Eiszeitbodenprofil
Aus der Steilwand einer Kiesgrube im schwäbischen Bobingen bei Augsburg bargen Geologen des Landesamtes für Umwelt einen Eiszeitboden, der den Blick in mehr als 100.000 Jahre Klimageschichte ermöglicht. Dieses mit sechs Metern längste Bodenprofil Bayerns kann im Foyer des Landesamtes für Umwelt in Hof und auf Terminanfrage in Augsburg besichtigt werden.
Was uns der Boden verrät ...
Vor der heutigen Warmzeit war es bei uns über 100.000 Jahre lang im Schnitt 10 °C kälter. Es herrschte Eiszeit! In dieser Zeit bildeten sich die charakteristischen grauen und gelben Eiszeitböden heraus. Die einzelnen Horizonte erlauben vielerlei Rückschlüsse auf das damals vorherrschende Klima, die Vegetation und die Tierwelt.
Bodennutzung
Eine intensive Nutzung der fruchtbaren Lößböden erfolgte bereits in der Keltenzeit und erreichte im Umfeld der römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum (heute Augsburg) einen ersten Höhepunkt. Bereits damals wurden auch die Lößlehmvorkommen für Ziegelei und Töpferei verwendet (Gregor, 2012).
Heute wird der rißzeitliche Schotter, der unter den sechs Metern Boden liegt, hauptsächlich für die Herstellung von Beton benutzt.
Fossilfunde
In den Erosionsrinnen der rißzeitlichen Schotter fanden sich Reste typischer eiszeitlicher Säugetiere wie Knochen- und Zahnfunde von Mammut, Wollnashorn und Ur-Wildpferd. In den sommerlichen Schmelzwassertümpeln lebten Muscheln und Muschelkrebschen, deren versteinerte Hüllen im Boden erhalten blieben. Während die geringeren Lößmengen des feuchteren Frühglazials bald nach der Ablagerung zu Lößlehm verwittern konnten, haben sich die mächtigeren Aufwehungen aus dem trocken-kalten Hochglazial als karbonathaltiger Löß erhalten. Darin ist die typische Schneckenfauna der Lößsteppe überliefert (Gregor, 2012). Der Betreiber der Kiesgrube (Lauter Sand Kies Beton GmbH & Co. KG), aus der das Bodenprofil stammt, hat umfassende Untersuchungen hinsichtlich Fossil- und Altersbestimmungen veranlasst.
Literatur
Gregor, H.-J. (Hrsg.) (2012): Die Eiszeit in Bobingen – neue Funde und Ergebnisse aus Kiesgruben der Fa. Lauter; Dokumenta naturae No. 191
Eine vergrößerte Darstellung des Profils und viele Detailinformationen sind im interaktiven Bodenprofil zu sehen.