Forschungsbohrung Nördlingen 1973
Zweck
Als in den 60er Jahren klar war, dass es sich bei dem Nördlinger Ries um einen Einschlagkrater und nicht um einen Vulkan handelt, war das Interesse an der Entstehung des Kraters groß. Kleinere Erkundungsbohrungen von einigen 100 Metern erbohrten lediglich den Suevit und die bunten Trümmermassen, welche durch den Impakt entstanden. Doch wie tief der Asteroid in die Erdkruste einschlug und wie tief er Auswirkungen auf die Gesteine im Untergrund hatte, konnte bis dahin nicht geklärt werden. Deshalb wurde eine tiefe Erkundungsbohrung der Riesstruktur im Bereich einer negativen Anomalie des Erdmagnetfeldes und nahe einer seismischen Profillinie veranlasst.
Lage und Fakten
- TK25-Blatt: 7129 Deiningen
- Koordinaten: (GK) R 43 90 880 H: 54 18 000
- Koordinaten (UTM 32):
- Ansatzhöhe: 427 m über NN
- Endteufe: 1.206 m
- Bohrzeit: Juli 1973 bis Januar 1974
Umsetzung
An insgesamt 106 Tagen wurde die Erkundungsbohrung durchgeführt. Um die Bohrung in jeder Beziehung geowissenschaftlich optimal auswerten zu können, wurden durchgehend Bohrkerne gewonnen. In der Bohrung wurden die elektrische Leitfähigkeit, die seismische Geschwindigkeit, die Dichte, die natürliche Gammastrahlung und die Temperatur der Gesteine gemessen, sowie die Wasserführung untersucht.
Die Bohrung löste einen regelrechten Boom der Riesforschung aus. Die Ergebnisse wurden u.a. in den Bänden 72 (1974) und 75 (1977) der Schriftenreihe GEOLOGICA BAVARICA (Bayerisches Geologisches Landesamt) publiziert. Von der damaligen Bohrstelle von damals ist heute nichts mehr zu sehen.
Schichtenfolge der Forschungsbohrung
0 bis 314,3 m
Ton, Mergel,Sandstein und Konglomerat (subaquatische See-Sedimente, die nach dem Impakt im Ries-See abgelagert wurden).
314,3 bis 605,7 m
Rückfall-Suevit (durch den Impakt ausgeschleudertes und zurückgefallenes Gesteinsmaterial, ganz überwiegend dem kristallinen Grundgebirge entstammend, polymikt; unterhalb 505,7 m überwiegend großblockig, oberhalb 505,7 m überwiegend als Fein- und Feinstbreccie).
605,7 bis 1.206 m
Kristallines Grundgebirge, wechselnd stark zertrümmert, durchsetzt von Kluft-, Spalten- und Zwickelfüllungen aus suevitischen Fein- und Feinstbreccie aus höheren Bereichen.
Bis zur Endteufe von 1.206 m war keine Abnahme der Gesteinszertrümmerung festzustellen.