Art des Monats
Pflanzen, Pilze und Tiere sind faszinierende und vielfältige Lebewesen. Was einige von ihnen so besonders macht, erfahren Sie in der Rubrik "Art des Monats".
Art des Monats Dezember 2024: Braunbrust-Igel
Die Art des Monats Dezember 2024 ist der Braunbrust-Igel (Erinaceus europaeus), unser heimischer Igel. Diese nachtaktive Art ist für Bayern typisch. Die Deutsche Wildtierstiftung kürte den Igel 2024 zum Wildtier des Jahres.
Aussehen
Zwischen 5.000 und 8.000 Stacheln besitzt das Stachelkleid von Igeln und sorgen neben den Knopfaugen und der spitzen Schnauze für ihr charakteristisches Äußeres. Igel zählen zu den ältesten Säugetierarten. In ihrer jetzigen Form existieren sie bereits seit ungefähr 15 Millionen Jahren in Europa.
Ernährung
Wegen ihrer Ernährungsweise zählen Igel zu den Insektenfressern. Vor allem große Laufkäfer, Ohrenkneifer und Raupen zählen zu ihrer Nahrung. Gelegentlich fressen sie auch Würmer und Heuschrecken. Dass Igel große Nacktschneckenvertilger sind, ist dagegen ein Mythos. Auf Nacktschnecken weichen sie nur in der Not aus, wenn es an ihrer eigentlichen Nahrung mangelt. Da Schnecken oft von Parasiten wie zum Beispiel Lungenwürmern befallen sind, ziehen sich Igel dadurch ebenfalls Lungenwürmer zu. Ob Igel zugefüttert werden sollten, ist vom Einzelfall abhängig und muss richtig ausgeführt werden. Frisches Wasser und fleischreiche Kost sind hier wichtig. Auf keinen Fall darf Igeln Kuhmilch angeboten werden, diese vertragen sie nicht und sie können davon krank werden.
Bitte nicht stören! – Winterschlaf
Spätestens ab November halten ausgewachsene Igel Winterschlaf. In wettergeschützten Orten können sie ihren Überwinterungsplatz einrichten. In der Regel sind dies Haufen mit Totholz und Laub. Abhängig von der Witterung wachen Igel manchmal während ihres Winterschlafs auf, bleiben aber im Nest. Werden sie gestört, kostet sie der Aufwachprozess wertvolle Energiereserven, von dem ihr Überleben abhängt. Im März werden Igel wieder aktiv, die Männchen vor den Weibchen, und begeben sich auf Futtersuche.
Gefährdungszustand in Bayern
Seit 2016 ist der Braunbrust-Igel auf der Vorwarnstufe der Roten Liste geführt. Die zentralen Ursachen sind starke Veränderungen der Landschaft, Verlust natürlicher Lebensräume wie etwa Wildhecken und bewachsene Feldränder und deren Zerschneidung durch Verkehrswege. Anhaltende Trockenheit, Insektenrückgang und milde Winter in Folge des Klimawandels haben Einfluss auf ihre Nahrungsquellen und ihren Winterschlaf. Das bedeutet weiteren Stress und weniger Fortpflanzungserfolg. Die Bestände in Siedlungen werden zusätzlich reduziert, da viele Igel überfahren werden oder Mährobotern in Gärten zum Opfer fallen. Seit 28.10.2024 gilt der Braunbrust-Igel als potenziell gefährdete Art in der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Igelfreundliche Gärten können die kleinen Stacheltiere unterstützen.
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Arten der vorhergehenden Monate
November 2024: Der Kiebitz
Der Kiebitz (Vanellus vanellus) ist die Art des Monats November. Er gehört zur Familie des Regenpfeifers. Seinen Namen erhielt der Vogel wegen des auffälligen Rufes: "Kie-wit“, „chä-chuit“ und „wit-wit-wit“. Da der Kiebitz stark gefährdet ist, wurde er als „Vogel des Jahres 2024“ ernannt.
Aussehen
Der Kiebitz ist mit 28 bis 31 cm etwa so groß wie eine Taube. Sein Gefieder ist auffallend schwarz und weiß. Das schwarze, glänzende Oberseitengefieder erscheint im Licht grünlich und violett, wobei das markanteste Merkmal die Federholle ist. Der Geschlechtsdimorphismus ist beim Kiebitz sehr gering, das heißt Männchen und Weibchen sehen gleich aus und sind gleich groß. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Federholle bei den Weibchen kürzer ist.
Während der Balz vollführt das Männchen auffallende und akrobatische Flüge mit verschiedenen Ruflauten.
Ernährung und Lebensraum
Die Nahrung des Kiebitzes besteht hauptsächlich aus Insekten und deren Larven, aber auch Regenwürmer, Getreidekörner, Samen und Früchte von Wildpflanzen frisst er gerne. Weil er ein ehemaliger Steppenbewohner ist, zählen in Bayern Feuchtwiesen, Sümpfe und Moore zu seinen ursprünglichen Lebensräumen – allesamt weitgehend gehölzfreie und gut überblickbare Landschaften. Weil diese Lebensräume immer mehr verschwinden, muss der Kiebitz auf Wiesen und Äcker ausweichen. Mit den fehlenden Lebensräumen geht auch die Nahrung für den Kiebitz verloren. Da der Kiebitz am Boden brütet, ist er sowohl durch frühe Ernten als auch durch Raubwild wie Fuchs und Marder bedroht. Diese vielfältigen Gründe sorgen dafür, dass der Kiebitz stark gefährdet ist (Rote Liste Bayern 2).
Gefährdung und Maßnahmen
In Deutschland gibt es nur noch 42.000 bis 67.000 Brutpaare; der Bestand ist in den letzten Jahrzehnten um etwa 90 Prozent zurückgegangen. Auch europaweit ist der Kiebitz als „gefährdet“ eingestuft. In Bayern gab es 2021 nur noch weniger als 4.000 Revier- bzw. Brutpaare. Gemeinsam mit den höheren und unteren Naturschutzbehörden sowie den Landschaftspflege- und Naturschutzverbänden arbeitet das Bayerische Landesamt für Umwelt seit vielen Jahren daran, den Bestand zu schützen und zu fördern. Seit 2014 führt das Landesamt für Umwelt (LfU) ein Artenhilfsprogramm für Wiesenbrüter durch, wozu auch der Kiebitz zählt.
In Bayern sind inzwischen über 120 ehrenamtliche Wiesenbrüterberater tätig, die in Kooperation mit der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege ausgebildet wurden.
Naturschutzverbände wie der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) und BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN) sowie zahlreiche Landschaftspflegeverbände führen in enger Kooperation mit lokalen Landwirten regionale Kiebitz-Projekte durch, um den Bruterfolg und den Bestand zu verbessern.
Eine bewährte Maßnahme besteht darin, die gut getarnten Kiebitznester zu markieren, damit sie später bei der Ernte von Landwirten nicht übersehen werden. Auch die Anlage von Kiebitzinseln und Nassstellen im Acker schafft Brut- und Nahrungsraum für die Feldvögel.
Wichtig ist auch die Öffentlichkeitsarbeit, durch die Spaziergänger und Freizeitnutzer auf das Brutgebiet hingewiesen werden. Landwirte, die eine besonders wiesenbrüterfreundliche Ackerbewirtschaftung praktizieren, zeichnet die höhere Naturschutzbehörde mit „Wiesenbrüterplaketten“ aus. Ein langfristiges Ziel der Schutzmaßnahmen ist es schließlich, durch Moorschutz und durch großflächige extensive Beweidung den Lebensraum für Wiesenbrüter zu erhalten und wieder zu gewinnen.
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Oktober 2024: Die Zwerglibelle
Die Art des Monats Oktober 2024 ist die Zwerglibelle (Nehalennia speciosa) aus der Familie der Schlanklibellen (Coenagrionidae). Der „Zwerg“ im Namen kommt nicht von ungefähr – mit einer Körperlänge von nur 2 bis 2,5 cm und einer Flügelspannweite von 2 cm ist sie die kleinste Libelle in Europa. Zum Vergleich: Dies entspricht in etwa der Breite von zwei Fingernägeln. Als Art der Moore ist sie wie viele ihrer Verwandten durch die Entwässerung von Feuchtgebieten gefährdet. Bayern beherbergt einen Großteil der Rückzugsräume der Zwerglibelle in Deutschland und trägt deshalb eine nationale Verantwortung für ihren Erhalt.
Anspruchsvolle Moor-Spezialisten
Die Zwerglibelle ist ein extremer Lebensraum-Spezialist. Sie besiedelt hauptsächlich seichte Seggen-Sümpfe in Übergangs- und Schwingrasenmooren. Hier leben die ausgewachsenen Tiere versteckt an hochwüchsigen Sumpfpflanzen. Zur Eiablage bevorzugt die Zwerglibelle schwach bis mäßig saure, nährstoffarme Moorgewässer mit einem konstant niedrigen Wasserstand um die 5 bis 15 cm. Durch die geringe Tiefe können sich die Larvenlebensräume stark erwärmen. Bei ausreichend Sonnenstrahlung schlüpfen die Larven, deren Entwicklung meist ein, selten zwei Jahre dauert. Die Lebensdauer einer erwachsenen Zwerglibelle beträgt ein bis zwei Monate, im September ist sie meist nicht mehr sichtbar.
Kurzstrecken bevorzugt
Im Gegensatz zu vielen Großlibellen ist die Zwerglibelle wenig flugfreudig. Statt kunstvoller Einheiten zeichnet sich das zierliche Tier durch eher wackelig anmutende Kurzflüge von Grashalm zu Grashalm aus. In Ihrer Hauptflugzeit zwischen Juni und August entfernt sie sich meist weniger als 10 m vom Ufer und gilt somit als sehr ortstreu. Die Zwerglibelle bewegt sich primär passiv über Windverdriftung. Folglich hat sie eine der geringsten Ausbreitungsraten unter den europäischen Libellen.
Vorkommen und Gefährdung
Die Zwerglibelle ist der einzige eurasische Vertreter der Gattung Nehalennia, weitere Arten sind in Nord- und Südamerika vertreten. Ihr Vorkommen erstreckt sich von Mitteleuropa über Ostsibirien bis nach Japan. In Deutschland liegt ihr Verbreitungsschwerpunkt in den Mooren des Alpenvorlands und Oberschwaben auf einer durchschnittlichen Höhe von 500 bis 700 Metern. Dadurch dass intakte Moore zurückgehen – in Bayern sind circa 90 % aller Moore degradiert – und Zwerglibellen wenig mobil sind, haben ihre Bestände kurz- und langfristig sehr stark abgenommen. Gemäß Roter Liste ist sie sowohl in Bayern als auch bundesweit vom Aussterben bedroht (Rote Liste 1). Zusätzlich zur weiträumigen Entwässerung von Mooren beeinträchtigen Nährstoffeinträge sowie die zunehmende Trockenheit im Zuge des Klimawandels die Lebensräume der Zwerglibelle.
Vor diesem Hintergrund setzt sich der Freistaat Bayern im Rahmen von Artenhilfsprogrammen aktiv dafür ein, Zwerglibellen zu schützen. Zum Beispiel veranlasste die Regierung von Oberbayern von 2021 bis 2022 ein Hilfsprogramm im Alpenvorland. Hierbei erfasste das Projektteam an mehr als 20 Standorten im südwestlichen Oberbayern die Bestände, evaluierte Pflegekonzepte und konzipierte weitere Artenhilfsmaßnahmen. Übergreifend trägt die Wiedervernässung von Mooren maßgeblich dazu bei, die Zwerglibelle zu schützen.
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September 2024: Die Graue Skabiose
Die Art des Monats September 2024 ist die Graue Skabiose (Scabiosa canescens), die auch Duftskabiose genannt wird. Ihren wissenschaftlichen Gattungsnamen verdankt sie dabei ihrer früheren Nutzung als Heilmittel gegen die Hautkrankheit Krätze (lat. Scabies). Sie gehört zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) und besiedelt vor allem Trocken- und Halbtrockenrasen. Es besteht Verwechslungsgefahr mit der häufigeren Tauben-Skabiose, sowie der häufig vorkommenden Acker-Witwenblume.
