Entwicklung im Pegelwesen
Mit der Regulierung der meisten großen Flüsse im 19. Jahrhundert wurden Wasserstandsbeobachtungen notwendig. Die ersten "Wassermerkpfähle", einfache Vorläufer der später aufkommenden Lattenpegel ließ 1806 C.F. von Wiebeking, "Director des Wasser- und Brücken- und Straßenbaues" in Bayern, an der Donau und an der Isar setzen.
Einen großen Fortschritt bedeutete die Installation des ersten Schwimmerschreibpegels im Jahr 1868 in Lindau am Bodensee. Er ermöglicht eine kontinuierliche Registrierung des Wasserstandes.
Das Hochwasser 1882/83 war der Anlass Pegel auch an den Nebenflüssen der großen Gewässer einzurichten um Hochwasservorhersagen zu ermöglichen. Später wurden zusätzlich Daten für den beginnenden Wasserkraftausbau benötigt. Das erste Gewässerkundliche Jahrbuch mit Wasserständen bayerischer Pegel erschien 1895. Ab 1935 galt für ganz Deutschland eine einheitliche Pegelvorschrift.
Nach 1964 wurden die ersten Pegel mit Anrufbeantwortern ausgestattet, die ein Abrufen des aktuellen Pegelstandes von jedem Telefon aus ermöglichten. Für den Hochwassernachrichtendienst HND und Flussgebietsmodelle wurden zwischen 1973 und 2000 rund 180 Pegel mit Datenfernübertragung (DFÜ) und digitaler Speicherung eingerichtet.
Die elektronische und digitale Daten- und Informationstechnik hat seitdem im gewässerkundlichen Messwesen massiv Eingang gefunden. Dies gilt nicht nur für die Datenerfassung und -übertragung, sondern auch für die Prüfung und Weiterverarbeitung der Messergebnisse und deren Bereitstellung (zum Beispiel Videotext, Internet). Aktuell sind weit über 500 Pegel im Internet.
Das maßgebliche Problem der Wasserbauer bei größeren Baumaßnahmen war seit jeher die Abflussbestimmung, denn man musste Wehre, Regulierungsmaßnahmen und Hochwasserdämme den vorgegebenen natürlichen Abflussverhältnissen entsprechend bemessen. Die ersten Abflussmessungen erfolgten durch Schwimmkörper an der Wasseroberfläche und Schwimmkugeln, die durch eine Teilfüllung mit Wasser in bestimmten Tiefen schwebend gehalten und vom Fluss mitgeführt wurden.
Der bereits 1790 von Woltmann entwickelte Messflügel war erst Mitte des 19. Jh. so ausgereift, dass die Abflussmessungen höheren Genauigkeitsansprüchen genügten. 1899 wurde mit dem Schwimmflügel erstmalig auch bei Hochwasser gemessen. Auch heute werden die meisten Abflussmessungen mit dem Flügel durchgeführt. Seit über 30 Jahren sind stationäre Seilkrananlagen mit elektrischem Antrieb im Einsatz. Sie gestatten es, vom Pegelhaus aus den gesamten Abflussquerschnitt auch bei Hochwasser ohne Gefahr mit dem Messflügel zu bestreichen. Derzeit werden in Bayern über 100 solcher Seilkrananlagen betrieben.