Witterung im regionalen Überblick

Bayern erlebte im Jahr 2023 das wärmste Jahr in der 143-jährigen Beobachtungsreihe und mit dem dreizehnten zu warmen Jahr in Folge setzte sich der Erwärmungstrend fort. So betrug die Jahresmitteltemperatur 2023 für Bayern 10,1°C und lag um 2,3 Grad über dem 30-jährigen Mittel der Jahre 1971 bis 2000. Der Jahresniederschlag 2023 summierte sich für Bayern auf 1.045mm und lag um 10% über dem langjährigen Referenzwert (Mittel 1971 bis 2000). Nach den Trockenjahren 2018, 2019, 2020 und 2022 brachte das nasse Jahresende 2023 eine leichte Reduzierung des mehrjährigen Niederschlagsdefizits.

Die Kombination aus sehr hohen Lufttemperaturen, daraus resultierender erhöhter Verdunstung und einem mehrjährigen Niederschlagsdefizit wirkt sich stark auf den Wasserhaushalt aus und erschwert die Grundwasserneubildung. Das Thermopluviogramm (Abbildung 1) verdeutlicht die Ausnahmestellung des markant zu warmen Jahres 2023 und zeigt die Häufung deutlich zu warmer und zu trockener Jahre in den letzten 21 Jahren. Diese Extremjahre 2022, 2018, 2015, 2014 und 2003 sind im nachfolgenden Diagramm mit roter Farbe hervorgehoben.

In dem kartesischen Koordinatensystem ist auf der horizontalen Achse die Abweichung der Jahresmitteltemperaturen vom langjährigen Mittel 1971 bis 2000 in Grad aufgetragen. Die vertikale Achse gibt die prozentuale Abweichung des Jahresniederschlages vom langjährigen Mittel 1971 bis 2000 an. Die im ersten Quadranten eingetragenen Punkte zeigen die Jahre, die zugleich zu nass und zu warm ausfielen. Im zweiten Quadranten finden sich die zu nassen und zu kalten Jahre. Der dritte Quadrant enthält die zu trockenen und zu kalten Jahre. Der vierte Quadrant, rechts unten im Koordinatensystem gelegen, verdient besondere Aufmerksamkeit. Dort sind die zu trockenen und zu warmen Jahre zu finden. Viele der zu trockenen und deutlich zu warmen Jahre fallen in die letzten 21 Jahre, darunter die extremen Jahre 2022, 2018, 2015, 2014 und 2003. Das Jahr 2023 war das wärmste Jahr in der gesamten Messreihe.Abbildung 1: Thermopluviogramm für Bayern aus Datenreihen von 1961 bis 2023: Prozentuale Abweichung der Niederschlagssumme des Kalenderjahres vom Mittel 1971 bis 2000 sowie Abweichung des Lufttemperaturmittels vom Mittel 1971 bis 2000 [K]. Rechts unten (IV. Quadrant des Koordinatensystems) sind die deutlich zu warmen und zu trockenen Jahre mit roten Markierungen hervorgehoben. Extreme Jahre sind mit eingeklammerten Jahreszahlen versehen (Datenquelle: Deutscher Wetterdienst, Datenaufbereitung LfU, Referat 86)

Im Witterungsverlauf des Jahres 2023 traten folgende bemerkenswerte Ereignisse auf:

  • Das Jahr startete mit einem sehr warmen Neujahrstag (München: 18,5°C). Zur Monatsmitte ließ mehrtägiger Stauregen an den Mittelgebirgen ein kleineres Hochwasser im nördlichen Franken entstehen. In der zweiten Januarhälfte schneite es, allerdings hielt sich die Schneedecke nur in höheren Lagen bis zum Monatsende.
  • Anfang Februar verursachte kräftiger Schneefall und Glätte vielfältige Behinderungen (umgestürzte Bäume, Verkehrsbeeinträchtigungen, Schulschließungen in Ostbayern). Außerdem reichte ein Starkregenband von der Rhön bis zum Bayerischen Wald und mit der Schneeschmelze führte dies in Franken und der Oberpfalz zu einem kleineren Hochwasser. Nach einer rund zweiwöchigen Trockenperiode entstand wieder aus der Kombination Regen und Schneeschmelze ein weiteres Hochwasser nördlich der Donau. Sowohl Januar als auch Februar fielen deutlich zu warm aus und hatten nur eine geringe Zahl an Schneetagen.
  • Im März brachten Westwetterlagen Nordbayern viel Regen. Nach dem Beginn der Sommerzeit gab es einen Wintereinbruch mit Schnee in den höheren Lagen.
  • Anfang April regnete es in den Mittelgebirgslagen stärker. Dadurch wurde in Franken und der Oberpfalz ein Hochwasser ausgelöst. Weiterer Dauerregen zur Monatsmitte ließ einzelne mittelfränkische Flüsse ausufern. Trotz sehr warmer Ostern (Kahl am Main 18,5°C am 15.), wurde es ein sehr kühler Monat und der April war der einzige zu kalte Monat des gesamten Jahres.
  • Am 10. Mai trat im Landkreis Wunsiedel ein Tornado auf. Nach Dauerregenfällen in Südbayern wurden am 11. und 17. vereinzelt kleinere Ausuferungen im Donaueinzugsgebiet gemeldet. In Franken war es niederschlagsärmer, dort ging der Monat mit einer 20-tägigen Trockenperiode zu Ende.
  • In Teilen Oberfrankens ging am 19. Juni eine 39-tägige Trockenperiode zu Ende. Am 22. traten schwere Gewitter und extrem heftige Starkregenfälle auf (z.B. Bad Berneck/Lkr. Bayreuth: 121mm am 22.), die starke Unwetterschäden verursachten (Schlammlawine auf der A9, Verkehrsbehinderungen in Oberbayern, Oberfranken und der Oberpfalz sowie Stromausfälle in Niederbayern). Insgesamt fiel der Juni deutlich zu trocken aus und hatte überdurchschnittlich viele heiße Tage. Daraus resultierte der vierzehnte zu warme Juni in Folge.
  • Am 05. Juli brachte das Nordseetief Poly dem Bayerischen Wald schwere Sturmböen und am 11. beendete ein massives mitteleuropäisches Gewittercluster bayernweit die Trockenheit. Die Orkanböen der Gewitterzellen verursachten vielfältige Unwetterschäden (umgestürzte Bäume, gesperrte Bahnstrecken, Verkehrsunfälle, Stromausfälle in Oberbayern und Ostbayern). Der 15. Juli war der heißeste Tag des Jahres (Möhrendorf-Kleinseebach/Landkreis Erlangen-Höchstadt: 38,8°C).
  • Den August prägten ergiebige Dauerniederschläge im ersten und letzten Monatsdrittel sowie die Hitzewelle um die Monatsmitte. Der länger anhaltende Regen am Monatsanfang sowie die Starkregenfälle um die Monatsmitte ließen jeweils in Nordbayern einige Flüsse über die Ufer treten. Am 26. traf ein Hagelsturm mit zum Teil tennisballgroßen Hagelkörnern schwäbische und oberbayerische Regionen (starke Schäden z.B. in Kissing, Bad Bayersoien). Die 96-stündigen Dauerniederschläge zum Monatsende erreichten die höchsten Werte im Allgäu (über 200mm) und führten an den südlichen Donauzuflüssen und an der Donau selbst zu einem Hochwasser. In der 143-jährigen Beobachtungsreihe war nur der August 2010 um 2mm nasser (August 2023: 182mm).
  • Der September startete mit einer bayernweiten 11-tägigen Trockenperiode. Bei sonnigem Hochdruckwetter und südwestlichen Strömungen meldeten einzelne Stationen sogar mehrere heiße Tage. Insgesamt war es der wärmste September in der 143-jährigen Beobachtungsreihe (3,8 Grad über dem Mittel). Am 22.09. streifte ein Tornado Bamberg.
  • Anfang Oktober ging das spätsommerlich warme Wetter weiter. Erst die Kaltfronten eines Skandinavien-Sturmtiefs sorgten am 15. für einen Temperatursturz, den ersten herbstlichen Frosttag und Schnee in den Hochlagen. In der 143-jährigen Reihe war es der drittwärmste Oktober (3,4 Grad über dem Mittel) und das zweitwärmste hydrologische Sommerhalbjahr nach 2018.
  • 13 aufeinanderfolgende herbstliche Tiefs – darunter das Nordseesturmtief Fred am 05. – machten den November zu einem markant zu nassen Herbstmonat. Bayern verzeichnete mit 161mm den höchsten Novemberniederschlag in der 143-jährigen Beobachtungsreihe. Die zweite Novemberdekade prägten Dauerregenfälle, die insbesondere im nördlichen Schwaben, westlichen Mittelfranken und an der Donau selbst ein Hochwasser auslösten. Zum Monatsende folgte ein bayernweiter Wintereinbruch mit Schneefällen.
  • Der Dezember startete mit kräftigen Schneefällen in Südbayern. Der Deutsche Wetterdienst meldete für München die höchste Dezemberschneehöhe seit Aufzeichnungsbeginn (42cm am 03.). Aus Tauwetter und wiederholten Regenfällen entstand zwischen dem 10. und 15. ein bayernweites Hochwasser. Die nächste Dauerregenperiode begann mit dem Durchzug des Ostseesturmtiefs Zoltan am 21. Die Niederschlagsschwerpunkte lagen an den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen und führten zu einem nordbayerischen Hochwasser, das sich nur zum Jahreswechsel kurz beruhigte.
Säulendiagramm der zu warmen und zu kalten Monate für das Gebiet Nord- und Südbayern im Zeitraum Januar bis Dezember 2023. Nur der April fiel bayernweit zu kalt aus. Alle restlichen Monate blieben statistisch zu warm. Nordbayern verzeichnete sechs deutlich zu warme Monate, die um mehr als zwei Grad über dem Mittel lagen. Südbayern brachte es sogar auf sieben deutlich zu warme Monate. Abbildung 2: Lufttemperaturverhältnisse in Bayern (Abweichung der Monatsmittel vom Mittelwert der Periode 1971 bis 2000)