Habitus
Die mehrjährige Pflanze kann eine Höhe von 15 bis 60 cm erreichen. Ihr Name lässt eine unscheinbar blühende Pflanze vermuten: Die Graue Skabiose hat jedoch attraktive hellblaue Blüten, die zwischen Mitte Juli und Anfang Oktober – also eine lange Blütezeit – blühen. Der verzweigte Stängel der Grauen Skabiose ist teilweise stark behaart. Während die bodennahen Blätter lanzettlich und ungeteilt sind, sind die Blätter am Stängel fiederspaltig. Ein wichtiges Merkmal, um die Graue Skabiose zur Tauben-Skabiose abzugrenzen, sind die bleichgelben Kelchborsten (schwärzlich bei der Tauben-Skabiose), welche den Blütenkopf umrahmen. Durch ihren auffälligen Duft und Blütenkranz sind sie eine beliebte Nahrungsquelle für verschiedene Insektenarten.
Die eng beieinander liegenden Blüten in einem Blütenkopf sind sowohl zur Fremd- als auch zur Selbstbestäubung fähig. Dabei gilt jedoch, dass die Fremdbestäubung zu stärkeren Populationen führt. Um diese zu fördern bedarf es großer zusammenhängender Populationen an Grauen Skabiosen.
Anspruchslose Trockenliebhaber
Die Graue Skabiose kommt in Trocken- und Steppenrasen, auf Dünen- und Sandtrockenrasen, auf Lößböschungen und in lichten trockenen Kiefernwäldern vor. Sie bevorzugt helle bis halbschattige Standorte und wächst auf trockenen, kalkhaltigen, steinigen Lehm-, Sand- oder Schotterböden. Die Pflanze ist typisch für Steppenheiden und kontinentale Trockenrasen, besonders in Südbayern, wo sie auf trocken-warmen Flussschotterheiden wächst. Die Arten dieser Lebensräume bedürfen einer guten Anpassung an den geringen Wasser- und Nährstoffgehalt.
Bedrohung
Die Graue Skabiose ist bundesweit als gefährdet (Rote Liste 3) und in Bayern als stark gefährdet (Rote Liste 2) eingestuft. Vor allem in Nordbayern sind viele historische Standorte verschwunden, während sich in Südbayern größere, stabilere Populationen erhalten haben. Hauptursachen für den Rückgang der Art sind Lebensraumzerstörung, Überdüngung und Sukzession durch das Aufgeben von Flächen. Der Klimawandel könnte der Grauen Skabiosen jedoch zu Gute kommen, da warme Sommer bisher zu einer verstärkten Keimung und Bestandszunahme geführt haben. In der Zwischenzeit können der Duftskabiose verschiedene Maßnahmen helfen, wie eine regelmäßige Pflege der Flächen, oder das Verhindern von Nährstoffeinträgen durch angrenzende landwirtschaftliche Flächen und die Kontrolle der Sukzession auf betroffenen Flächen.
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August 2024: Die Flussperlmuschel
Die Art des Monats August 2024 und gleichzeitig deutsches Weichtier des Jahres 2024 ist die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera). Früher war sie eine häufige Art in den Bächen und Flüssen des ostbayerischen Mittelgebirges. Sie gilt als hochspezialisierte und anspruchsvollste Art der heimischen Großmuscheln und ist durch menschliche Einflüsse insbesondere durch verschmutzte Gewässer sehr selten geworden.
Die Perlenträgerin
Der wissenschaftliche Name Margaritifera bedeutet übersetzt die "Perlenträgerin". Über Jahrhunderte hinweg war die Flussperlmuschel aufgrund ihrer kostbaren Perlen aber auch Schalen sehr geschätzt. Es existierte eine florierende Perlenfischerei, die in der Regel in hoheitlicher Hand lag (Perlregal). Die Perlen fanden verschiedene Verwendung in königlichen Schmuckstücken, religiösen Artefakten und kunstvollen Verzierungen. Ein bekannteres Exponat ist eine Kette aus 177 vogtländischen Perlen im Grünen Gewölbe in Dresden. Da nur rund jede 1000ste Muschel eine Perle produziert, lässt dies gute Rückschlüsse auf die ehemaligen Bestandssituationen zu. Nach Rückgang der Bestände und Perlenerträge zur Mitte des 19. Jahrhunderts verwendeten die Menschen auch das schillernde Perlmutt aus den Muschelschalen als Rohstoff, beispielsweise für Knöpfe.
Nationale Verantwortung
Flussperlmuscheln können in Mitteleuropa bis zu 100 Jahre alt werden und als adulte Tiere über 50 Liter Wasser pro Tag filtrieren. Sie tragen somit wesentlich dazu bei, das Wasser von verschiedenen organischen und anorganischen Schwebstoffen zu reinigen. Die Flussperlmuschel ist in der Regel getrenntgeschlechtlich und benötigt für die Fortpflanzung und ihr Larvenstadium (Glochidium) Salmoniden als Wirtsfische, insbesondere Bachforellen. Ihr Lebensraum sind kalkarme, sommerkühle Fließgewässer mit gut durchlüftetem Sohlsubstrat. Die Art ist im Anhang II der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) geführt und steht somit innerhalb der EU unter strengem Schutz. Da Bayern den Großteil der mitteleuropäischen Bestände beherbergt, liegt in Deutschland und Bayern eine hohe Verantwortung, die Art zu schützen und zu erhalten.
Vom Aussterben bedroht
Gewässerverschmutzung, Habitatzerstörung und Perlenfischerei aber auch der Klimawandel und Rückgang ihrer Wirtsfischpopulationen führten zu einem drastischen Einbruch ihrer Bestände und machen auch den noch verbliebenen Populationen stark zu schaffen. In der Roten Liste der Weichtiere Bayerns (2022) ist die Flussperlmuschel als vom Aussterben bedroht (Rote Liste 1) geführt. Verschiedene Vorhaben, wie das Artenhilfsprogramm (AHP) Großmuscheln des Landesamts für Umwelt (LfU) oder das deutsche Verbundprojekt MARA (Margaritifera Restoration Alliance) bemühen sich um den Schutz der Muschelart. Die Projekte widmen sich durch Forschung, aktive Renaturierungsmaßnahmen und gezielte Nachzuchtprogramme dem Erhalt dieser ökologisch wichtigen Schirmart.
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Juli 2024: Die Eisenhuthummel
Die Art des Monats August 2024 ist die Eisenhuthummel (Bombus gerstaeckeri). Sie ist eine von 41 Hummelarten in Deutschland und lebt auf einer Höhe von 800 bis 2500 Metern. In Deutschland kommt sie daher nur in den Alpen vor, aber sie ist auch in den Pyrenäen und auf dem Balkangebirge zu finden.
Eine ungewöhnliche Leibspeise
Wie der deutsche Name verrät, hat diese Hummelart eine besondere Leibspeise: Sie besucht fast ausschließlich Arten der Gattung Eisenhut (Aconitum). Insektenkundlerinnen und -kundler nennen Bienenarten, die so spezialisiert sind, "oligolektisch" (von altgriechisch olígos = wenig; lektós = erlesen, gesammelt). Das bedeutet, dass sie nur von wenigen Pflanzenarten Pollen sammeln. Im Fall der Eisenhuthummel sind dies verschiedene Eisenhutarten, besonders der Blaue (Aconitum napellus) und der Gelbe Eisenhut (A. lycoctonum). Damit ist sie die einzige heimische oligolektische Hummelart. Mit ihrer bis zu 23 mm langen Zunge ist sie perfekt an die tiefen Blüten des Eisenhuts angepasst.
Alle Eisenhut-Arten enthalten Alkaloide: Der Haupt-Inhaltsstoff Aconitin zählt zu den stärksten Pflanzengiften überhaupt und ist in allen Pflanzenteilen zu finden. Daher gehören die Eisenhut-Arten zu den giftigsten Pflanzen Europas. Bereits 2 g Pflanzenmaterial sind für erwachsene Menschen tödlich. Zum Vergleich: Das ist weniger als das Gewicht eines Zuckerwürfels! Auch Hautkontakt kann bereits unangenehme Folgen haben. Die Eisenhuthummel hat mit den Inhaltsstoffen des Eisenhuts jedoch kein Problem.
Spätes Erwachen aus dem Winter
Während die Königinnen anderer Hummelarten teilweise schon im März zu sehen sind, krabbeln die Königinnen der Eisenhuthummel frühestens Ende Mai aus ihren Verstecken. Manchmal fliegen sie bis Anfang September auf der Suche nach einem geeigneten neuen Zuhause. Bei der Suche nach einem passenden Platz für ihr Nest sind sie flexibel: Gerne beziehen sie verlassene Mäuselöcher, aber auch "Neubauten" in einer Felsspalte sind möglich. Ab Mitte Juli fliegen die ersten Arbeiterinnen, dann verlässt die Königin das Nest nicht mehr. Da die Saison sehr kurz ist, umfassen die Nester durchschnittlich nur 20 Individuen, seltener 40 bis 100 Individuen. Männchen und Jung-Königinnen fliegen ab Anfang September bis spät in den Oktober hinein. Wie bei anderen Hummeln sterben die Arbeiterinnen und Männchen im Herbst. Nur die Jung-Königinnen überwintern dann gut versteckt und gründen im nächsten Jahr ein neues Nest.
Gefährdung
Wie viele alpine Arten ist auch die Eisenhuthummel besonders durch den Klimawandel bedroht. Durch ihren Lebensraum in den Alpen(-tälern) kann sie nur schwer in andere Lebensräume ausweichen. Die Art ist in der Roten Liste Bayern als sehr selten und gefährdet eingestuft. Hinzu kommt, dass sie durch ihre Spezialisierung von Eisenhut abhängig ist und nur dort überleben kann, wo dieser in ausreichenden Mengen wächst. Wenn also größere Bestände verschwinden, verschwindet auch die Eisenhuthummel.
Juni 2024: Der Bartgeier
Die Art des Monats Juni 2024 ist der Bartgeier (Gypaetus barbatus). Der wissenschaftliche Name "Gypaetus" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Geieradler" (gyps = Geier, aetos = Adler). Der lateinische Begriff "barbatus" heißt einfach übersetzt "mit Bart, bärtig" und weist auf seinen Kinnbart hin. Beide Geschlechter tragen ihn.
Aussehen
Der Bartgeier ist kontrastreich gefärbt: Er hat eine dunkle Oberseite, welche im Sonnenlicht im Flug häufig silbrig erscheint. Kopf, Hals und Körperunterseite sind hell. Allerdings ist das Gefieder meist rostrot gefärbt, denn der Geier suhlt sich gerne in Wasseransammlungen mit eisenoxidhaltigen Ablagerungen. Der Jungvogel ist insgesamt dunkler und wird erst im Laufe der Jahre heller. Im Flugbild erkennt man ihn sehr gut an den langen spitzen Flügeln in Kombination mit dem langen keilförmigen Schwanz. Der Bartgeier hat eine Länge von 105 bis 125cm und eine Flugspannweite von 250 bis 290cm. Als größter Greifvogel Europas ist er deutlich größer als der Steinadler.
Ernährung
Die Nahrung des Bartgeiers besteht aus Aas und zu 80% aus Knochen. Er kann Knochen gut verdauen, denn seine Magensäure hat einen pH-Wert von 0,7 – ähnlich wie Batteriesäure. Der Geier kann Knochen mit einer Länge von bis zu 25cm auf einmal fressen. Die längeren Knochen muss er brechen. Dazu lässt er Knochen aus Höhen von bis zu 80m fallen. Die Bartgeier aus dem Mittelmeerraum haben eine Besonderheit: Sie ernähren sich nicht nur von Aas, sondern auch von lebendigen Tieren. Dazu lassen sie Landschildkröten aus großer Höhe fallen, um den Panzer zu brechen.
Wiederansiedlung
Der Bartgeier wurde 1913 im Alpenraum ausgerottet. Ködervergiftungen, fehlende Nahrungsgrundlage und aktive Verfolgung durch Menschen zählen zu den Gründen. Aus Furcht vor Geiern sagten die Menschen ihnen noch bis ins 20. Jahrhundert nach, dass sie Lämmer reißen und kleine Kinder verschleppen würden. Daher stammt sein veralteter Name "Lämmergeier". Um die Bartgeier wiederanzusiedeln, begannen die Zoos in Österreich im Jahr 1986 mit der Auswilderung. Die Wiederansiedlung konzentrierte sich zunächst auf die Westalpen, wo der Bartgeierbestand sich gut entwickelte. Auf Grund von Bleivergiftungen durch die Aufnahme von Bleipartikeln aus erlegten Wildtieren und illegale Abschüsse, entwickelten sich die Bestände in den Ostalpen nur langsam.
