Artenhilfsprogramm Wanderfalke – Ergebnisse
Nach seinem Start 1982 gelang es im Artenhilfsprogramm zunächst nur, einen weiteren Bestandsrückgang zu verhindern. Erst Anfang der 1990er Jahre begannen die Maßnahmen des Artenhilfsprogramms mehr Wirkung zu zeigen: Eine zunächst langsam, bald aber immer zügiger verlaufende Bestandserholung setzte ein, die nach und nach alle traditionellen Verbreitungszentren des Wanderfalken in Bayern erfasste.
Vom Wanderfalken in Bayern besiedelte Landkreise 1982 und 2008: Die fortschreitende Bestandserholung hat zur Besiedlung aller traditionellen Verbreitungszentren geführt, aber auch außerhalb davon sind in den letzten Jahren zahlreiche Neuansiedlungen entstanden, überwiegend an menschlichen Bauwerken als sekundärem Lebensraum. Graphik: LBV
- In Unterfranken hatten sich selbst in den Zeiten des Bestandszusammenbruchs immer ein bis zwei Wanderfalkenpaare halten können. Von diesen isolierten Restvorkommen ging zunächst die Wiederbesiedlung des Maintals als klassisches Verbreitungszentrum aus. Anfang der 1990er Jahre brüteten dort bereits wieder ein halbes Dutzend Wanderfalkenpaare. Bis 2008 ist der Bestand in Unterfranken wieder auf 35 Paare angewachsen.
- Im Frankenjura setzte Ende der 1980er Jahre die Wiederbesiedlung ein: 1989 brütete der Wanderfalke erstmals seit über zwei Jahrzehnten wieder im Altmühltal – im Südlichen Frankenjura – und ein Jahr später wurde auch im Nördlichen Frankenjura eine erste Brut entdeckt. Vor allem im Südlichen Frankenjura – in den Flusstälern von Donau, Altmühl und Naab – machte die Bestandserholung von da an zügige Fortschritte. Heute umfasst diese regionale Teilpopulation bereits wieder an die 30 Paare. Im Nördlichen Frankenjura dagegen verlief die Wiederbesiedlung zunächst zögerlich – wohl vor allem wegen der Brutplatzkonkurrenz zum Uhu. Erst ab 2002 wurden auch dort zahlreiche Neuansiedlungen entdeckt und die zerklüfteten Flusstäler der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz bilden heute mit über zwei Dutzend Wanderfalkenpaaren eines der wichtigsten Verbreitungsgebiete des Wanderfalken in Bayern.
- Der Bayerische Wald bietet dem Wanderfalken klimatisch bedingt, wegen seiner ausgedehnten Waldflächen und durch die Höhenlage der Brutplätze weniger günstige Bedingungen als die anderen bayerischen Mittelgebirge. Dennoch zählt auch er zu den klassischen Verbreitungszentren des Wanderfalken in Bayern. Erste Ansiedlungsversuche wurden dort aber erst lange nach der Wiederbesiedlung der übrigen Mittelgebirge Mitte der 1990er Jahre beobachtet. Seither hat die Bestandserholung allerdings auch dort Fortschritte gemacht und der Bestand ist auf etwa ein Dutzend Paare angewachsen. Leider hat der Wanderfalke im Bayerischen Wald jedoch nur geringen Bruterfolg, sodass die dortigen Vorkommen sich noch nicht selbst erhalten können, sondern auf Zuzug aus anderen Regionen angewiesen sind. Aus diesem Grund ist der Bayerische Wald auch eine der beiden Regionen in Bayern – neben dem Nördlichen Frankenjura –, wo der Wanderfalke nach wie vor besonderen Schutzes bedarf.
- Der bayerische Alpenraum ist eines der beiden Gebiete in ganz Deutschland, in denen der Wanderfalke sich selbst zu seinen schlechtesten Zeiten noch in nennenswerten Beständen halten konnte. Das ist auch ein Grund für das frühe Einsetzen der Bestandserholung in diesem Verbreitungsschwerpunkt. Heute schätzen Gebietskenner den Wanderfalkenbestand der bayerischen Alpen auf 100 – 120 Paare.
Die gesamten Wanderfalkenbestände Bayerns belaufen sich – wenn man diesen Zahlen noch die in den letzten Jahren vermehrt entstandenen Neuansiedlungen außerhalb der traditionellen Verbreitungszentren hinzurechnet, auf etwa 160 bis 180 Paare. Bayern ist damit nach Baden-Württemberg das wanderfalkenreichste Bundesland in Deutschland, und seine Vorkommen wurden zu einer wichtigen Quellpopulation auch für die Wiederbesiedlung anderer, völlig verwaister Regionen Deutschlands.
Ermöglicht hat diesen großartigen, im deutschen Artenschutz fast einmaligen Erfolg das Engagement hunderter Freiwilliger, ohne die die vielfältigen Schutzaufgaben nicht zu bewältigen gewesen wären. Ihnen gilt ein besonderer Dank!