Heutiger geologischer Zustand

Der Krater

Der Krater ist bis etwa 750 Meter in die ehemalige jungtertiäre Landschaft eingetieft. Darunter ist das Kristalline Grundgebirge bis in mehrere Kilometer Tiefe in abnehmender Intensität zertrümmert und zerrüttet, aber praktisch noch im ursprünglichen Verband. Die Trümmermassen-Decke im nördlichen Albvorland ist abgetragen, ebenso ein guter Teil der ehemals höher reichenden Seesedimente, vor allem der weichen Beckentone.

Die Gesteine

Typisch für das Nördlinger Ries sind die Impaktgesteine. Das sind die Gesteine, die durch den Einschlag (Impakt) des Ries-Asteroiden so umgeformt wurden, dass völlig neue Gesteinstypen entstanden. Man kann sie nach ihrer Zusammensetzung und dem Grad der Veränderung ihrer Ausgangsgesteine folgendermaßen einteilen:

Bunte Trümmermassen

Die Bunten Trümmermassen bestehen aus einem Gemenge aller im Kraterbereich ehemals vorhandener Gesteine (Kristallines Grundgebirge, Trias-Randfazies, Keuper, Schwarzjura ("Lias"), Braunjura ("Dogger"), Weißjura ("Malm"), teilweise Oberkreide, verschiedene Tertiärstufen bis ins Mittelmiozän). Die Größe der Partikel reicht von feinstem Gesteinsstaub bis zu zwar zerrütteten und deformierten, aber doch einigermaßen im Verband gebliebenen Komplexen in der Größenordnung von einem Kilometer Durchmesser.

Bei der geologischen Kartierung wurden einheitliche Komplexe (sofern sie hinreichend groß sind, um in dem gewählten Kartenmaßstab zur Darstellung kommen zu können) gemäß ihrer stratigraphischen Zugehörigkeit ausgeschieden und, da sie sich nicht mehr am ursprünglichen Bildungsort befinden, als dislozierte oder allochthone Schollen bezeichnet.
Die Mächtigkeit der Bunten Trümmermassen außerhalb des Kraters liegt im Durchschnitt bei etwa 30 bis 50 Meter, kann aber auch nicht selten über 100 Meter (in der Bohrung Monheim auch über 130 Meter) betragen. Die Komponenten der Bunten Trümmermassen stammen überwiegend aus dem sedimentären Deckgebirge und nur zu etwa 5 bis 10% aus dem kristallinen Grundgebirge. Mit der Entfernung vom Krater nimmt einerseits die Größe der einzelnen allochthonen Schollen zugunsten einer Zunahme der Bunten Breccie ab, andererseits erhöht sich der Anteil an lokal aufgeschürftem und in die Trümmermassen integriertem Lokalmaterial im Verhältnis zum aus dem Krater selbst ausgeworfenen Kratermaterial.

Bunte Breccie

Das kleinstückige Gemenge, das die Schollen meist umschließt, wird als Bunte Breccie zusammengefasst. Zu ihr werden auch allochthone Schollen gerechnet, die im gewählten Kartenmaßstab nicht mehr als eigenständige Körper dargestellt werden. Bei der Kartierung im Maßstab 1:25 000 werden zum Beispiel alle Schollen mit Durchmessern bis 25 Metern zur Bunten Breccie gerechnet.

Allochthone Schollen

Die allochthonen (= ortsfremden) Schollen sind meist intern stark deformiert und von zahlreichen Störungen durchsetzt. Harte, spröde Gesteine zeigen verschiedene Formen starker Zerklüftung und teilweise Zerrüttung. Die intensiv zertrümmerten und zermahlenen Gesteine werden dann als "Gries" bezeichnet. In den zerrütteten Zonen liegen gröbere und feinere, eckige Bruchstücke in einer feinkörnigen, sandig-pulverigen Grundmasse aus zermahlenem Gestein wie in einem Mörtel (sogenannte "Mörteltextur"). Die intensive Zermahlung zeigt, dass die Bewegungen unter hohem Druck erfolgt sind.

Polymikte Kristallinbreccien

Die polymikten Kristallinbreccien bestehen überwiegend aus kristallinem Grundgebirgsmaterial verschiedener Art, dem nicht selten, aber mengenmäßig sehr untergeordnet, etwas Deckgebirgsmaterial beigemengt sein kann. Die Breccien besitzen eine feinkörnige Grundmasse aus zerriebenem Kristallinmaterial, in welche größere Kristallinfragmente eingelagert sind.

Suevit

Der Suevit ist eine polymikte Kristallinbreccie mit wechselnd hohem, aber immer vorhandenem Glasgehalt. Die Komponenten zeigen alle Stufen der Stoßwellenmetamorphose, wobei jedoch die Stufe des vollkommen aufgeschmolzenen kristallinen Grundgebirges kennzeichnend ist. Diese zu Glas erstarrten Schmelzanteile bilden bei dem Suevitvorkommen in der Randzone und außerhalb des Kraters charakteristisch geformte fladenförmige Schmelzfragmente ("Flädle").

Zusammenfassend können die Impaktgesteine des Rieses und ihre gegenseitigen Beziehungen durch das abgebildete Schema (auf dieser Seite ganz oben) dargestellt werden (Nach HÜTTNER 1977 in Geologica Bavarica Band 76).

Besonderheiten der Impaktgesteine

Zeugen der hohen Verformungskräfte im Ries sind auch die Stützskelette (Rostren) von Belemniten-Tieren. Sie sind mit den Tintenfischen verwandt. Nach ihrem Tod blieb meist als einziges ihr kalkiges Innenskelett erhalten. Im Nördlinger Ries sind diese Skelette manchmal von zahlreichen Brüchen, die schräg zur Längsachse verlaufen, durchsetzt, zerschert und wieder verheilt. Man nennt diese zerdrückten Fossilien dann "Riesbelemniten".

Durch die enorme Wirkung des Impaktereignisses auf den Untergrund haben sich auch Schliffflächen auf massiven Weißjurakalken gebildet. Es sind glatte, ebene oder leicht buckelige Flächen, die auf das Kraterzentrum gerichtete Striemen aufweisen. Sie sind zurückzuführen auf horizontale Bewegungen der überschobenen Trümmermassen.

Weiß-beiges Gestein mit Striemen von links oben nach rechts unten. Schlifffläche im Steinbruch Möhren

Literatur

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