Deshalb begannen Artenschützer 2021, Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden anzusiedeln. Am 10. Juni 2021 wilderten Wissenschaftler die ersten Bartgeier Bavaria und Wally aus einer spanischen Zuchtstation aus. Ein Jahr später wurde Wally tot aufgefunden, der Geier verstarb vermutlich durch einen Steinschlag. In den folgenden Jahren 2022 (Dagmar und Recka) und 2023 (Sisi und Nepomuk) wurden vier weitere Bartgeier ausgewildert. Das Wiederansiedlungsprojekt erfolgt durch eine Zusammenarbeit des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV), der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden und der Vulture Conservation Foundation (VCF). Das Ziel des Projektes ist, dass zwei bis drei Bartgeier pro Jahr bis zum Jahr 2030 in die Freiheit entlassen werden, um die Population in den Ostalpen zu stärken.
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Mai 2024: Der Eremit
Die Art des Monats Mai 2024 ist der Eremit (Osmoderma eremita), auch als Juchtenkäfer bekannt. Beide Trivialnamen beziehen sich auf Eigenschaften dieses Blatthornkäfers. Der Name "Juchtenkäfer" kommt vom Duft der Pheromone, die die Männchen zum Anlocken von Weibchen von sich geben. Dieser ähnelt dem von Juchten, also von Rinds- bzw. Kalbsleder. Der Hinweis auf den Duft findet sich auch im Begriff "Osmoderma", welcher eine Zusammensetzung der griechischen Begriffe für Geruch und Haut ist.
Einem Einsiedler gleich, bekommen Menschen den Käfer kaum zu Gesicht. Er verbringt die meiste Zeit seines Lebens in Baumstämmen - daher der Name "Eremit". Um zu wissen, ob der Eremit in einem Baum lebt, lohnt ein Blick auf den Boden rund um den Baumstamm. Liegt dort Kot, kann dies ein Hinweis auf die Art sein. Da es aber leicht zur Verwechslung mit anderen Arten kommen kann, ist die Einschätzung von Expertinnen und Experten nötig.
Altbau bevorzugt
Die Wohnortwahl fällt beim Eremiten zumeist auf Laubbäume (vor allem Eiche, Linde und Buche), wobei er "Altbau" bevorzugt. Zumeist einzelne, stehende, alte und/oder anbrüchige Laubbäume in Alleen und Parks sind für den Eremiten die erste Wahl. Teilweise besiedelt er auch Totholzstrukturen.
In den Baumhöhlen stehender Bäume lebt der Käfer – wie anhand seines Namens vermutet werden könnte – jedoch nicht allein. Zumeist teilen sich mehrere Hundert ausgewachsene Käfer und Larven die Baumhöhlen. Damit die Baumhöhle den Ansprüchen des Eremiten genügt, sollte diese mit Mulm angefüllt sein. Mulm ist ein Abfallprodukt, dass bei der Zersetzung von Holz durch Pilze entsteht. Dabei entwickelt sich Feuchtigkeit, die neben der sonnenexponierten Lage der Baumhöhlen für die Entwicklung der Larven wichtig ist. Zu viel Nässe und zu wenig Wärme vertragen die Larven des Eremiten nicht. Die Larven ernähren sich vom Mulm und dem verpilzten Holz in den Baumhöhlen und entwickeln sich binnen drei bis vier Jahren zu Käfern.
Große Standorttreue
Erwachsene Käfer leben unterschiedlich lang. Männchen werden mehrere Wochen, Weibchen bis zu drei Monate alt. Beide sterben kurz nach der Paarung und der Ablage der Eier. Vor allem an heißen Tagen besteht in der Dämmerung die Möglichkeit, die Käfer fliegend zu sehen. Ansonsten sitzen sie an den Eingängen der Baumhöhlen. Einzelne Weibchen fliegen aus den Höhlen heraus, um in der Nähe eine neue Population zu gründen. Weiter als 200 Meter fliegen sie jedoch nicht; der Eremit bleibt seinem Standort treu.
Stark gefährdet
Da die Anzahl von Biotop- und Uraltbäumen deutlich zurückgeht, ist es für den Eremiten zumeist schwer, geeignete Habitate zu finden. Zudem ist er wenig ausbreitungsfreudig und erreicht neue Habitate nur schwer, sodass seine Populationen seit Jahren abnehmen. Er ist deshalb nach BNatSchG eine streng geschützte Art und findet sich in den Anhängen II und IV der FHH-Richtlinie. Sein Erhaltungszustand gilt als unzureichend, sodass er in den Roten Listen Deutschland und Bayern als stark gefährdet eingestuft ist.
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April 2024: Das Grüne Koboldmoos
Die Art des Monats April 2024 ist das Grüne Koboldmoos (Buxbaumia viridis). Es gehört zu den Laubmoosen (Bryophyta), die mit 11.000 Arten die größte Gruppe der Moose bilden. Woher genau sein Name stammt, ist nicht bekannt. Allerdings gilt das Grüne Koboldmoos als eine Art, die sich rarmacht. Es ist unregelmäßig verbreitet und daher schwer zu finden – quasi "unsichtbar". Eine Eigenschaft, die auch im Volksglauben Kobolde besitzen sollen.
Danach sind Kobolde als "Hausgeister" eher in der Nähe der Menschen zu finden. Das grüne Koboldmoos ist dagegen in (halb-)schattigen, zumeist höher gelegenen Nadelwäldern, die eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen, zuhause. Dort wächst das Moos auf Totholz, vor allem an den Seiten von liegenden Baumstämmen. Besonders auf dem morschen Holz von Fichten macht es sich das Laubmoos gemütlich. In der Nähe von Bachrändern wächst das Koboldmoos auf Humus oder Totholzstücken, die ganz oder teilweise in Bächen liegen.
Erhabene Fortpflanzung
Während ein literarisch bekannter Kobold rote Haare hat, besticht das Grüne Koboldmoos durch Sporenkapseln, die auf kurzen, roten Stielen sitzen. Diese bilden an ihrem oberen Ende grüne Kapseln aus und werden insgesamt bis zu 1,5 cm groß. Im Herbst beginnen die Sporophyten des Koboldmooses zu wachsen. Im Frühjahr, zwischen April und August, verfärben sich die grünen Kapseln braun, ihre Epidermis löst sich teilweise ab und sie geben ihre Sporen frei.
Gefährdete Art
Ursprünglich weiter verbreitet, gab es in der Vergangenheit immer weniger Nachweise des Grünen Koboldmooses. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Neben Luftschadstoffen machen die forstliche Übernutzung von Wäldern und fehlendes Totholz dem Koboldmoos zu schaffen. Aus diesem Grund steht es in Anhang II der FHH-Richtlinie und auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Moose Bayerns. Um seine Lebensräume zu erhalten, empfiehlt es sich, Wälder schonend zu bewirtschaften, totes Fichtenholz in ausreichender Menge im Wald zu belassen und Waldböden nicht zu kalken. Durch eine verstärkte Nachsuche auch als Folge der Listung im Anhang der FFH-Richtlinie konnten in den letzten Jahren aber auch viele neue Funde gemacht werden. Das legt den Schluss nahe, dass die unscheinbare Art in der Vergangenheit auch oft übersehen wurde.
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März 2024: Die Ringelnatter
Die Art des Monats März 2024 ist die Ringelnatter (Natrix natrix). Etwa ein Viertel der Menschen in Mitteleuropa fürchten sich vor Schlangen. Doch die Ringelnatter ist ungefährlich und ungiftig. Sie ergreift in der Nähe von Menschen in der Regel die Flucht oder stellt sich tot. Bei Berührungen kann sie ein stinkendes, ungiftiges Sekret abgeben.
Unverwechselbares Merkmal
Der Körper der Ringelnatter ist hell- bis dunkelgrau gefärbt, durchsetzt mit dunklen Flecken. Seitlich am Hals sitzen zwei gelbe, halbmondförmige Flecken, ein für Ringelnattern typisches Merkmal. Unter anderem aufgrund dieses "Halsrings" soll sie zu ihrem Namen gekommen sein.
Die Ringelnatter ist hauptsächlich tagaktiv und erwacht bei guter Witterung schon im März aus der Winterruhe. Diese verbringt sie, teilweise gemeinsam mit Artgenossen, ab September/Oktober an frostfreien Orten, etwa in Erdhöhlen, unter Baumstümpfen oder auch in Komposthaufen. Nach der Winterruhe beginnt im April/Mai die Paarungszeit, die Eiablage erfolgt im Juli/August.
Wärme ist für die Ringelnatter wichtig: Trächtige Weibchen sonnen sich beispielsweise, um die Entwicklung der Embryonen zu fördern. Gelege von Ringelnattern finden sich an warmen Orten wie Komposthaufen oder Fernwärmeleitungen. Der Nachwuchs schlüpft von Ende Juli bis September.
Abwechslungsreiche Lebensräume
Auf der Speisekarte der Ringelnatter stehen vorwiegend Amphibien wie Molche, Frösche und Kröten. Sie selbst fungiert als Beute für Greifvögel, Marder und Füchse. Häufig wird sie auch überfahren.
Die Ringelnatter braucht vielfältige Strukturen in ihren Lebensräumen (u. a. Gewässer, Grünland, Hecken, Wälder). Durch zerschnittene Landschaften, etwa aufgrund von Flurbereinigung, und intensive Landwirtschaft verschwinden kleinteilige Strukturen zunehmend und gefährden die Bestände der Ringelnatter. Folglich ist sie unter anderem in der Roten Liste Deutschland als gefährdet eingestuft.
Positives Image
Schlangen haben einen ambivalenten Ruf; mal stehen sie für das Leben, mal für den Tod. Die Ringelnatter hingegen hat ein durchweg positives Image. So soll sie Glück und Segen bringen sowie Kinder und Tiere beschützen.
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Februar 2024: Die Gemeine Hasel
Die Art des Monats Februar 2024 ist die Gemeine Hasel (Corylus avellana). Zumeist ab Anfang Februar, aufgrund des Klimawandels teilweise ab Anfang Januar, sind die blühenden Kätzchen des Birkengewächses in der Natur zu sehen. Da die Hasel eine der ersten Pflanzen ist, die im Jahresverlauf zu blühen beginnt, gilt sie als Botin des Vorfrühlings. Für einige Menschen läutet sie außerdem mit ihrem Pollenflug – neben der Erle – den Beginn der Allergiesaison ein. Für Insekten ist die Gemeine Hasel eine wichtige Eiweißquelle nach dem Winter. Frühe Wildbienenarten wie Hummeln sind auf die Hasel angewiesen, um zu überleben. Für Vögel, unter anderem Eichelhäher und Kleiber, ist die Gemeine Hasel ebenso eine Nahrungsquelle wie für Kleinsäuger (unter anderem Eichhörnchen und Mäuse).
Sommergrüner Strauch
Die Gemeine Hasel ist ein robuster, sommergrüner Strauch. Sie besteht zumeist aus mehreren Stämmen, ist breitwüchsig und wird zwischen vier und sechs Meter hoch. Manche Haseln erreichen die Größe eines kleinen Baums und werden bis zu zehn Meter hoch. Die Hasel bevorzugt einen sonnigen Standort ohne Staunässe, um möglichst viele Früchte auszubilden. Zu finden ist die Hasel in Hecken und Gebüschen, in Knicks, an den Ufern von Bächen, im Unterholz von lichten Laubwäldern und an Waldrändern. So fühlt sich die Gemeine Hasel unter anderem in Hainbuchengesellschaften und lichten Eichenwäldern wohl. In den bayerischen Alpen ist sie bis zu einer Höhe von 1400 Metern vertreten. Sie kann bis zu 100 Jahre alt werden.
Einhäusiges Birkengewächs
Die Gemeine Hasel ist einhäusig, das heißt, sie hat männliche und weibliche Blüten getrennt voneinander an einem Strauch. Während die acht bis zehn cm langen männlichen Kätzchen eher ins Auge fallen, sind die weiblichen Blüten vergleichsweise unauffällig. Sie bestehen aus einer geschlossenen Zweigknospe, aus deren Spitze rote bis rötlichviolette Narben herausschauen.