Im langjährigen Vergleich (Mittel 1971 bis 2000) fiel nur der April 2023 bayernweit zu kalt aus. Alle restlichen Monate waren statistisch zu warm und die Mehrzahl übertraf das Monatsmittel um mehr als 2 Grad. Damit verzeichnete Nordbayern sechs deutlich zu warme Monate (Januar, Februar, Juni, September, Oktober und Dezember) und Südbayern sieben deutlich zu warme Monate (Januar, Februar, Juni, Juli, September, Oktober und Dezember).

Säulendiagramm der zu nassen und zu trockenen Monate für das Gebiet Nord- und Südbayern im Zeitraum Januar bis Dezember 2023. Dabei werden die monatlichen Abweichungen von der mittleren Monatsniederschlagssumme 1971 bis 2000 in Prozent dargestellt. In Nordbayern waren acht der zwölf Monate zu nass und nur Januar, Mai, Juni und September zu trocken. Südbayern verzeichnete fünf zu nasse Monate und dem standen folgende sieben zu trockene südbayerische Monate gegenüber: Januar, Februar, März, Juni, Juli, September und Oktober. Markant zu nass war der August in Nordbayern und der November in Südbayern, da mehr als das Doppelte des mittleren Niederschlags registriert wurde. Abbildung 3: Niederschlagsverhältnisse in Bayern (Abweichung der Monatssummen vom Mittelwert der Periode 1971 bis 2000)

In Südbayern blieben sieben Monate statistisch zu trocken (Januar bis März, Juni, Juli, September und Oktober), wobei Juni und September als deutlich zu trockene Monate herausragten. Von den restlichen zu nassen Monaten fielen der April, August, und Dezember deutlich zu nass aus und im November gab es sogar einen markanten Niederschlagsüberschuss (140% über dem Mittel). Der Jahresniederschlag 2023 erreichte in Südbayern 1.177mm und lag um 9% über dem langjährigen Mittelwert (1971 bis 2000).

Der Jahresniederschlag im gesamten Donaueinzugsgebiet bis zur bayerischen Grenze summierte sich auf 1.062mm und beträgt damit 107% vom Mittelwert der Reihe 1971 bis 2000.

