Findling von Steinwies
Während der letzten Kaltzeit gelangte der Findling Steinwies mit dem Inn-Chiemsee-Gletscher aus den österreichischen Zentralalpen bis in die Nähe von Au bei Bad Aibling.
Nach Abschmelzen des Eises blieb der Gneisblock dort liegen. Er zeugt von großen Transportweiten des Eises und Gletscherständen, die weit ins Alpenvorland hinausreichten.
Anfahrt - So finden Sie den Findling von Steinwies
Die A8 an der Anschlusstelle Irschenberg verlassen und auf der B472 Richtung Miesbach/Fischbachau fahren. Nach etwa 3 Kilometern links Richtung Ahrain und nach weiteren 2 Kilometern nochmals links Richtung Au bei Bad Aibling abbiegen. Dieser Straße etwa 4 Kilometer bis zum Geotop folgen.
Von Osten die A8 an der Anschlussstelle Bad Aibling verlassen und auf der Staatsstraße Richtung Bad Feilnbach fahren. Nach etwa 1 Kilometer nach rechts Richtung Au bei Bad Aibling abbiegen. Ab Au der Straße Richtung Miesbach etwa 4 Kilometer bis zum Geotop folgen.
Beschreibung
Die Zeit des Quartärs
Die vergangenen 2,6 Millionen Jahre, das Zeitalter des Quartärs, waren durch starke Klimaschwankungen gekennzeichnet. Aus dem Alpenraum kennt man mindestens 6 Kaltzeiten, die über Zehntausende von Jahren andauerten. Dabei wuchsen Gletscher in den Gebirgen stark an, es bildeten sich zusammenhängende Gletscherflächen mit nur vereinzelt herausragenden Bergketten. Die Eisränder rückten immer weiter ins Vorland hinaus. Ihre größte Eisausdehnung erreichte die jüngste Kaltzeit - im Alpenraum als Würm-Kaltzeit bezeichnet - vor etwa 20.000 Jahren.
Danach stiegen die Temperaturen an, die Gletscher schmolzen allmählich ab. Seit etwa 15.000 Jahren ist das Alpenvorland eisfrei. Vom Gletscher zurückgelassene Ablagerungen, die Moränen, belegen die ehemaligen Eisstände.
Was ist ein Findling?
Die alpinen Gletscher bestehen nicht nur aus Eis, welches sich aus Schnee bildet, sondern auch aus Gesteinsschutt. Dieser stammt von der Talsohle und den Talflanken sowie aus Felsstürzen und Lawinen, die auf den Gletscher nieder gehen. Die Eismassen transportieren das Gestein und lagern es an ihrem Grund, an den Seiten und an der Gletscherfront teilweise weit entfernt vom Herkunftsort als Moräne ab.
Große ortsfremde Felsblöcke in und auf Moränen bezeichnet man als Findlinge oder erratische Blöcke. Sie zeigen – wie die Moränen - an, welche Gebiete vormals von Gletschern bedeckt waren.
Nicht jeder Findling liegt an der Erdoberfläche
Nur wenige der Findlinge, die von den Gletschern der Würm-Kaltzeit ins Alpenvorland transportiert wurden, liegen direkt an der Oberfläche. Mehrmaliges Vorstoßen und Zurückschmelzen der Gletscher sowie Schmelzwasserflüsse vor den Gletschern sind Gründe dafür, dass die meisten Findlinge mit Schutt und Geröll bedeckt sind. Sie werden dann nur zufällig beim Kiesabbau oder bei Bohrungen entdeckt und können bei Baumaßnahmen zu unliebsamen Überraschungen führen.
Wo kommt der Findling her?
Der Findling Steinwies liegt im Bereich des ehemaligen Inn-Chiemsee-Gletschers. Er besteht aus Gneis und ist mit ca. 60 m³ einer der größten seiner Art in Bayern. Das Gestein steht in der näheren Umgebung nicht an, erst in den österreichischen Zentralalpen sind große Vorkommen zu finden.
Die dortigen Gneise des "Tauernfensters" entstanden während der alpidischen Gebirgsbildung tief unter der Erdoberfläche bei hohen Druck- und Temperaturbedingungen durch Gesteinsumwandlung (Metamorphose). Als Folge von Hebung und Erosion gelangten sie später wieder an die Oberfläche. Heute bilden sie einen wesentlichen Teil der Hohen Tauern und der Zillertaler Alpen.
Demnach trug der Inn-Chiemsee-Gletscher den Findling von Steinwies über eine Distanz von knapp 100 Kilometern, bevor er am heutigen Fundort liegen blieb.