Die Früchte der Gemeinen Hasel sind die im Spätsommer aus den weiblichen Blüten reifenden, allseits bekannten Haselnüsse. Die Nüsse der Gemeinen Hasel gibt es im Handel zumeist nicht zu kaufen. Hier dominieren die Nüsse der südosteuropäischen Lamberts-Hasel (Corylus maxima) das Angebot.
Magische Hasel
Die Hasel hat in Mitteleuropa eine lange kulturelle Bedeutung. So war im antiken Rom ein Haselzweig bei Friedensverhandlungen ein Zeichen für die friedvollen Absichten der Akteure. Auch zur Grenzmarkierung fanden Haselzweige Verwendung. Gegen Hexen, Schlangen und Vampire soll Haselholz ebenfalls wirken. Erd- und Wasserstrahlen soll die Hasel genauso abwehren wie Blitzeinschläge. Nicht zuletzt kommen Haselzweige auch heute noch als Wünschelruten zum Einsatz.
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Januar 2024: Das Alpenmurmeltier
Die Art des Monats Januar 2024 ist das Alpenmurmeltier (Marmota marmota). Es ist nach dem Biber und dem Stachelschwein das drittgrößte Nagetier in Europa und gehört zur Familie der Hörnchen. Im Lateinischen trug es den Namen "mus montis", was übersetzt Bergmaus bedeutet. In Bayern ist auch der Name Mankei üblich. Da in ihrem Fett Corticosteroide enthalten sind, die entzündungs- und schmerzhemmend wirken, wurden die Nager vor allem in der Vergangenheit stark bejagt. Während das Alpenmurmeltier in Deutschland mittlerweile ganzjährig geschützt ist, wird es in Österreich und der Schweiz weiterhin gejagt. Dort wird Murmeltieröl zu einer wärmenden Gelenksalbe verarbeitet und mancherorts gibt es Murmeltier-Gulasch als Spezialität. Sterben sie nicht eines unnatürlichen Todes, werden Murmeltiere bis zu 15 Jahre alt.
Bewohner unter Tage
Ihren natürlichen Lebensraum haben Alpenmurmeltiere im Hochgebirge auf 1600 bis 3000 Metern, oberhalb der Baumgrenze. In Europa sind sie unter anderem in den Karpaten und den Alpen zu finden. Sie leben in ausgeprägten Tunnelsystemen von bis zu 20 Metern, die mehrere Meter unterhalb der Erdoberfläche liegen. Ihr muskulöser Körperbau, die ausgeprägten Schulterpartien sowie ihre Grabpfoten sind für das Anlegen von Tunnelsystemen prädestiniert. Unter Tage leben sie in Familienverbänden von bis zu 20 Individuen in einer Art Wohngemeinschaft zusammen.
Pfeifende Katzen, Bären und Äffchen
Männliche Murmeltiere heißen Bären, weibliche Katzen. Ihre Jungen heißen Äffchen. Sie bleiben drei Jahre zusammen, bevor die Jungtiere den Bau verlassen und eigene Familien gründen. Um sich gegenseitig vor Gefahr durch Fressfeinde wie Steinadler oder Fuchs zu warnen, geben Murmeltiere deutlich zu vernehmende Pfeiftöne von sich. Dabei signalisiert ein einziger langer Ton Bedrohung aus der Luft. Mehrere kurze Töne deuten auf einen Räuber am Boden hin.
Kälteliebende Langschläfer
Alpenmurmeltiere halten in der Regel von Oktober bis März Winterschlaf. Auf diesen langen Schlaf geht übrigens die Redewendung "Schlafen wie ein Murmeltier" zurück. Während des Winterschlafs können Murmeltiere bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts verlieren. Im Sommer fressen die Nagetiere sich daher Winterspeck für den kräftezehrenden Winterschlaf an. In dieser Zeit nehmen die Pflanzenfresser täglich bis zu 1,5 kg Nahrung zu sich. Insgesamt können Murmeltiere bis zu 8 kg auf die Waage bringen.
Murmeltiere sind ein Relikt der letzten Eiszeit und somit an kalte Temperaturen angepasst. Deshalb verbringen sie etwa 90 Prozent ihres Lebens unter der Erde. Mit der globalen Erwärmung und dem milderen Klima stehen die Tiere aber zunehmend vor Problemen. Aufgrund der sehr geringen Anzahl an Schweißdrüsen sind Murmeltiere ab Temperaturen von 20 °C Hitzestress ausgesetzt. Dies bewirkt, dass sie ihren Bau seltener verlassen und daher weniger Zeit haben, sich ausreichend Winterspeck anzufressen.
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Dezember 2023: Die Weißbeerige Mistel
Die Art des Monats Dezember 2023 ist die Weißbeerige Mistel (Viscum album). Sie gehört zur Familie der Sandelholzgewächse und ist ein immergrüner Halbstrauch, der auf Gehölzen wächst. Während Menschen zu Weihnachten Bäume in ihren Wohnzimmern mit Kugeln schmücken, sind auch in der Natur Kugeln in Baumkronen sichtbar. Die ein wenig wie Vogelnester anmutenden Misteln sind im Herbst und Winter, wenn die Laubbäume keine Blätter mehr tragen, deutlich zu erkennen und können einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Zu finden ist die Weißbeerige Mistel unter anderem auf Ahorn, Birken, Pappeln, Linden und Apfelbäumen. Ihre Blüten sind von Januar bis April zu sehen, ihre weißlich-transparenten Beeren trägt sie im November und Dezember.
Vermehrung durch Vögel
Auch wenn keine Vögel in ihnen nisten, sind die gefiederten Tiere dennoch wichtig für Misteln. Denn Vögel fressen die weißen Beeren der Mistel, bestehend aus Kernen und einer klebrigen Flüssigkeit. Während die Misteldrossel die Samen über ihren Kot verbreitet, haftet die schleimige Flüssigkeit hartnäckig am Schnabel anderer Vögel. Jene reiben ihre Schnäbel deshalb an Ästen und der Rinde von Bäumen. Dieses Reiben überträgt Mistelsamen auf andere Bäume, sodass dort weitere Misteln wachsen.
Die Mistel ist eine der wenigen Gefäßpflanzen Europas, die parasitisch lebt. Sie sitzt auf den Ästen von Bäumen und entzieht deren Wasserleitbahnen Wasser und Mineralstoffe. Da sie selbst Photosynthese betreibt, gilt sie als Halbschmarotzer.
Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen und milden Wintern begünstigt die Ausbreitung der Misteln. Als Parasit schwächen Misteln Bäume. Die Folgen reichen von kleineren Früchten über absterbende Äste bis zum Tod ganzer Bäume. Letzteres befeuert zusätzlich die zunehmende Trockenheit aufgrund des Klimawandels.
Mystische Mistel
In England gibt es die Tradition, sich unter Mistelzweigen, die zur Weihnachtszeit über Türen hängen, zu küssen. Dem Mythos nach bleiben Paare, die sich unter dem Mistelzweig küssen, ein Leben lang glücklich zusammen. Die Germanen und Kelten schrieben der Mistel ebenfalls positive Eigenschaften zu. Die Germanen sahen in ihr einen Glücksbringer und die Kelten nutzten sie in Tränken, um Krankheiten zu heilen. Das Symbol keltischer Druiden war daher ein goldener Mistelzweig. Apropos Druiden: Auch ein kleines gallisches Dorf weiß die Mistel zu nutzen. Bei Asterix und Obelix ist die Mistel eine wichtige Zutat für den Zaubertrank, die nur durch den Schnitt mit einer goldenen Sichel ihre magischen Kräfte entfaltet.
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November 2023: Die Herbsttrompete
Die Art des Monats November 2023 ist die Herbsttrompete. Der Pilz aus der Ordnung der Pfifferlingsartigen ist auch als Totentrompete bekannt. Beide Trivialnamen gehen auf den Zeitraum zurück, in der der Pilz in der Natur zu finden ist: im Herbst und vor allem im November. Da in den November Gedenktage für Verstorbene fallen und der Pilz zu dieser Zeit am ehesten auffindbar ist, erhielt er den Namen Totentrompete. Auch wenn die dunkle Färbung und der Name möglicherweise anderes vermuten lassen, ist die Herbsttrompete ungiftig und essbar.
Krater und Füllhörner
Wegen der Form ihres Fruchtkörpers ist die Herbsttrompete auch unter den Namen Kraterpilz und Füllhorn geläufig. Ihr wissenschaftlicher Name spielt ebenfalls auf ihre Wuchsform an: Craterellus bedeutet Krater und cornucopioides füllhornförmig. Die Herbsttrompete erreicht eine Wuchshöhe von bis zu zehn cm und einen Durchmesser von vier bis sieben cm.
Der Hut der Herbsttrompete in Form eines Trichters ist innen hohl und geht nahtlos aus dem Stiel hervor, sodass eine genaue Abgrenzung von Stiel und Hut nicht einfach ist. Während der trichterförmige Hut oben schwarzbraun gefärbt ist, sind seine glatte Unterseite und der Stiel hellgrau. Die Ränder des Trichters sind umgeschlagen und weiß gesäumt. Die Außenseite der Herbsttrompete hat die für Leistlinge üblichen Leisten, die jedoch nur schwach ausgeprägt sind.
Buchen und Eichen
Zu finden ist die Herbsttrompete zumeist in Laubwäldern mit nährstoffarmen, basischen Böden und dort vor allem unter (Rot-)Buchen, Hainbuchen und Eichen. Die Herbsttrompete ist ein Mykorrhizapilz.
Der Begriff "Mykorrhiza" ist griechisch für "Pilzwurzel". Über die unter der Erde wachsenden Hyphen ist der Pilz dabei mit den Wurzeln des Baums verbunden. Die Verbindung erfolgt über einen Mantel, den der Pilz um die Feinwurzeln des Baums legt. Der Pilz liefert dem Baum Nährstoffe und Wasser, während dieser wiederum den Pilz mit Fotosyntheseprodukten versorgt, die jener nicht selbst erzeugen kann. Da die Pilzfäden deutlich tiefer in das Erdreich eindringen als die Feinwurzeln der Bäume, kann der Pilz Wasser in tieferen Schichten erreichen. Er kann so das Überleben des Baums während Trockenphasen sichern. Diese Symbiose dient somit beiden Partnern – dem Baum und dem Pilz.
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Oktober 2023: Die Mopsfledermaus
Die Art des Monats Oktober 2023 ist die Mopsfledermaus. Während einige Menschen zu Halloween mit Fledermausdekoration ihr Zuhause schmücken, begibt sich Barbastella barbastellus, wie sie wissenschaftlich heißt, in ihr Winterquartier. Da sie sehr kälteresistent ist, hält sie einen vergleichsweise kurzen Winterschlaf, in der Regel von November bis Anfang März. Sie überwintert in unterirdischen Höhlen oder in Gewölben von Burgen, Festungen und Schlössern – gewissermaßen in "Batcaves".
Fledermäuse finden zwar als Gruselobjekt zu Halloween Verwendung, unsere heimischen Arten sind aber weder Blutsauger noch gefährlich. Auf dem Speiseplan der Mopsfledermaus steht kein Blut, sondern fast ausschließlich Kleinschmetterlinge. Ergänzend nimmt die Fledermaus kleine Käfer, andere Fluginsekten und Zweiflügler zu sich. Die Mopsfledermaus beginnt in der Dämmerung mit der Nahrungssuche und erbeutet pro Nacht fast ein Drittel ihres eigenen Körpergewichts an Insekten. Zu sehen ist die zur Familie der Glattnasen gehörende Mopsfledermaus bei der Jagd nach Sonnenuntergang über- und unterhalb von Baumkronen, am Waldrand und über Waldwegen.
Ähnlichkeit mit Mops
Die Mopsfledermaus verdankt ihrem Namen der Tatsache, dass ihre Schnauze so gedrungen aussieht wie die Schnauze der Hunderasse Mops. Weitere Merkmale, durch die sich die Fledermaus von ihren Artverwandten unterscheidet, sind die über der Nase zusammengewachsenen Ohren.