Die nordbayerischen Monatsniederschläge unterschieden sich deutlich vom Süden. So fiel die Mehrzahl der Monate in Nordbayern zu nass aus. Die nassen Monate am Jahresanfang waren Februar bis April, im Sommer Juli sowie August und zum Jahresende Oktober bis Dezember. Dabei wies der August einen markanten Niederschlagsüberschuss auf (117% über dem Mittel), März und November überschritten deutlich das Mittel. Die vier Monate mit einem statistischen Niederschlagsdefizit waren in Nordbayern: Januar, Mai, Juni und September, wobei Juni und September deutlich das Mittel unterschritten. Nordbayern wies im Kalenderjahr 2023 eine Gebietsniederschlagshöhe von 896mm auf und erreichte damit 112% der Referenzperiode 1971 bis 2000 (Maingebiet: 885mm, 115% vom Mittel).

Bayern erlebte ein nasses Jahr, da der Jahresniederschlag 2023 höher als der langjährige Mittelwert 1971 bis 2000 ausfiel. Diesen Niederschlagsüberschuss zeigten alle bayerischen Regierungsbezirke mit den höchsten Abweichungen in Unterfranken (+14%), Niederbayern (+15,3%) und Oberfranken (+16,9%). Die zahlreichen Westwetterlagen des Jahres 2023 – es waren nahezu doppelt so viele als im Vorjahr – haben durch die Niederschlagsverstärkung in den Mittelgebirgsstaulagen zu dieser regional leicht unterschiedlichen Niederschlagsbilanz beigetragen. Oberbayern hatte die niedrigste Abweichung vom Mittelwert – dort war das Kalenderjahr um 7,3% zu nass.

Hinweise: Als 30-jährige Referenzperiode wurde bewusst der Zeitraum 1971 bis 2000 gewählt, da viele KLIWA-Trenduntersuchungen (Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft) die Veränderungen anhand dieser Basis beurteilen. Mit der Donau als Grenze ist Bayern in dieser Auswertung in ein nördliches Gebiet (Bezeichnung Nordbayern) und ein südliches Gebiet (Südbayern) aufgeteilt.

Weitere Niederschlagsdaten finden Sie im Internet unter:

Zur Beschreibung der Jahreswitterung werden charakteristische Tage, wie zum Beispiel Eistage, Frosttage, Sommertage, heiße Tage und Niederschlagstage herangezogen. Nachfolgend sind für einige exemplarische Wetterstationen die Kennzahlen des Jahres 2023 zusammengestellt.

Die geringe Anzahl von Eis- und Frosttagen sowie die Vielzahl der Sommertage und heißen Tage prägten das Jahr 2023. Besonders deutlich zeigt sich die Erwärmung mit der Einstufung als wärmstes Jahr in der 143-jährigen Beobachtungsreihe an den vielen heißen Tagen (2,9- bis 3,7-fache des Mittels) und den nur wenigen Eistagen. Die Gesamtzahl der Niederschlagstage war leicht überdurchschnittlich und belegt ebenfalls die Einstufung als zu nasses Jahr. Im langjährigen Vergleich war es ein schneearmes Jahr.

Kalt-/Heißtage

Anzahl der charakteristischen Tage im Jahr 2022 für ausgewählte Wetterstationen (Kalt-/Heißtage) als Gesamtzahl / Prozent vom Mittel 1971 bis 2000
Ort Eistage (max. unter 0°C) Frosttage (min. unter 0°C) Sommertage (max. mindestens 25°C) Heiße Tage (max. mindestens 30°C)
Würzburg 4 / 20 59 / 75 83 / 196 24 / 286
Hof 25 / 59 78 / 65 45 / 221 7 / 368
Augsburg 9 / 32 84 / 86 59 / 168 16 / 302
Regensburg 7 / 24 68 / 70 90 / 200 29 / 367

Niederschlagstage

Anzahl der charakteristischen Tage im Jahr 2022 für ausgewählte Wetterstationen (Niederschlagstage) als Gesamtzahl / Prozent vom Mittel 1971 bis 2000
Ort Tage mit mind. 1mm Niederschlag Tage mit mind. 25mm Niederschlag Tage mit mind. 1cm Schneehöhe
Würzburg 118 / 111 0 / 0 16 / 57
Hof 142 / 112 0 / 0 36 / 46
Augsburg 123 / 101 5 / 158 15 / 32
Regensburg 126 / 113 2 / 131 19 / 37

Teilen