Projekte
Um das hohe Versorgungsniveau in Bayern auch künftig, insbesondere im Hinblick auf die aktuell anstehenden Herausforderungen wie beispielsweise dem Klimawandel und der demografischen Entwicklung, zu erhalten, sind fortwährend Anstrengungen der Wasserversorgungsunternehmen erforderlich. Aber auch die bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung ist hier mit verschiedenen Projekten und Untersuchungen tätig.
Wasserversorgungsbilanzen
Im Projekt "Erhebung und Bewertung der öffentlichen Wasserversorgung in Bayern" wurden durch die 17 bayerischen Wasserwirtschaftsämter in einer ersten Runde insgesamt mehr als 3.500 Wasserversorgungsanlagen hinsichtlich ihrer Versorgungssicherheit bewertet. Dabei berücksichtigte man auch mögliche künftige Veränderungen des Wasserdargebots aufgrund des Klimawandels. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden in Form von Wasserversorgungsbilanzen in jedem Regierungsbezirk veröffentlicht. Somit liegt eine erste flächendeckende Bewertung der öffentlichen Wasserversorgung für Bayern vor.
Weiterführende Informationen
Dokumente
Mit dem umfassenden Programm "Wasserzukunft Bayern 2050: Wasser neu denken!" soll Bayerns zukünftige Wasserversorgung weiterhin gesichert werden (Regierungserklärung StM Glauber vom 28.10.2020). In diesem Zuge erfolgt u. a. seit 2020 auch die Aktualisierung der Wasserversorgungsbilanzen für jeden Regierungsbezirk (Zeitraum 2020 bis 2026).
Wasserversorgung in Not-, Krisen- und Katastrophenfällen
Wenn die Wasserversorgung unterbrochen wird, hat dies nicht nur gravierende Auswirkungen auf den privaten Haushalt (z. B. Kochen, Hygiene, Toilette), sondern auch auf verschiedenste andere Lebensbereiche wie z. B. das (Klein-)Gewerbe, die Landwirtschaft, das Gesundheitswesen usw. Daher sind öffentliche Trinkwasserversorgungsanlagen gegen Not-, Krisen- und Katastrophenfälle zu wappnen, um die leitungsgebundene Versorgung so lange wie möglich sicherzustellen. Gleichzeitig sind, sollte doch in Folge einer außergewöhnlichen Situation die leitungsgebundene Versorgung eingeschränkt oder gar unterbrochen sein, auch vorsorgliche Vorkehrungen/Planungen für die Bewältigung und schnellstmögliche Wiederherstellung des Normalzustandes zu treffen.
Die veröffentlichte Arbeitshilfe, die sich an die Wasserversorger, aber auch die sonstigen Beteiligten richtet, fasst die Aufgaben zusammen. Mittels der im Anhang enthaltenen Checklisten ist ein einfacher Selbstcheck bei den Wasserversorgern möglich.
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Benchmarking
Die "Effizienz- und Qualitätsuntersuchung der kommunalen Wasserversorgung in Bayern" (EffWB) ist seit dem Jahr 2001 ein elementarer Bestandteil der Modernisierungsstrategie der Bayerischen Wasserversorgung. Damit nahm der Freistaat Bayern seit Beginn dieser freiwilligen Initiativen des "Lernens vom Besten" durch Benchmarking in der deutschen Wasserwirtschaft eine Vorreiterrolle ein.
Das Benchmarking-Landesprojekt wird neben dem Landesamt für Umwelt auch durch den Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) getragen und seitens des Bayerischen Gemeindetages, des Bayerischen Städtetages, der Landesgruppe Bayern des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), der Landesgruppe Bayern im Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) sowie des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz und des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege unterstützt. Als Dienstleister fungiert von Anfang an die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Rödl & Partner mit Sitz in Nürnberg.
Die EffWB-Untersuchung findet seit 2001 in regelmäßigen Projektrunden statt, die sich in Hauptrunden (alle drei Jahre) und Zwischenrunden gliedern.
5-Säulen-Modell
Das Landesprojekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Beurteilung der Leistungen bayerischer Wasserversorgungsunternehmen. Dabei werden Aspekte der Versorgungssicherheit und -qualität ebenso auf Kennzahlenebene miteinander verglichen wie Kennzahlen zur Nachhaltigkeit, zum Kundenservice und zur Wirtschaftlichkeit der Versorgung ("5-Säulen-Modell").
Wenngleich dieser ganzheitliche Ansatz unverändert fundamental im Landesprojekt verankert ist, wird der Inhalt der Datenerhebung und -auswertung immer wieder – wo sinnvoll – an aktuelle Gegebenheiten, Herausforderungen und insbesondere an die Wünsche und Anregungen der teilnehmenden Wasserversorgungsunternehmen angepasst.
