Artenhilfsprogramm Kreuzotter

Ökologie und Standortansprüche

Die Kreuzotter besiedelt in Bayern ein breites Spektrum an Lebensräumen. Vor allem kühle und feuchte Bereiche in Moorgebieten, Wildflussauen und lichte Waldlebensräume, aber auch Heiden und alpine Matten. In der Kulturlandschaft haben sich besonnte Saumstrukturen, extensive genutzte Streuwiesen und Abbaustellen zu wichtigen Sekundärhabitaten entwickelt.

Neben einem reich strukturierten Habitat mit zahlreichen Versteckmöglichkeiten und Thermalrefugien spielt auch die Abundanz der Beutetiere eine wichtige Rolle. Während sich adulte Kreuzottern hauptsächlich von Kleinsäugern oder Fröschen ernähren, sind Jungtiere auf hohe Bestandsdichten von Eidechsen (Wald- und Zauneidechse) und Hüpferlingen (Braun- und Grünfrösche) angewiesen.

Bedarf

Als Schlange mit dem größten Verbreitungsgebiet weltweit reicht ihr Verbreitungsgebiet von Westfrankreich und den Alpen bis zum Polarkreis und im Osten über Sibirien bis an die Pazifikküste.

Die Kreuzotter ist die einzige in Bayern heimische Giftschlange. In der Vergangenheit kam es beim Torfstechen, bei der Heuernte, beim Hüten des Viehs oder bei der Waldarbeit häufig zu Begegnungen mit dem Menschen und gelegentlich auch zu Bissen. Die Kreuzotter war deshalb lange gefürchtet. So wurde noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg in manchen Gegenden Bayerns Prämien für erschlagene Tiere bezahlt.

Die Verfolgung durch den Menschen aber vor allem die Zerstörung ihrer Lebensräume durch land- und forstwirtschaftliche Intensivierung führten insbesondere seit den 1960er Jahren zu einem starken Rückgang und zum Verschwinden aus Teilen des bayerischen Areals, wie beispielweise aus den großen Niedermooren nördlich von München. Die Kreuzotter gilt mittlerweile bayernweit als stark gefährdet (Rote Liste 2), vielerorts auch vom Aussterben bedroht.

Ziel

Das Artenhilfsprogramm (AHP) soll den anhaltend Rückgang der Art beenden und die bestehenden Vorkommen zu sichern und stabilisieren. Langfristig wird eine Vernetzung der Vorkommen durch Wiederbesiedlung renaturierter Habitate und eine dauerhafte Verbesserung des Gefährdungszustands angestrebt.

Inhalt

Im Rahmen des AHP Kreuzotter werden für unterschiedliche Lebensraumtypen in Bayern langfristige Konzepte entwickelt, die helfen sollen, die Kreuzotterbestände zu stabilisieren und zu fördern. Grundlegende Bausteine des Kreuzotterschutzes sind der Erhalt von Schlüsselhabitaten wie Paarungsplätze und Winterquartiere, die Renaturierung und Wiedervernässung von Mooren und die Schaffung eines Netzwerks lichter Waldstrukturen.

Im Vordergrund ist ein lichter Spirkenfilz mit Altgras und Heidebeständen. Die Wiedervernässung von Mooren ist ein wichtiger Aspekt beim Schutz der Kreuzotter; Foto: Dr. Wolfgang Völkl

Aber auch der Erhalt von extensiv genutztem Grünland und Saumstrukturen in Kontaktbereich zum Wald sowie Renaturierungsmaßnahmen an Fließgewässern sind wichtige Bausteine im AHP. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Förderung von Amphibien als Nahrungsgrundlage für die Jungottern, zum Beispiel durch die Anlage von Laichgewässern.

Eine Übersicht über mögliche Maßnahmen in unterschiedlichen Lebensraumtypen findet sich in der Broschüre "Die Kreuzotter in Bayern - Erfolgreicher Artenschutz".

Baumgruppe aus aufwachsenden Birken und Fichten umgeben von kleinräumigen Altgrasbestand auf einer gemähten Wiese. Auf Streuwiesen sollten kleine Gebüschinseln erhalten bleiben, um den Strukturreichtum zu fördern; Foto: Dr. Wolfgang Völkl

Laufzeit

Das AHP Kreuzotter startete 2003 mit einem Pilotprojekt im Fichtelgebirge. In den darauffolgenden Jahren wurden die überwiegend isolierten Populationen im Alpenvorland untersucht, sowie die Vorkommen in der Rhön oder auch im Bayerischen Wald. Zahlreiche Projekte werden von den höheren und unteren Naturschutzbehörden weitergeführt.

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