Die Mopsfledermaus erreicht eine Körperlänge von 4,5 bis 6cm. Die Spannweite ihrer Flügel liegt bei 26 bis 29cm. Ihr Fell ist schwarzbraun, wobei die Haarspitzen auf dem Rücken heller sind, während die Bauchseite dunkelgrau ist. Eine Mopsfledermaus lebt im Durchschnitt bis zu zehn, kann aber auch über 20 Jahre alt werden.
Lebensraum
Der Lebensraum der Mopsfledermaus muss Gehölze beinhalten, daher ist sie vor allem in strukturreichen Wäldern, seltener in Gebieten mit Hecken oder in Gärten, die in der Nähe von Wäldern liegen, anzutreffen.
Im Sommer beziehen die Weibchen der Mopsfledermaus unter der abstehenden Rinde alter oder toter Bäume ihre Wochenstuben. Teilweise finden sich die Wochenstuben auch in Scheunen oder in Fledermauskästen. Nach dem Motto "Zusammen ist man weniger allein" bilden die Mopsfledermäuse Wochenstubenverbände aus je zehn bis 20 Weibchen. Die Weibchen gebären pro Jahr ein bis zwei Junge, die sie sechs Wochen lang säugen.
Die Mopsfledermaus wechselt in der freien Natur regelmäßig, zum Teil täglich, ihre Quartiere. Daher benötigt sie ein großes Quartierangebot. Nutzt sie als Wochenstube Gebäude wie Scheunen kann es sein, dass sie diese als alleiniges Sommerquartier ohne Wechsel der Lokalität in Anspruch nimmt. Da die Mopsfledermaus ortstreu ist, liegen Sommer- und Winterquartier zumeist nicht mehr als 40km auseinander.
Gefährdung
Unter anderem durch Landschaftszerschneidung sowie einem Mangel an Biotopbäumen und stehendem Totholz als Quartiere ist die Mopsfledermaus in Bayern gefährdet und steht daher auf der Roten Liste der Säugetiere Bayerns. Der Rückgang von Insektenpopulationen, die als Nahrungsquelle der Glattnase dienen, ist ein weiterer Risikofaktor. Da die Mopsfledermaus auf Kleinschmetterlinge spezialisiert ist, ist sie besonders anfällig, wenn sich deren Populationen verringern oder ganz verschwinden.
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September 2023: Die Europäische Hornisse
Die Art des Monats September 2023 ist die Europäische Hornisse. Die friedliche Vespa crabro nehmen viele Menschen zu Unrecht als bedrohlich wahr. Ihre selten vorkommenden Stiche sind nicht gefährlicher und nicht schmerzhafter für den Menschen als die anderer Wespenarten.
Die Europäische Hornisse ist die größte staatenbildende, heimische Faltenwespe. Sie hat eine rotbraune Färbung von Kopf, Brust und Beinen. Ihr Gesicht ist gelb und ihr Hinterleib gelb mit dunkler Zeichnung.
Nest
Die Europäische Hornisse nistet bevorzugt in geschützten und warmen Hohlräumen, etwa in hohlen Baumstämmen. Im Siedlungsbereich kann ein Hornissennest in Vogelhäuschen, alten Schuppen, in Holzverkleidungen oder in Nischen von Dachböden zu finden sein. Wird das Nest für das Volk (etwa 400 bis 700 Hornissen) zu klein, eröffnet die Königin mit einigen Arbeiterinnen in der Nähe ein Filialnest.
Zum Bauen des Nests verwenden Hornissen zerkaute Holzfasern. Die Hülle des Nests ist bräunlich, mehrschichtig (bestehend aus Lufttaschen) und weist ein muschelartiges Muster auf. Das Nest erreicht eine Größe von bis zu 60cm und besteht aus fünf bis acht waagerechten Waben. In der Regel fliegen die Hornissen von unten in das Nest.
Jahresverlauf
Wie bei allen sozialen Faltenwespen überwintern nur die jungen befruchteten Königinnen. Ab Mitte April beziehen sie ihren Nistplatz, bauen erste Zellen, legen Eier ab und versorgen sich und ihre Larven zunächst selbst. Die ersten aus den Larven entstehenden Arbeiterinnen übernehmen ab Anfang Juni sämtliche Aufgaben der Königin, mit Ausnahme der Vermehrung. Die Königin verbleibt im Nest und legt weitere Eier, während die Arbeiterinnen das Nest ausbauen, Nahrung beschaffen und die Königin versorgen. Die ersten Jungköniginnen (pro Volk bis zu 200) schlüpfen ab Ende August, die Männchen etwa einen halben Monat früher. Bis Ende Oktober finden die Flüge zur Begattung der Königinnen statt.
Die Jungköniginnen ziehen sich nach der Befruchtung zum Überwintern ins Erdreich oder in morsches Holz zurück. Die Königin und Nestbegründerin sowie die Arbeiterinnen sterben nach und nach, sodass sich das Nest leert. Dieses bezieht keine der Jungköniginnen im nächsten Jahr (keine Nestrückkehrerinnen).
Bedeutung für Ökosysteme
Hornissen füttern ihre Brut zum großen Teil mit Insekten und deren Larven. Hornissen nehmen daher als Prädatoren wichtige Funktionen in Ökosystemen wahr. Durch die Räuber-Beute-Beziehung regulieren sie die Populationsdichte der Insekten und deren Larven.
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist die Europäische Hornisse besonders geschützt. Sie darf weder gefangen, verletzt noch getötet werden. Auch das Entfernen oder Zerstören ihrer Nester ist verboten. Der rechtliche Schutz der Hornisse hat maßgeblich zur Wertschätzung der Art und damit auch zur Erholung der Bestände beigetragen. Derzeit gilt die Art als ungefährdet.
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August 2023: Die Sand-Strohblume
Die Art des Monats August 2023 ist die Sand-Strohblume. Helichrysum arenarium gehört zur Familie der Korbblütler. Ihr wissenschaftlicher Name setzt sich aus den griechischen Begriffen "helios" (Sonne) und "chrysos" (Gold) zusammen. Der Zusatz "arenarium" bedeutet "auf Sand wachsend". Die heimische Heilpflanze ist besonders geschützt. Die Strohblume soll entzündungshemmend und antibakteriell wirken sowie bei Magen- und Darmbeschwerden helfen. Aufgrund ihrer äußeren trockenhäutigen, goldgelben Hüllblätter, die nach dem Pflücken lange ihre Farbe bewahren, fand die Art früher in Trockenblumensträußen Verwendung. Wegen ihrer Gefährdung ist dies heute jedoch zu unterlassen. Strohblumen gelten als insekten- oder bienenfreundlich, denn ihr Nektar und ihre Pollen ziehen die Tiere an.
Früher galt die Art als verbreitet und gemein. So schreibt zum Beispiel Funk (1854) "gemein auf Sandboden und Haiden". Durch Sandabbau, die Anlage von Spargelfeldern und Überbauung ist die Art stark zurückgegangen. Entsprechend ist sie in der Roten Liste Bayern 2003 als stark gefährdet (Kategorie 2) eingestuft. Die letzten bayerischen Vorkommen befinden sich vor allem in der Nördlichen Frankenalb und am Untermain. Die Sand-Strohblume bevorzugt helle, nährstoffarme, warme Böden, wie sie zum Beispiel auf Dolomitsand zu finden sind. So wächst die Sand-Strohblume unter anderem auf Sandtrockenrasen, in Dolomitsand-Kiefernwäldern und Dolomitsand-Grasheiden.
Habitus
Die krautige Pflanze wird 10 bis 30cm, im manchen Fällen bis zu 50cm groß. Der hellgrüne Stängel ist aufsteigend und hat eine grauweiß-filzige Behaarung. Diese Behaarung dient als Schutz vor Sonneneinstrahlung und Austrocknung.
Die wechselständigen Laubblätter sind ebenfalls filzig bis wollig behaart. Ihre Form ist zumeist länglich-eiförmig mit zugespitztem oberen Ende. Die Laubblätter der Sand-Strohblume sind im unteren Bereich des Stängels etwa doppelt so breit wie im oberen.
Die Sand-Strohblume blüht von Juli bis August. Ihre Blüte ist endständig, dicht, doldentraubig und unterteilt sich in drei bis 20 körbchenförmige Teilblütenstände. Die Röhrenblüten sowie die Hüllblätter der Sand-Strohblume haben eine goldgelbe Färbung. Die Sand-Strohblume verbreitet sich über den Wind (Anemochorie) und über Zoochorie, also über die Anhaftung der Samen oder Früchte an Tieren, etwa an das Fell von Schafen.
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Juli 2023: Das Froschkraut
Die Art des Monats Juli 2023 ist das Froschkraut. Es ist auch als schwimmendes Froschkraut oder schwimmende Froschzunge bekannt. Luronium natans, wie die weltweit einzige Art der Gattung Luronium wissenschaftlich heißt, ist auf flache Teiche (20 bis 60 cm, maximal 3 m) mit sandigen oder schlammigen Böden angewiesen. Die konkurrenzschwache Pionierart bevorzugt nährstoffarme, schwach saure bis neutrale, flache (Still-) oder langsam fließende Gewässer mit wenig Vegetation und sonnigen bis halbschattigen Lichtverhältnissen. Sie wächst dort gerne im Uferbereich. Von dieser Vorliebe leitet sich auch ihr Name ab, denn die gleichen Bedingungen im Uferbereich gefallen Fröschen besonders gut.
Das Froschkraut ist nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie geschützt und kommt in Bayern nur in wenigen extensiv genutzten Fischteichen im Landkreis Wunsiedel vor. Das Vorkommen wurde Anfang der 1980er Jahre entdeckt, war dann aber zeitweise, vermutlich auf Grund von Düngekalkeinträgen aus angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen, verschwunden. In der Roten Liste der Gefäßpflanzen Bayerns wurde die Art 2003 entsprechend als ausgestorben oder verschollen eingestuft, bevor die Art Anfang der 2000er Jahre dort wiederentdeckt wurde.
Krautige Wasserpflanze
Die ausdauernde krautige Wasserpflanze treibt unter Wasser aus einer Blattrosette aus; entweder flutend oder bei niedrigem Wasserstand kriechend am Boden eines Gewässers oder nach oben an die Wasseroberfläche steigend. Unterschiedliche Wasserstände in einem Gewässer sind für die Art kein Problem, da sie unter und auf dem Wasser sowie an Land gedeiht. Ein kurzzeitiges Trockenfallen des Uferbereichs macht ihr ebenfalls nichts aus. Nur eine zu starke Entwässerung oder ein komplett zugefrorenes Gewässer übersteht das Froschkraut nicht. Das Trockenfallen von Gewässern, etwa aufgrund des Klimawandels, überlebt das Froschkraut ebenfalls nicht.
Das Froschkraut erreicht eine Wuchshöhe von 10 bis 40 cm. Die Blätter sind unter Wasser linealisch gestreckt, auf der Wasseroberfläche hat das Froschkraut ovale Schwimmblätter. Je nach Witterung sind die Blüten des Froschkrauts auf der Wasseroberfläche zwischen Mai und Oktober zu sehen.
Ihre Früchte bildet die Wasserpflanze ausschließlich unter Wasser. An Knoten der Sprossachse bildet das Froschkraut Wurzeln und Ausläufer. So ist eine vegetative Vermehrung neben der Verbreitung von Samen für die Fortpflanzung der Art von Bedeutung. Ihre Samen können im Boden ungünstige Bedingungen zum Keimen und Ansiedeln überdauern. Sobald geeignete Lebensraumbedingungen vorherrschen, keimen die Samen aus.
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen
Um den Bestand des Froschkrauts zu schützen bzw. um neue Bestände zu ermöglichen, gibt es verschiedene Maßnahmen. Eine davon ist der Erhalt oder die Wiederherstellung von Standorten mit wenig Vegetation. Dazu kann die Entnahme von konkurrierenden Pflanzen, sowie vorsichtiges Entschlammen beitragen. Um die Nährstoffarmut des Standorts zu erhalten, sollten im Quelleinzugsgebiet keine Düngemittel zum Einsatz kommen. Weiterhin sollte es ausreichende Pufferzonen geben, um Nährstoffeinträge in das Gewässer zu vermeiden.