Basis- oder Vertiefungsmodul
Zu den Weiterentwicklungen zählt beispielsweise die Einführung des sog. Basismoduls im Jahr 2007, welches sich mit einem verringerten Fragenumfang (ca. 100 Einzelfragen, Erhebungsaufwand ca. 1 bis 2 Tage) insbesondere an kleinere WVU richtet. Daneben steht den Teilnehmern weiterhin das Vertiefungsmodul mit einem vergleichsweise detaillierten Fragebogen (ca. 400 Einzelfragen, ca. 90 Kennzahlen) zur Verfügung.
DVGW-Hauptkennzahlensystem
Seit dem Jahr 2016 können EffWB-Teilnehmer zusätzlich ausgewählte Kennzahlen (basierend auf ca. 25 weiteren Einzelfragen) des DVGW-Hauptkennzahlensystems (DVGW-Merkblatt W 1100-2 (M): "Definitionen von Hauptkennzahlen für die Wasserversorgung") auswerten lassen. Damit ist einerseits ein besserer Vergleich mit Unternehmen aus anderen Bundesländern möglich. Anderseits wird mit diesen bundesweit einheitlichen "Branchenkennzahlen" den Anforderungen von Politik und Öffentlichkeit nach mehr Transparenz der Wasserbranche noch besser Rechnung getragen werden, auch vor dem Hintergrund der immer wieder aufkommenden Diskussionen um die Liberalisierung des Wassermarktes.
Ergebnis/Bericht
Jeder Wasserversorger erhält nach erfolgreicher Teilnahme eine umfangreiche Individualauswertung mit:
- Zusammenfassung und textliche Erläuterung der Kennzahlenergebnisse in den einzelnen Bereichen der Leistungserstellung (Gruppenvergleich und Zeitreihe)
- Auswertung – in Form eines "Spinnennetzes" – der strukturellen Besonderheiten, d.h. sachgerechte Beurteilung der Kosten unter Berücksichtigung der örtlichen Strukturen
- Grafische Darstellung der verschiedenen Kennzahlen
- Darstellung von Handlungsfeldern und Optimierungspotentialen.
Zusätzlich können die Wasserversorgungsunternehmen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse in Erfahrungsaustauschrunden mit anderen Teilnehmern vertiefen und eigene individuelle Online-Auswertungen erstellen.
In den dreijährig stattfindenden Hauptrunden wird zusätzlich ein zusammenfassender und anonymisierter Abschlussbericht erstellt und im Rahmen einer Abschlussveranstaltung der breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Landeserklärung
Erstmalig haben sich die beiden zuständigen Staatsministerien (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege), die o.g. kommunalen Spitzenverbände und die Landesorganisationen der wasserwirtschaftlichen Fachverbände zusammengeschlossen, um mit einer Landeserklärung gemeinsam für eine hohe Teilnahme an den bayerischen Benchmarking-Projekten zu werben. Nach einer Vorgabe der Umweltministerkonferenz aus dem Jahr 2015 sollen 80% der Wasserabgabe bzw. der an die öffentliche Abwasserbehandlung angeschlossenen Einwohner eines Bundeslandes durch Benchmarking-Aktivitäten abgedeckt werden.
Teilnehmerquote/Ziele
Anmerkung zu nachfolgender Tabelle und Grafik (Anteil EffWB-Teilnehmer): Teilnehmer über alle Projektrunden seit Beginn der EffWB (Wiederholer einfach gezählt).
Wasserabgabe | Gesamtanzahl WVU | Teilnehmer EffWB aktuell |
---|---|---|
< 0,1 Mio m3 | 839 | 65 |
< 0,5 Mio m3 | 951 | 192 |
< 1,0 Mio m3 | 210 | 76 |
< 3,0 Mio m3 | 151 | 80 |
≥ 3,0 Mio m3 | 44 | 29 |
Summe | 2.195 | 4 |
Seit dem Projektstart haben bisher insgesamt lediglich 442 bayerische Wasserversorger von insgesamt 2.195 Unternehmen in Bayern zumindest einmal am Benchmarking EffWB teilgenommen. So muss es weiterhin das Ziel der gesamten bayerischen Wasserwirtschaft sein, die Teilnehmerzahl zukünftiger Projektrunden noch deutlich zu erhöhen. Für die Zukunftsfähigkeit eines Wasserversorgungsunternehmens ist die Teilnahme an einem Benchmarking-Projekt unabdingbar. Nur durch den Nachweis einer sicheren, effizienten und nachhaltigen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung gelingt die Rechtfertigung dafür, dass diese Aufgaben der Daseinsvorsorge auch zukünftig in kommunaler Hand bleiben.