese oder an der Hauswand ziehen die nachfolgenden, größtenteils heimischen Pflanzen nachtaktive Insekten an wie ein Magnet. Je mehr Insekten vorhanden sind, umso mehr Futter ist für Fledermäuse, Igel, Gartenschläfer und Vögel gesorgt.

  • Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis)
  • Garten-Geißblatt (Kletterpflanze, nicht heimisch) (Lonicera caprifolium)
  • Gewöhnliches Leimkraut (Silene vulgaris)
  • Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus)
  • Königskerzen (Verbascum spec.)
  • Moschus-Malve (Malva moschata)
  • Rote Lichtnelke (Silene dioica)
  • Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
  • Wald-Geißblatt (Kletterpflanze) (Lonicera piclymenum)
  • Weiße Lichtnelke (Silene latifolia)
Blühende Wildblumenwiese mit Gräsern, Königskerzen, Natternkopf und weiteren unbestimmten Blühpflanzen. Artenreiche Wildblumenwiesen ziehen Insekten magnetisch an. Hier finden Fledermäuse, Vögel und Co. reichlich Futter; Foto: Christian Söder

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