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Juni 2023: Der Feuersalamander
Die Art des Monats Juni 2023 ist der Feuersalamander. Salamandra salamandra ist ein Schwanzlurch aus der Familie der Echten Salamander und zählt zur Gattung der Eigentlichen Salamander. Die Bezeichnungen Erd-, Feuer oder Regenmolch sind als Synonym für die Amphibienart geläufig.
Seinen Namen verdankt der Feuersalamander dem Aberglauben der Menschen, dass er in der Lage sei, Feuer zu löschen. Weiterhin schrieb ihm die Mythologie zu, dass er im Feuer leben könne. Eine Fähigkeit, die übrigens auch das magische Tierwesen "Feuersalamander" in den Harry Potter Romanen aufweist, welches mit dem eigentlichen Feuersalamander aber wenig gemein hat.
Schwarzgelbe Färbung
Der Feuersalamander ist aufgrund seiner schwarzen Färbung mit individuellen gelben, teils orangen Flecken und Streifen sehr auffällig und lässt sich dadurch von ähnlich aussehenden Verwandten wie dem Alpensalamander oder dem Kammmolch gut unterscheiden. Eine Unterscheidung innerhalb der Art zwischen den Unterarten Gefleckter Feuersalamander (S. salamandra salamandra) und Gebändeter Feuersalamander (S. salamandra terrestris) ist durch ihre Flecken beziehungsweise ihre Streifen möglich. In Bayern sind die gefleckten Salamander außerdem vorwiegend im Süden und die gestreiften Salamander vor allem im Norden zu finden. Feuersalamander insgesamt kommen in Südostbayern, in Nord- und Ostbayern lückenhaft und in den Alpen bis etwa 1000m Höhe vor. In Südwestbayern ist der Salamander so gut wie nicht zu finden. Diese Verbreitungslücke ist auch als sogenannte "Allgäu-Lücke" bekannt.
Lebensraum
Feuersalamander leben in sommerkühlen Laub- und Mischwäldern mit hoher Luftfeuchtigkeit und naturnahen Bachläufen und Quellbächen. Die Tiere nutzen die Gewässer zum Ablaichen. Für ihre Larven sind die Gewässer der primäre Lebensraum. Die ausgewachsenen Tiere sind unabhängig von Gewässern und nutzen diese nur sporadisch. Sie bevorzugen Laub- und Mischwälder, weil das dortige Unterholz ihnen gute Möglichkeiten zum Verstecken gibt.
Der Feuersalamander sondert über seine Haut ein für Tiere giftiges Sekret ab, welches für den Menschen ungefährlich ist. Jedoch kann es auf der Haut ein leichtes Brennen verursachen. Dieses Sekret schützt den Lurch sowohl vor Fressfeinden als auch vor Pilzen und Bakterien, die sich sonst auf seiner feuchten Haut wohlfühlen würden.
Fortpflanzung und Nahrung
Die adulten Weibchen des Feuersalamanders laichen von März bis Mai ab. Sie sind lebendgebärend und legen rund 30 2 bis 3,5cm große Larven anstelle von Eiern in fischfreien, strukturreichen Gewässern ab. Nach etwa vier Monaten ist die Metamorphose abgeschlossen und die jungen Feuersalamander halten sich nun vorwiegend an Land auf. Ab einem Alter von zwei bis vier Jahren sind die Tiere geschlechtsreif. Feuersalamander erreichen eine Größe von 14 bis 20cm.
Feuersalamander ernähren sich von (Nackt-) Schnecken, Würmern und Insekten. Die Larven fressen Bachflohkrebse und aquatische Insektenlarven. Bei Nahrungsmangel ist es zudem möglich, dass die Larven sich gegenseitig fressen. Wenig Nahrung hat auch einen Einfluss auf die Entwicklungszeit der Larven. Je weniger Nahrung vorhanden ist, desto langsamer ist ihre Entwicklung zum adulten Salamander. Diese kann bis zu zwei Jahre in nährstoffarmen Gewässern in Anspruch nehmen.
Gefährdetes Amphib
Feuersalamander sind wechselwarm (poikliotherm), nachtaktiv und überwintern in Starre bevorzugt in Ritzen, Felsspalten, Bauten von Kleinsäugern, Erdlöchern und Höhlen. Zu sehen ist der Feuersalamander vor allem nachts und/oder nach Regenfällen, wenn er auf Nahrungssuche geht.
Der Bestand der Feuersalamander ist spürbar zurückgegangen, sodass sie in der Roten Liste Bayern 2019 als "gefährdet" eingestuft sind. Gründe hierfür sind unter anderem die Begradigung von Bachläufen und Waldbaumaßnahmen. Neu hinzugekommen ist eine aus Asien eingeschleppte Pilzerkrankung. Bsal (Batrachochytrium salamandrivorans) kann binnen zwei bis drei Jahren nach Befall für den Verlust ganzer Populationen sorgen. Die Einhaltung von Hygieneregeln bei Kartierungen ist deshalb besonders wichtig.
Weiterführende Informationen
- Hautpilz bei Feuersalamander nachgewiesen
- Hygiene-Protokoll für die Kartierung von Amphibien, Libellen und Krebse - PDF
- Gefährdete Tierarten gesucht!
- Feuersalamander (Salamandra salamandra) - PDF
- Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) Bayerns
- Artenhilfsprogramm Amphibien
- Auen im Naturhaushalt
- Lebensraum Quelle
- Quellschutz in Bayern
Mai 2023: Der Aurorafalter
Die Art des Monats Mai 2023 ist der Aurorafalter. Anthocharis cardamines fliegt von April bis Juni und seine Männchen weisen eine einzigartige Färbung auf, wodurch sie von anderen Schmetterlingen leicht zu unterscheiden sind. Der Aurorafalter ist in allen Naturräumen Bayerns anzutreffen. Er wird immer seltener, da seine Lebensräume durch Trockenlegung, intensive Mahd und Überdüngung der von ihm bevorzugten feuchten Standorte schwinden.
"Orange tip"
Der deutsche Artname verweist auf Aurora, die Göttin der Morgenröte, im Englischen trägt der Weißling den Namen "Orange tip", in Anspielung auf die Färbung der Flügel der Männchen. Denn diese haben auf der Oberseite ihrer weißen Vorderflügel zur Außenseite hin einen orangen Fleck, welcher den Weibchen fehlt. Die Vorderflügel beider Geschlechter haben eine grau bzw. grauschwarze Spitze. Auf beiden Flügeln haben sie außerdem jeweils mittig einen schwarzen Fleck.
Die Weibchen sehen ihren Verwandten aus der Familie der Weißlinge sehr ähnlich. Sie lassen sich anhand der Unterseite der Hinterflügel bestimmen. Dort haben beide Geschlechter eine olivgrüne Marmorierung.
Lebensweise
Die Raupen des Aurorafalters sind ebenfalls speziell gefärbt. Die Oberseite ist blaugrün und die Seiten sind weiß. Die Unterseite der Raupen ist dunkelgrün. Um sich vor Feinden zu schützen, sitzen die Raupen des Tagfalters häufig mit dem Rücken nach unten an den Pflanzen, die ihnen als Nahrung dienen. In dieser Position ähneln sie den Samenschoten ihrer Futterpflanzen. Eine der wichtigsten Raupennahrungspflanzen ist das Wiesen-Schaumkraut aus der Familie der Kreuzblütler, das auf feuchten Wiesen wächst.
Kurz bevor das Wiesen-Schaumkraut zu blühen beginnt, lassen sich die ersten männlichen Aurorafalter bei ihrem Flug bewundern. Die Weibchen legen die Eier an den bereits bestehenden Blüten ab, die neben den unreifen Früchten der Pflanze den Raupen als Nahrung dienen, bis sich die Raupen im Juli verpuppen. Meist am Pflanzenstängel ihrer Futterpflanze spinnt die Raupe eine Schlaufe, mit deren Hilfe sie sich am Stängel anheftet, um sich dann in einer dornartigen, graubraunen Gürtelpuppe in die Winterruhe zu begeben.
Lebensraum
Mit Ausnahme der Höhenlagen der Alpen ist der Aurorafalter in allen Naturräumen Bayerns heimisch. Um sich fortpflanzen zu können, benötigt er frische bis feuchte Säume, feuchte Wiesen, Waldränder und Wälder. Trockene Magerrasen nutzt der Falter ebenfalls. Entscheidend für eine erfolgreiche Fortpflanzung ist, dass die Pflanzen, an denen die Puppen des Aurorafalters anhaften, im Herbst und Winter stehenbleiben. Ein extensiv bewirtschaftetes, feuchtes Grünland oder Altgrasstreifen mit Kreuzblütlern wie dem Wiesen-Schaumkraut, die im Herbst nicht gemäht werden, sind für den Aurorafalter geeignete Lebensräume. Hier können die Tagfalter im nächsten Frühjahr (April/Mai) während der ersten Wärmeperiode schlüpfen.
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April 2023: Der kleine Wasserfrosch
Die Art des Monats April 2023 ist der Kleine Wasserfrosch. Pelophylax lessonae hat große Ähnlichkeit mit Teich- und Seefröschen, mit denen er nah verwandt ist und den sogenannten Wasserfroschkomplex bildet. Die Ähnlichkeit zwischen den verwandten Amphibienarten – auch aufgrund von Hybridisierungen – macht eine genaue Bestimmung schwer. Da die genetische Analyse oft die einzige zuverlässige Methode ist, um eine genaue Identifikation durchzuführen, liegen nur begrenzt gesicherte Kenntnisse über die Verbreitung des Kleinen Wasserfroschs vor. Der Verbreitungsschwerpunkt im Freistaat liegt im Alpenvorland. Im Norden Bayerns ist der Lurch des Jahres 2023 unter anderem in den Regionen Nürnberg und Weiden zu Hause. Der Kleine Wasserfrosch ist einen FFH-Art (Anhang IV) und in der Roten Liste Bayern als gefährdet eingestuft. Aktuelle Studien deuten auf regional starke Bestandsrückgänge der Art hin. Als Ursachen gelten unter anderem Meliorationsmaßnahmen, Pestizide und Fischbesatz.
Habitus
Die Männchen der Kleinen Wasserfrösche werden 4,5 bis 6,5cm, die Weibchen 5 bis 7,5cm groß. Sie sind zumeist grasgrün gefärbt, wobei ihr Rücken ein hellgrüner Streifen ziert. Die Oberseiten der Beine sind eher dunkelgrün. Auf ihren Rücken befinden sich bronzefarbene Drüsenleisten. Kleine Wasserfrösche ernähren sich weniger von aquatischen Arten wie Wasserkäfern oder -läufern. Kleine Wasserfrösche ernähren sich weniger von aquatischen Arten wie Wasserkäfern oder -läufern. Sie bevorzugen an Land lebende Insekten, Schnecken, Spinnen und Würmer.
Lebensraum
Kleine Wasserfrösche leben in kleinen bis mittelgroßen Gewässern, die eine große Strukturvielfalt und eine reiche Vegetation an Unterwasser- und Schwimmblattpflanzen aufweisen, wobei dichter Röhricht (unter anderem Schilfrohr) eher weniger geeignet ist. Ausgeprägte Besonnung und fehlender oder geringer Fischbestand sind weitere wichtige Faktoren. Besonders in Übergangsmooren und überstauten Feuchtwiesen sowie Teichen in Extensivgrünland sind Kleine Wasserfrösche zu finden. Weitere Habitate der Frösche sind Gräben, Tümpel, Flussauen und Abbaustellen.
Kleine Wasserfrösche sind als einzige der drei Grünfroscharten weniger stark an einen feuchten oder nassen Lebensraum gebunden. Deshalb sind sie unter anderem in Au- und Bruchwäldern zu finden. Sie überwintern vorwiegend an Land und suchen Gewässer zur Paarungszeit auf. Daher sind die Kleinen Wasserfrösche vor allem von April bis September zu sehen, wenn sie zu den Laichgewässern wandern.
Paarung
Zur Laichzeit (Mai bis Juni) locken männliche Kleine Wasserfrösche die Weibchen mit einem "schnarrenden" Ruf. An Ufern von Gewässern erklingt dieser Ruf mitunter im "Chor". Akustisch verstärken die weißen Schallblasen der Frösche den Lockruf. Schallblasen sind Ausstülpungen der Bodenhaut auf beiden Seiten des Mundes, die ein charakteristisches Merkmal der Männchen des Kleinen Wasserfroschs sind.
