Bewirtschaftung staatlicher Wasserspeicher

In Bayern können nach den vorliegenden Seevermessungen durch die 27 staatlichen Wasserspeicher (25 Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken sowie zwei gesteuerte Flutpolder) rund 160 Millionen Kubikmeter Rückhalteraum für den Hochwasserschutz zur Verfügung gestellt werden. Für die Niedrigwasseraufhöhung steht durch die 24 staatlichen Wasserspeicher mit Dauerstau ein Betriebsraum von insgesamt 180 Millionen Kubikmetern bereit.

Aufgrund mehrerer laufender Baumaßnahmen konnten die Volumina zur Niedrigwasseraufhöhung bzw. für den Hochwasserschutz an vier staatlichen Wasserspeichern in 2023 nur eingeschränkt genutzt werden:

Der Liebensteinspeicher musste wegen einer Brückenerneuerung in 2022 im Bereich seiner Stauwurzel teilabgestaut werden. Ab Mitte Juni 2023 erreichte er sein vorgesehenes Stauziel wieder und stand ab diesem Zeitpunkt auch für die Niedrigwasseraufhöhung zur Verfügung. Das um die Weihnachtszeit auflaufende Hochwasser konnte aufgrund des um 2m geringeren Winterstauziels problemlos zwischengespeichert werden. Die nachfolgende Abbildung 1 zeigt den Verlauf des Wasserspiegels/Seepegels mit Wiederaufstau in 2023.

Am Eixendorfer See erfolgt der Umbau des Entnahmebauwerks sowie die Anhebung des Bermenweges auf der Wasserseite. Darüber hinaus wird der vorhandene Grundablass um eine Entnahmemöglichkeit im Bereich des Epilimnions erweitert, um im Sommer der massenhaften Entwicklung von Cyanobakterien entgegenzuwirken. Wegen dieser Maßnahme war der See auf etwa 424,80mNN abgesenkt. Das Winterhochwasser mit einer Zuflussspitze am 23.12.2023 von 48,3m3/s und insgesamt rund 2,5 Millionen Kubikmeter Volumen konnte dadurch problemlos zwischengespeichert werden. Der Eixendorfer See blieb dabei 20cm unter seinem Stauziel. Zur Fortführung der Baumaßnahmen musste anschließend jedoch wieder ein Abstau erfolgen.

Nach der vollständigen Entleerung im Herbst 2021 im Zuge der Baumaßnahmen am Ellertshäuser See, unter anderem zur Entlandung des Stauraums und Austausch der Stahlrohrleitungen, wurde seit Mitte Dezember 2023 der See wieder eingestaut. Das direkt anschließende Hochwasser und nachfolgende Zuflüsse konnten somit genutzt werden, um den Ellertshäuser See bis zum 08.02.2024 wieder auf sein Winterstauziel 333,5mNN aufzustauen, zwischenzeitlich wurde bereits das Sommerstauziel von 334,5mNN erreicht. Dabei wurde, auch während der gesamten Einstauphase, die Mindestabgabe an das Unterwasser abgegeben. Für 2024 ist die Niedrigwasseraufhöhung trotz weiterer Baumaßnahmen nicht mehr eingeschränkt.

An dem im nördlichen Bayern gelegenen staatlichen Wasserspeicher Trinkwassertalsperre Mauthaus werden die Sanierungsmaßnahmen fortgeführt, eine Niedrigwasseraufhöhung kann aktuell nicht erfolgen. Auch hier war das Hochwasserereignis Ende 2023 zwischenzuspeichern.

In Mittelfranken waren vor allem die staatlichen Wasserspeicher Altmühlsee und Großer Brombachsee vom Winterhochwasser 2023/2024 betroffen. Zwischen dem 12.12.2023 und dem 05.01.2024 mussten drei Hochwasserwellen bewirtschaftet werden. Am Zuflusspegel Thann wurde in dieser Zeitspanne ein maximaler Tagesmittelwert von 33,5m3/s gemessen. Durch den Rückhalt von 29 Millionen Kubikmetern Hochwasser stieg der Seepegel des Großen Brombachsees um circa 2,50m an. Der Abflusspegel Aha blieb dadurch mit circa 13 Kubikmeter pro Sekunde unter der Hochwassermeldestufe 2.

Das Regengebiet zog zum Jahresende langsam nach Osten hin ab. Daher waren neben dem Eixendorfer See vor allem der Perlsee und der Silbersee an der tschechischen Grenze von den erhöhten Niederschlägen betroffen. So stieg der Seepegel am Perlsee um 3,15m und der des Silbersees um 2,25m. Die Zuflüsse sind, wie schon an den obigen staatlichen Wasserspeichern, zwischen einem HQ2- und einem HQ5-Ereignis einzuordnen.

Grundsätzlich bleibt festzustellen, dass die staatlichen Wasserspeicher im Norden und im Osten Bayerns höhere Winterhochwasserzuflüsse verzeichneten als der Süden Bayerns und Hochwasserrückhalt leisteten.

Über das Jahr 2023 gesehen erfüllten die staatlichen Wasserspeicher ihre Aufgaben zur Trinkwasserversorgung, Niedrigwasseraufhöhung (Anlagen mit laufenden Baumaßnahmen nur teilweise) und zum Hochwasserschutz uneingeschränkt. Besondere Maßnahmen waren nicht veranlasst.

Abbildung 2 zeigt die Betriebsräume der insgesamt elf staatlichen Wasserspeicher mit Niedrigwasseraufhöhungsfunktion Anfang November 2023. Die drei Wasserspeicher mit laufenden Baumaßnahmen, die 2023 keine Niedrigwasseraufhöhung leisten konnten, wurden grau unterlegt. Diese sind der Eixendorfer Speicher und die Trinkwassertalsperre Mauthaus sowie der Ellertshäuser See. Der Große Brombachsee, welcher schon 2022 und 2023 Niedrigwasseraufhöhung für das Maingebiet leistete, lag Anfang November bei einer Füllung unter 50% des Niedrigwasser-Betriebsraumes. Alle Weiteren staatlichen Wasserspeicher wiesen über 50% gefüllte Niedrigwasser-Betriebsräume auf.

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