Anpassung an Trockenheit und Niedrigwasser

Die Klimaprojektionen weisen für einige Regionen in Bayern auf mehr Trockenheit und Niedrigwasser im Sommerhalbjahr hin. Damit verstärken sich die Nutzungskonflikte zwischen den verschiedenen Wassernutzern. Das erfordert wiederum Strategien, sich anzupassen.

Kurz gesagt

Für eine gerechte Verteilung des Wassers in Trockenzeiten müssen alle Betroffenen konstruktiv zusammenarbeiten.

Ein Niedrigwassermanagement besteht aus Vorsorge- und Sofortmaßnahmen.

Eine gute Anpassung erfolgt über viele verschiedene Maßnahmen, die aufeinander abgestimmt werden.

Strategien und Werkzeuge zur Anpassung an zukünftige Trockenheit in Bayern

Schematische Darstellung der qualitativen und quantitativen Auswirkungen sowie der rein quantitativen Auswirkungen von Niedrigwasser auf die Wasserwirtschaft: Landwirtschaftliche Bewässerung, Energiewirtschaft inkl. Wasserkraft, Schiffahrt und Güterverkehr sowie Auen und Moore als Lebensraum nur quantitativ, Gewässerökologie, Fischerei und Teichwirtschaft, Trink- und Brauchwasser, Speicherbewirtschaftung, Tourismus, Freizeit und Erholung, Abwasserbeseitigung, Wärmeeinleitungen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Von Niedrigwasser betroffene Nutzungsbereiche; Fotos: Andreas Hartl/Dorfen, Angelika Prondczynzky ProNatur, Eberhartinger, Esch/WWA Ansbach, Pfeiffer/WWA Ansbach, WWA München, Erwin Attenberger, LfU, Hans Frieß, pixelio/M. Großmann

Wird das Wasser in seiner Menge knapp, beziehungsweise steht zu wenig Wasser in ausreichender Qualität zur Verfügung, betrifft das viele Nutzungsbereiche. Daher braucht man in der Anpassung Ansätze, die nicht nur einen Nutzungsbereich berücksichtigen. Solche sind die Bayerische Klimaanpassungsstrategie (BayKLAS) oder das Programm „Wassersicherheit 2050“ im Rahmen der Gesamtstrategie „Wasserzukunft Bayern 2050“ der bayerischen Wasserwirtschaft. Beide formulieren viele übergreifende Anpassungsmaßnahmen an Trockenheit und Niedrigwasser, zum Beispiel:

  • Aus regionalen Informationen zum Wasserdargebot und zum Wasserbedarf sollte ein angepasster Managementplan für Niedrigwassersituationen entwickelt werden. Dieser soll sowohl die in diesem Gebiet bestimmenden Verbrauchssektoren berücksichtigen als auch die besonders sensiblen Teile des Wasserhaushalts,
  • Die nutzbaren Grundwasservorkommen sind in ihrer Menge und Qualität zu erhalten. Das schließt dauerhafte Anstrengungen beim Grundwasserschutz in der Fläche ein, wie auch Vorrang- und Vorbehaltsgebiete in den Regionalplänen. Ebenso sind die technischen Wasserinfrastrukturen zu überprüfen und anzupassen,
  • Der Landschaftswasserhaushalt soll verbessert werden, um das Wasserspeicherpotential der Kulturlandschaften Bayerns zu vergrößern. Der sommerliche Wasserbedarf in der Landwirtschaft ist in Wassermangelgebieten über angepasste Bewässerungspläne und –systeme sowie die Wahl trockenheitsresistenter Arten so gering wie möglich zu halten,
  • Sensible oberirdische Gewässer sind zu schützen, unter anderem durch eine konsequente Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie,
  • Damit wirksame Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie entwickelt, angepasst und optimiert werden können, sollen die Grundlagenforschung und das Monitoring fortgeführt und ausgebaut werden,
  • Eine wassersensible Siedlungsentwicklung (Schwammstadt) erlaubt es, auch in bebauten Gebieten besser mit Hitze und Dürre umzugehen. Niederschlagswasser vor Ort direkt zu versickern oder wie in einem Schwamm zu speichern, anstatt es sofort abzuleiten, ist künftig der Weg zum Erhalt einer natürlichen Wasserbilanz,
  • Die wasserwirtschaftlichen Messnetze sollen geprüft und optimiert werden, um Niedrigwassersituationen besser zu erkennen und darauf entsprechend reagieren zu können. Der Niedrigwasserinformationsdienst ist im Hinblick auf Vorhersage und Warnung zu pflegen und auszubauen.