Nach der Paarung legt das Weibchen Eierpakete als Laichballen im seichten Wasser, an Pflanzen anhaftend, ab. Diese Pakete enthalten jeweils mehrere hundert Eier. Insgesamt sind dies bis zu 3.000 Eier. Die Kaulquappen aus diesen Eiern schlüpfen binnen weniger Tage. Je nach Nahrungsangebot und Temperatur entwickeln sie sich in einem Zeitraum von einem bis drei Monaten zu Jungtieren. Diese verlassen in der Regel die Gewässer, in denen sie zur Welt kamen, und besiedeln neue Habitate.
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März 2023: Die Sand-Silberscharte
Die Art des Monats März ist die Sand-Silberscharte, sie ist eine nach der FFH-Richtlinie EU-weit streng geschützte Art. Jurinea cyanoides ist in Bayern selten und nur in Unterfranken beheimatet. Ihre beiden letzten verbliebenen Bestände liegen im Bereich der Mainschleife bei Volkach. Dank intensiver Bemühungen, vor allem der unteren Naturschutzbehörde, vergrößerten sich die Bestände wieder.
Sonnige und trockene Sandböden als Lebensraum
Wie es ihr Name bereits andeutet, wächst Jurinea cyanoides bevorzugt auf älteren sonnigen und trockenen Sandböden wie Sandtrockenrasen oder Kiefernwaldverlichtungen, nicht auf Pionierrasen. Sie ist eine Kennart der Sandsteppen. Die Böden sind basenreich, locker und humos. Die Art ist auf Störungen angewiesen, durch zu dichte Vegetation wird sie verdrängt.
Die Wurzeln der Sand-Silberscharte reichen bis in eine Tiefe von 2,5 Metern. Die krautige Pflanze erreicht eine Größe von 30 bis 45 Zentimetern. Ihre Blüte ähnelt der einer Distel und hat eine purpurviolette Färbung. Ihre Blätter sind auf der Oberseite dunkelgrün gefärbt, während die Unterseite weißfilzig aussieht. Die Sand-Silberscharte blüht von Juli bis September. Ihre Samen verbreitet sie über den Wind. Ihre Vermehrung erfolgt aber weitgehend vegetativ über Wurzelsprosse.
Foto: Dr. Andreas Zehm
Lebensraumverlust und Wiederherstellungsmaßnahmen
Von ehemals 39 nachgewiesenen Standorten gibt es aktuell noch zwei ursprüngliche. Gründe hierfür sind Sandabbau, Überbauung offener Flächen, sowie Verbuschung offener Flächen und Aufforstung. Praktisch alle heute noch existenten Individuen der Sand-Silberscharte finden sich mittlerweile in unter Naturschutz stehenden Gebieten oder sind durch Ankauf oder Pacht gesichert. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurden mehrere Wiederansiedlungen und Neuansiedlungen innerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes durchgeführt. Einige dieser Bestände können bereits als weitgehend stabil gelten, weshalb die Art nicht mehr akut vom Aussterben bedroht ist.
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Februar 2023: Die Moorbirke
Die Art des Monats Februar ist die Moorbirke; Betula pubescens wurde 2023 als Baum des Jahres benannt. Sie kommt in Moor-, Auen- und Bruchwäldern in Deutschland vor. In einigen Regionen ist sie auch als Besen- oder Haarbirke bekannt. In Bayern wächst sie unter anderem im FFH-Gebiet "Elbsee" im Ostallgäu.
Als Pionierart ist sie in der Lage, neu entstandene Lebensräume zu besiedeln. Sie stellt keine hohen Ansprüche an die Bedingungen eines Standorts; Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius machen ihr nichts aus, sie braucht jedoch einen sonnigen Standort. Durch ihre große Frosttoleranz ist sie die am weitesten nördlich vorkommende Baumart Europas. Als niedrigwachsender Strauch ist sie in Gebirgen nahe der Baumgrenze und in der Nähe von Blockhalden zu finden. Neben Europa wächst die Moorbirke in Asien und Russland.
Standort
Die Nussfrüchte, ihre Samen, verbreiten sich mithilfe des Windes, sodass die Moorbirke freie Flächen in der Regel schnell besiedelt. Die Moorbirke hält Überflutungen stand und bietet dank ihrem Herzwurzelsystem auch starken Winden die Stirn. Sie fühlt sich auf feuchten bis staunassen, nährstoffarmen und sauren Böden wohl.
Habitus
Während die Moorbirke im Gebirge strauchförmig wächst, erreicht sie im Flachland eine Höhe von bis zu 30 Metern. Ihre Borke ist in jungen Jahren eher dunkel rötlichbraun gefärbt, später ist sie heller und gräulich-weiß. Sie wird bis zu 120 Jahre alt.
Die Triebe der Moorbirke sind wechselständig angeordnet und zunächst behaart. Die Haare verlieren sie im Laufe der Zeit. Die Laubblätter sind auf der Unterseite behaart, eiförmig und leicht gesägt. Die Moorbirke ist in der Lage, die Stärke in ihren Trieben bei Temperaturen, die unter minus 40 Grad Celsius liegen, in Öl umzuwandeln. Durch diesen Wärmeschutz erfriert sie nicht.
Heimat für bedrohte Arten
An Moorbirken und in lichten Birkenwäldern lebt eine ganze Reihe von spezialisierten und teils sehr seltenen Arten, insbesondere unter den Insekten. Eine der größten Raritäten ist der Birken-Prachtkäfer (Dicerca furcata), dessen Larve nur im anbrüchigen Holz von Birken vorkommt. Für holzbewohnende Käfer ist im Moor die Birke neben der Spirke die wichtigste Baumart. Auch unter anderen Organismengruppen gibt es zahlreiche Birken-Spezialisten, zum Beispiel bei Pflanzenwespen, Schmetterlingen und Pilzen. So ist beispielweise der Nachtfalter Weißer Zahnspinner (Leucodonta bicoloria) eine Charakterart für Moorbirkenwälder. Insgesamt sind viele im Moor beheimatete Arten an die Moorbirke gebunden, sodass diese einen wichtigen Teil sowohl zum Erhalt der moortypischen als auch bayernweiten Artenvielfalt leistet.
Weiterführende Informationen
- Ökologische Funktionen
- Moore
- Biodiversität und Moorschutz
- Pressemitteilung: Die schönsten Bilder unserer bayerischen Moore. Auszeichnung der Preisträgerinnen und Preisträger des Fotowettbewerbs Metamorphose Moor
- Metamorphose Moor - 10.000 Jahre in einem Bild – Ein immerwährender Kalender
- MANAGEMENTPLAN für das Natura 2000-Gebiet. FFH-Gebiet 8229-301 "Elbsee" - PDF
- Baum des Jahres 2023. Die Moorbirke (Betula pubescens)
Januar 2023: Das Braunkehlchen
Bräunlich gezeichneter Rücken, heller Bauch, weißer Überaugenstreifen und orangebrauner Brustfleck: Das Braunkehlchen ist an seinem charakteristischen Federkleid gut zu erkennen, doch die wenigsten werden den kleinen Singvogel jemals zu Gesicht bekommen: Saxicola rubetra ist in Bayern eine Rote-Liste-Eins-Art, das heißt, vom Aussterben bedroht und europaweit gefährdet. Der Wiesenbrüter leidet darunter, dass sein Lebensraum – extensiv bewirtschaftetes Feuchtgrünland - schwindet. Vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) sowie dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) wurde das Braunkehlchen zum Vogel des Jahres 2023 ernannt, fast 135.0000 Naturinteressierte hatten sich 2022 an einer Wahl beteiligt und fast 60.000 das Braunkehlchen gewählt.
Das Braunkehlchen gehört zur Gattung der Wiesenschmätzer und Familie der Schnäpperverwandte. Verwandt ist es mit dem Rot- und dem Schwarzkehlchen. Mit einer Körpergröße von 12 bis 14 Zentimetern ist es kleiner als ein Spatz, der Schwanz ist im Verhältnis zum Körper relativ kurz. Bei den Männchen sind Kehle und Brust orangebraun gefärbt, der Rücken braun mit dunklen Flecken und der Bauch hell. Den charakteristischen Überaugenstreifen trägt das Braunkehlchen in allen Kleidern. Die Weibchen sind weniger kontrastreich gefärbt. Beim Auffliegen blitzt auch eine weiße Schwanzbasis auf. Der Ruf ist ein weiches "Djü", dass an den Gimpel erinnert, gefolgt von einem charakteristischen Schnalzen. Beim Gesang reihen sich variabel, raue Strophen aneinander, das Lied beschleunigt sich zum Ende hin und endet abrupt.
Das Braunkehlchen fliegt über die Wüste
Saxicola rubetra ist ein Langstreckenzieher: Das Braunkehlchen fliegt über die Sahara und verbringt den Winter in den Savannen und Grasländen südlich der Sahara. Hier bei uns braucht der Wiesenbrüter feuchte Wiesen, Brachen und Feldränder. Wichtig ist, dass einzelne Stauden und Büsche oder Zaunpfähle vorhanden sind, die der Vogel als Ansitzwarte für die Jagd benutzt. Insekten, Würmer und Spinnen sind seine Nahrung, im Herbst auch Beeren.
Sein Nest baut das Braunkehlchen in der Wiese, meist in Streuwiesen (feuchte Wiesen mit Schilf, das früher als Einstreu diente) im Bereich von Brache- oder Altgrasstreifen oder an Grabenrändern. Gefahr drohte den Gelege und den Jungen durch veränderte Mahdzeitpunkte und Beutegreifer wie dem Fuchs, der sich in einer verbuschenden Landschaft besser verstecken kann. Grundsätzlich gibt es immer weniger Feuchtflächen, die vergleichbar der früheren Nutzung bewirtschaftet werden. Entsprechende Pflegemaßnahmen von Streuwiesen sind deshalb notwendig und helfen auch anderen Wiesenbrütern.
Die Loisach-Kochelsee-Moore im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen beherbergt das bedeutendste bayerische Braunkehlchenvorkommen. Doch auch hier gehen die Brutbestände dramatisch zurück. Wurden von Vogelschützern 2008 noch 146 bis 167 Revierpaare gezählt, waren es 2015 noch 98 bis 126 und 2020 nur noch 79 bis 85.
Das Braunkehlchen wird in Bayern unter das Artenhilfsprogramm Wiesenbrüter eingereiht, das am LfU 2014 initiiert wurde.
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Dezember 2022: Die Echte Rentierflechte
Die Art des Monats Dezember ist – passend zu Weihnachten – die Echte Rentierflechte. Die wissenschaftlich als Cladonia rangiferina bezeichnete Flechte verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sie eine begehrte Nahrungsquelle von Rentieren ist. Bei Elchen und Moschusochsen steht die Echte Rentierflechte ebenso auf dem Speiseplan. Obwohl in Bayern eher wenige dieser Tiere unterwegs sind, ist die Echte Rentierflechte hier mäßig häufig verbreitet. Für die Zukunft droht ihr allerdings ein starker Rückgang.
Rentierflechten sind vor allem in Skandinavien für medizinische Zwecke, für den Modellbau und in der Floristik begehrt. Ihr Rückgang geht auf die verstärkte Entnahme aus der Natur zurück. Nach §44 Bundesnaturschutzgesetz ist die gesamte Artengruppe der Rentierflechten besonders geschützt. Ihre Entnahme ist daher genehmigungspflichtig. Die Flechte ist in der Roten Liste Bayern 2019 sowohl im Flachland als auch in den Alpen in Kategorie 2 eingestuft. Somit gilt sie als stark gefährdet .
Strauchflechte an nährstoffarmen Standorten
Die Echte Rentierflechte wächst auf dem Boden aufliegend strauchförmig. Die weißlich-grauen Stämmchen sind dabei weit verzweigt. Sie wird bis zu zehn Zentimeter hoch und erreicht einen Ausbreitungsradius von bis zu einem Meter.
Die Echte Rentierflechte wächst bevorzugt auf sauren, sehr nährstoffarmen Böden. Als konkurrenzschwache Art profitiert sie von den harschen Lebensbedingungen, da schnellwüchsige Konkurrenten ihr hier den Platz und das Licht nicht so schnell streitig machen. Häufig anzutreffen ist sie daher vor allem auf trockenen Sandböden mit hohen Offenbodenanteilen sowie auf Silikatfelsen mit Pionierrasen, beispielsweise im Höllental in Oberfranken.
