Gneis - Gestein des Jahres 2015
Bayerns Gestein des Jahres 2015 ist der Gneisfelsen "Richard-Wagner-Kopf" am Gipfel des Großen Arber. Seinen Namen verdankt der Gneisfelsen seinem besonderen Profil, das an den berühmten Komponisten erinnert. Er hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Feiner Sand und Ton wurde vor vermutlich rund 480 Millionen Jahren ins Meer geschwemmt und dort abgelagert. Dann, vor 300 Millionen Jahren wurden die Ablagerungen bei einer Gebirgsbildung tief ins Erdinnere gedrückt, dort wegen der hohen Temperaturen und Drücke in Gneis umgewandelt und schließlich wieder nach oben gehoben. Beim Gestein am Arbergipfel handelt es sich um einen Cordierit-Sillimanit-Gneis, benannt nach den darin vorkommenden Mineralien. Wind und Wetter tun bis heute ihr übriges, den Felsen sein unverwechselbares Antlitz zu verleihen. Der Richard-Wagner-Kopf ist außerdem eingebunden in die Königsetappe des Goldsteig-Wanderweges.
Den Gneis erkennt man an seiner auffälligen Streifung aus Lagen von häufig dunklen plättchenförmigen Glimmermineralen, die sich mit hellen Lagen von Feldspäten und glasigen Quarzkristallen abwechseln. Gneise kann man unter den ältesten Gesteinen der Erde finden, wie zum Beispiel die 3,8 Milliarden Jahre alten Isua-Gneise in Grönland oder den 4 Milliarden Jahre alten Acasta-Gneis in Kanada.
Vorkommen und Verwendung
In Deutschland wurde der Gneis vor allem als gut spaltbarer und hochfester Bau- und Werkstein für Mauern und Gebäudefundamente geschätzt. Heutzutage wird Gneis eher als Splitt und Schotter für Anwendungen im Hoch-, Tief- und Straßenbau aufbereitet. Weltweit – vor allem in Skandinavien, Brasilien, Indien und den Alpenländern werden besonders schön texturierte oder farbige Gneise als Rohstoff für die Produktion von Naturstein-Platten abgebaut.
Gneise in Bayern
Neben dem Vorspessart gibt es Gneise in Bayern hauptsächlich im Bayerischen und Oberpfälzer Wald sowie im Fichtelgebirge und dem Frankenwald. Der Gneis am Hochfels bei Stadlern in der Oberpfalz, einer markant aus der Umgebung herausragenden Felsrippe aus "Cordierit-Sillimanit-Gneis", zählt zu Bayerns schönsten Geotopen.
Aber es gibt auch Gneise im Süden Bayerns, obwohl sie dort eigentlich nicht vorkommen. Der Grund: Gletscher transportierten während der Kaltzeiten große Blöcke aus den Zentralalpen Richtung Norden bis ins Alpenvorland. Nach dem Abschmelzen des Eises blieben sie dort als sogenannte Findlinge liegen. So besteht beispielsweise der Findling Steinwies bei Bad Aibling, auch eines von Bayerns schönsten Geotopen, aus einem Gneis, der wahrscheinlich aus den Hohen Tauern stammt. Dieser "Fernreisende" ist mit etwa 60 Kubikmetern einer der größten seiner Art in Bayern.