Weitere Maßnahmen und Informationen finden Sie in den nebenstehenden Publikationen sowie über folgende Links:

Niedrigwassermanagement

Die Vorsorge gegen Trockenheit und Niedrigwasser lässt sich unter dem Begriff Niedrigwassermanagement zusammenfassen. Dies ist kein neues wasserwirtschaftliches Betätigungsfeld, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Es ist ein Bausteinkasten verschiedener Maßnahmen und soll eine gerechte und ressourcenschonende Verteilung in Zeiten der Wasserknappheit gewährleisten. Um solch ein Management erfolgreich einzuführen und umzusetzen, müssen die bestehenden Maßnahmen sinnvoll miteinander kombiniert und gegebenenfalls neue Maßnahmen eingeführt werden. Dazu braucht es den fortwährenden Dialog und die Kooperation von Behörden und den verschiedenen Wassernutzern. Aber auch die Öffentlichkeit muss einbezogen werden, damit sie bewusst und sorgsam mit dem Wasser umgeht.

Ein Niedrigwassermanagement besteht zum einen aus langfristigen Maßnahmen, die bei zukünftigen Trockenphasen vorbeugend wirken. Das schließt die Analyse und Bewertung vergangener Ereignisse und deren Folgen genauso ein wie vorsorgende Maßnahmen. Ein Beispiel hierfür ist die Schaffung von Wasserrückhalt in der Fläche durch Auenrenaturierung. Zum anderen enthält ein Niedrigwassermanagement kurzfristige operationelle Maßnahmen, die während konkreter Ereignisse ergriffen werden können. Dies sind etwa die Alarmpläne zur Gewässerqualität an Main und Donau.

Detailliert geht das Kapitel 4 der nachstehenden Publikation „Niedrigwasser in Bayern“ auf die einzelnen Elemente des Niedrigwassermanagements ein.

Kreisschema mit ineinandergreifenden Bereichen des Niedrigwassermanagements. Zu vorsorgendem Niedrigwassermanagement gehören die Analyse der Vergangenheit sowie die Modellierung der Gegenwart und Zukunft; Im Kreis folgt die Bewertung der Auswirkungen auf Gewässerökologie und Wassernutzung; Anschließend greift der Bereich Vorsorge / Schutz, zu dem Dialog, Handlungsempfehlungen und Maßnahmen, Planungsgrundlagen, Umsetzungsinstrumente sowie Vorhersagewerkzeuge gehören; Der geschlossene Kreis wird dann durch ein Trockenheits-/ Niedrigwasserereignis unterbrochen. Dabei folgt der kurzfristige, operative Umgang mit dem Ereignis in Form von Meldeplänen und Akutmaßnahmen. Der Kreis schließt sich wieder mit der Analyse der Vergangenheit inklusive dem neuen Ereignis. Bereiche des Niedrigwassermanagements und damit zusammenhängende Bausteine

Was wurde bereits begonnen?

Handlungsfeld Niedrigwassermanagement

Von den oben gezeigten Bausteinen eines Niedrigwassermanagements existiert in Bayern bereits eine ganze Reihe. Die Bereiche "Analyse" und "Bewertung" liegen vorrangig in der Zuständigkeit des LfU. So analysiert es vergangene Niedrigwasserereignisse und veröffentlicht diese in eigenen Berichten. Die Kooperation KLIWA untersucht die Entwicklung von Trockenheit in Vergangenheit und Zukunft und trifft Aussagen zu den möglichen Auswirkungen, beispielsweise auf den Abfluss und die Gewässerökologie. Andere Projekte bewerten die Versorgungssicherheit der öffentlichen Wasserversorgung bzw. in Schwerpunktgebieten der landwirtschaftlichen Bewässerung und schaffen Planungsgrundlagen.