Lebensgemeinschaft aus Alge und Pilz
Flechten sind Lebensgemeinschaften aus Alge und Pilz, sogenannte Symbiosen. In der Gemeinschaft Flechte profitieren beide Partner von der Zusammenarbeit. So fördert der Pilz unter anderem Nährstoffe aus dem Boden, die die Alge für die Photosynthese benötigt. Im Gegenzug erhält der Pilz von der Alge die bei der Photosynthese erzeugten Kohlenhydrate. Flechten sind deshalb in der Lage, nährstoffarme und extreme Standorte als Pioniere zu besiedeln.
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November 2022: Der Gewöhnliche Pillenfarn
Die Art des Monats November 2022 ist der Gewöhnliche Pillenfarn. Der unter dem wissenschaftlichen Namen Pilularia globulifera L. bekannte Wasserfarn wächst an zeitweise überschwemmten, nährstoffarmen Gewässerufern, den sogenannten Strandlings-Gesellschaften. Bestände des Pillenfarns gehören nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zum FFH-Lebensraumtyp 3130 "Stillgewässer mit Pioniervegetation" und bilden beispielsweise im FFH-Gebiet "Charlottenhofer Weihergebiet, Hirtlohweiher und Langwiedteiche" in der Oberpfalz hochwertige Bestände.
Der Pillenfarm ist eine ausdauernde Wasserpflanze, der es nichts ausmacht, dass ihr Standort mal unter Wasser steht, mal trockenfällt. Dennoch ist sie in Bayern – sie kommt hauptsächlich in Nordbayern vor – vom Aussterben bedroht. Dies liegt unter anderem am Nährstoffeintrag durch die Land- und Teichwirtschaft sowie der Sukzession bei ausbleibenden wechselnden Wasserständen.
Sporenfrüchte in Pillenform
Seinen Namen verdankt der gewöhnliche Pillenfarn seinen Sporenkapseln. Denn diese schwarzen Kapseln haben eine Pillenform mit einem Durchmesser von etwa drei Millimetern.
Der grasartige Wasserfarn vermehrt sich über kriechende Triebe, die an ihren Knoten Wurzeln ausbilden. Auf diese Weise breitet er sich auf dem Wasser und knapp unter der Wasseroberfläche bis zu 50 Zentimeter aus. Er legt außerdem langlebige "Samenbanken" an. Diese bestehen aus seinen Sporenfrüchten, die es ihm ermöglichen, nach Störungen einen Lebensraum temporär wieder zu besiedeln.
Der Pillenfarn benötigt kalkarme, schwach saure und mäßig nährstoffreiche Lehm-, Sand- oder Tonböden. Er ist eine Charakterart für die Pillenfarn-Gesellschaft, die zu den Strandlings-Gesellschaften gehört. Diese Gesellschaften haben die Fähigkeit, sich auch unter Wasser zu entwickeln.
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Oktober 2022: Der Lämmersalat
Die Art des Monats Oktober 2022 ist der Lämmersalat. Seinen Namen verdankt der wissenschaftlich unter der Bezeichnung Arnoseris minima bekannte Korbblütler dem Umstand, dass Schafe (und Lämmer) ihn fressen. Der Lämmersalat wuchs bevorzugt auf brachliegenden Äckern, auf denen früher Schafe weideten. Dies gehört immer mehr der Vergangenheit an. Denn die intensive Landwirtschaft macht dem Lämmersalat das Leben schwer. So sehr, dass dieser mittlerweile stark gefährdet ist.
Der Lämmersalat bevorzugt offene, nährstoffarme Standorte. Die Böden sollten sandig sein und einen sauren pH-Wert aufweisen. Faktoren, die nur noch wenig vorkommen.
Der gelb blühende Korbblütler ist eine Pionierart. Das heißt, er besiedelt brachliegende Flächen als eine der ersten Arten und verschwindet, wenn die Vegetation wieder zu dicht wird. Denn der Lämmersalat wächst, wenn seine Blätter – sie bilden dicht am Boden eine Rosette – wenig Schatten abbekommen. Dies ist auf Äckern oder am Ackerrand der Fall, wenn keine konkurrierenden Pflanzen dem Lämmersalat die Sonne nehmen. Er blüht dann zwischen Juli und September.
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September 2022: Die Rainfarn-Maskenbiene
Die Art des Monats September 2022 ist die Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus). Sie ist die Wildbiene des Jahres 2022. Sie ist nicht bedroht und noch verbreitet. Jedoch leidet sie wie alle Insekten darunter, dass Feld und Flur artenärmer werden.
Das schwarze Insekt hat einen Teil seines Namens aufgrund einer weißen Zeichnung, die die männlichen Bienen wie eine Maske im Gesicht tragen. Die Weibchen haben zwei weiße Flecken im Gesicht.
Als Nahrung bevorzugt die acht Millimeter große Wildbiene Korblütler wie den Rainfarn. Diesem verdankt sie den ersten Teil ihres Namens. Ebenso stehen Margerite, Schafgarbe, Färberkamille und Mutterkraut auf ihrem Speiseplan.
Die Rainfarn-Maskenbiene lebt solitär, nicht in einem Staat wie Honigbienen oder Hummeln. Sie legt ihre Eier unter anderem in Ritzen von Mauerwerk oder in Hohlräume steiniger Abbruchkanten. Im Nest entwickelt sich die Brut vom Larven- über das Puppenstadium bis zur ausgewachsenen Maskenbiene in einem Futtervorrat. Pollen und Nektar bringt die weibliche Rainfarn-Maskenbiene in einem Kropf zur Kinderstube.
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August 2022: Die Blauflügelige Ödlandschrecke
Die Art des Monats August 2022 ist die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). Sie ist unter anderem in den Außenanlagen des Landesamtes für Umwelt in Augsburg daheim. Hier läuft sie Gästen und Mitarbeitenden über den Weg. Läuft ist in diesem Fall die richtige Bezeichnung, da sich Blauflügelige Ödlandschrecken meist gehend fortbewegen. Sie besiedeln vollsonnige trockenwarme Lebensräume mit einer sehr schütteren Pflanzendecke und offenen Bodenstellen.
Die blauen Flügel mit der schwarzen Querbinde der Ödlandschrecke blitzen auf, wenn diese fliegt. Im Gegensatz zu anderen Heuschrecken, die bei Gefahr weghüpfen, fliegt sie erst im letzten Moment los. Denn ihre graubraun gemusterte Tarnfärbung bietet ihr einen guten Schutz vor Gefahren. Diese Färbung ermöglicht es der Heuschrecke, sich farblich innerhalb von ein bis zwei Tagen an eine veränderte Umgebung anzupassen. Die Blauflügelige Ödlandschrecke unterscheidet sich von anderen Heuschreckenarten zudem, wenn sie sich paaren will: Die Männchen suchen ohne Gesang nach einer Partnerin.
Blauflügelige Ödlandschrecken sind in Bayern selten. Sie stehen deshalb auf der Roten Liste gefährdeter Tiere Bayerns.
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Juli 2022: Der Trommelwolf
Die Art des Monats Juli 2022 ist der Trommelwolf (Hygrolycosa rubrofasciata). Die fünf bis sechs Millimeter große Wolfsspinne mit den charakteristischen acht Augen trommelt mit Knopfhaaren am Hinterleib 30 Schläge pro Sekunde auf trockenes Laub. Diese Schläge sind laut genug, dass das menschliche Ohr sie wahrnimmt. Der Trommelwolf wirbt so an sonnigen Waldrändern um Weibchen. Eine interessierte Spinnendame antwortet auf die gleiche Weise.
Gefährdeter Lebensraum
Der Trommelwolf gehört zur Gattung der Sumpfwölfe (Hygrolycosa). Er lebt in Au-, Moor- und Sumpfwäldern. Diese Lebensräume sind in ihrer Fläche und in ihrer Qualität stark zurückgegangen. Deshalb ist der Trommelwolf in Bayern und Deutschland gefährdet.
Das Trommeln der Wolfsspinne ist Teil der Datenbank des Tierstimmenarchivs des Museums für Naturkunde Berlin.
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Juni 2022: Der Europäische Frauenschuh
Die Art des Monats Juni 2022 ist der Europäische Frauenschuh (Cypripedium calceolus). Den Name verdankt die heimische Orchidee ihrer Blüte. Denn diese sieht aus wie ein Schuh.
Lichter Lebensraum
Der Europäische Frauenschuh ist in Bayern gefährdet und hat einen besonderen Schutzstatus nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU. Denn sein Lebensraum schwindet. Die Orchidee braucht lichte Wälder oder nicht zu trockene Waldränder.
Die veränderte Nutzung von Wäldern und Nährstoffe, die in den Boden gelangen, bedrohen den Europäischen Frauenschuh. Früher waren es vor allem Sammler, die die Bestände verkleinerten.
Der Europäische Frauenschuh wird bis zu 100 Jahre alt; dabei blüht er das erste Mal nach acht bis zwölf Jahren. So lange dauert es, bis der Samen keimt und die Pflanze blüht.
Bei der Bestäubung hilft die Orchidee nach. Denn ihre Blüte ist eine Kesselfalle. Insekten können sich auf dem öligen Film am Blütenrand nicht halten und rutschen ins Innere zur klebrigen Narbe.
Die klebrigen Pollen haften an den Insekten, die sie beim Verlassen der Blüte mitnehmen. Die Insekten geben die Pollen an der nächsten Blüte ab.
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Mai 2022: Die Braunschuppige Sandbiene
Die Art des Monats Mai 2022 ist die Braunschuppige Sandbiene (Andrena curvungula). Sie gehört zu den Sandbienen und gräbt ihre Erdnester in sandige Böden. Die weibliche Braunschuppige Sandbiene benötigt als Nahrung für ihre Nachkommen die Pollen von Glockenblumen. Sind keine Glockenblumen vorhanden, nutzen sie andere Glockenblumengewächse wie die Teufelskralle. Männliche Braunschuppige Sandbienen sammeln keine Pollen, sondern trinken Blütennektar. Diesen trinken sie von Glockenblumen und weiteren Pflanzen.
Braunschuppige Sandbienen sind sogenannte Solitärbienen. Dies bedeutet, dass es bei ihnen keine Insektenstaaten mit Arbeiterbienen wie bei der Honigbiene gibt.
Behaarte Weibchen, unbehaarte Männchen
Die Weibchen der Braunschuppigen Sandbiene sind 13 bis 14 Millimeter groß und haben eine braune, schuppenartige Behaarung auf dem Rücken. Diese ungewöhnliche Behaarung wirkt ledrig. Das Hinterteil ist glänzend, dunkelbraun gefärbt und hat helle Querbinden.
Die Männchen sind elf bis 13 Millimeter groß und haben keine Schuppenhaare. Sie sehen den Weibchen eher unähnlich und sind von den Männchen anderer Sandbienenarten kaum zu unterscheiden.
Verbreitung
Die Braunschuppige Sandbiene ist aufgrund rückläufiger Nachweise in der aktuellen Roten Liste 2021 in der Kategorie stark gefährdet (RL 2) zu finden.
Da die Braunschuppige Sandbiene auf Glockenblumen spezialisiert ist, gibt es keine Nahrungsalternativen. Glockenblumen kommen auf intensiv bewirtschafteten Flächen nicht mehr vor. Auch eine zu frühe Mahd lässt sie verschwinden.
Der Lebensraum der Biene macht sich ebenfalls rar. Die Braunschuppige Sandbiene lebt bevorzugt auf trockenen Magerwiesen, in Weinbergen und an trockenen, warmen Waldrändern. Selten kommt sie in Siedlungsräumen vor. Für ihre Bruthöhlen ist sie auf offene, grabfähige Bodenstellen angewiesen.
Glockenblumen und Wildbienen
Glockenblumen sind bei vielen Wildbienen beliebt. Manche nutzen sie als Nahrung und als Lebensraum. Bei den Glockenblumen-Scherenbienen (Osmia rapunculi) beispielsweise drängen sich mehrere Männchen in eine Blüte. Sie nutzen diese, um sich in der Nacht oder bei Regenwetter zu schützen. Um nicht aus dem nach unten geöffneten Kelch zu rutschen, halten sich die Insekten mit ihren Mundwerkzeugen fest.