In den Bereich Vorsorge/Schutz ist verstärkt auch die lokale Wasserwirtschaftsverwaltung eingebunden. So führt das Projekt „Entwicklung eines Niedrigwassermanagements“ an der Regierung von Unterfranken erfolgreich einen Dialog zwischen Wasser- und Landwirtschaft und erarbeitet gemeinsam Strategien zur Wasserverteilung. Das Überleitungssystem Donau-Main ist ein wichtiges Beispiel für langfristige Vorsorgemaßnahmen. Im Niedrigwasserfall stützt hier ein System von Speicherseen die Abflüsse im Main. Umfangreiche Informationen hierzu bietet das Wasserwirtschaftsamt Ansbach.

Zu den Vorhersagewerkzeugen zählen sogenannte "Wärmelastpläne". Sie helfen, die Wirkung von Wärmeeinleitungen im Niedrigwasserfall besser abschätzen zu können. In „KLIWA-Heft 23“ und der „KLIWA-Pilotstudie Niedrigwasser“ (siehe Publikationen linke Spalte) wurde ein Katalog an möglichen Niedrigwasser-Maßnahmen gemeinsam mit der lokalen Wasserwirtschaft hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit bewertet.

Maßnahmen aus dem Bereich „Umgang“ mit konkreten Niedrigwasserereignissen sind zum Beispiel die „Alarmpläne“ an Main und Donau, Aufrufe an die Bevölkerung zum Wassersparen oder Notabfischungen.

KLIWA-Fallstudien Grundwasser (Maßnahme aus den Bereichen Analyse/Bewertung)

Es gibt Regionen in Bayern, in denen eine besondere Versorgungs- oder Grundwassersituation vorliegt, z.B. aufgrund der Geologie oder der Niederschlagsverteilung. Hierfür werden zur Ermittlung der Auswirkungen des Klimawandels auf das künftige Dargebot KLIWA-Fallstudien durchgeführt. Dies betrifft Gebiete in denen:

  • ein zusammenhängendes Grundwasservorkommen fehlt und sich die lokale Wasserversorgung auf die Nutzung von Quellwasser stützt. Die Entwicklung der Quellschüttung ist daher im Zusammenhang mit dem Klimawandel von Interesse.
  • sich die Grundwasserqualität vor dem Hintergrund des Klimawandels negativ entwickeln kann.

Die Ergebnisse fließen in die Wasserversorgungsbilanzen der Regierungsbezirke ein.

Wasserversorgungsbilanzen für bayerische Regierungsbezirke (Maßnahme aus dem Bereich Bewertung)

Als ein wichtiger Baustein in der Strategie „Wasserzukunft Bayern 2050: Wasser neu denken!“ der bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung werden in der so genannten „Säule 2: Wasser verteilen“ die Wasserversorgungsbilanzen in einer zweiten Runde neu geschrieben. Als Grundlage hierfür dient das Projekt „Erhebung und Bewertung der öffentlichen Wasserversorgung in Bayern“, in dem die Versorgungssicherheit aller öffentlicher Wasserversorgungsanlagen bewertet wird.

Bereits seit dem Jahr 2020 fragen die zuständigen Wasserwirtschaftsämter die hierfür erforderlichen Daten bei den Wasserversorgungsunternehmen ab. Zusätzlich wird die Schützbarkeit der genutzten Wassergewinnungsanlagen detailliert betrachtet sowie das derzeit und zukünftig zur Verfügung stehende Wasserdargebot abgeschätzt. Insbesondere werden damit folgende Fragestellungen beantwortet:

  • Welche Grundwasservorkommen sind langfristig schützbar?
  • Reichen die Grundwasservorräte auch in Trockenzeiten aus und welchen Einfluss nimmt hier der Klimawandel (siehe KLIWA-Fallstudien)?
  • Wo stehen Wasserschutzgebiete in Konkurrenz mit anderen Nutzungen?
  • Wie entwickelt sich der künftige Wasserbedarf?
  • Gibt es das so genannte "zweite Standbein" einer Wasserversorgung - beispielsweise eine weitere Wassergewinnungsanlage?

Die aktualisierten Wasserversorgungsbilanzen aller sieben Regierungsbezirke sollen bis 2027 vorliegen.

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