Grundwasserschonende Landwirtschaft – gemeinsam für eine lebenswerte Heimat
Ein wichtiger Bestandteil der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ sind gemeinsame Projekte mit Landwirten. Dabei geht es um die Erprobung von Praktiken, die nicht nur das Grundwasser schonen, sondern auch weitere, positive Effekte mit sich bringen. Hierzu zählen u.a. die Erhaltung von Lebensräumen von Pflanzen und Tieren und die Gestaltung einer lebenswerten Heimat. Hier stellen wir einige derartige Projekte der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ vor und geben weitere Informationen. Sie sind herzlich zur Mitwirkung eingeladen. Gerne nehmen wir auch Ihre Anregungen oder Wünsche entgegen.
Proteingehalte in Weizen
Weizen zählt bayernweit zu den am besten etablierten Hauptfrüchten. Bei seinem Anbau sind hohe Stickstoffgaben notwendig, um das geltende Qualitätskriterium von mindestens 13 % Rohproteingehalt für Backweizen zu erfüllen. Der zu erzielende Preis für den Backweizen ist an diesen Proteingehalt gekoppelt. Diese Vorgabe wurde auf Basis der Bedürfnisse von industriellen Großbäckereien festgelegt, welche den hohen Feuchtkleberanteil für die automatisierten Fertigungsanlagen benötigen. Anwendung findet dieser Qualitätsstandard aber auch für Mehl, das für Handwerksbetriebe (kleine Bäckereinen) sowie den Lebensmitteleinzelhandel bestimmt ist.
Für Landwirte bedeuten die derzeitig angewendeten Qualitätskriterien in der Praxis nicht nur einen hohen Düngemitteleinsatz und damit hohe Betriebskosten, sondern machen auch eine Qualitätsdüngung notwendig. Diese nach dem Hauptpflanzenwachstum gegebene Düngegabe erfolgt später im Jahr und zielt ausschließlich auf die Erhöhung des Proteingehalts ab. Aus Sicht des Grundwasserschutzes ist aber gerade die Qualitätsdüngung äußert kritisch zu sehen, da dessen Aufnahme stark witterungsabhängig ist. Vor allem in trockenen wie auch in nassen Jahren kann der spät gegebene Stickstoff nicht vollständig von der Pflanze aufgenommen werden und führt zu hohen Reststickstoffwerten im Boden sowie zu erhöhten Austrägen von Nitrat ins Grundwasser.
Durch die Novellierung der Düngeverordnung 2020 und den damit verbundenen Einschränkungen in der Stickstoffdüngung von Winterweizen wird die Erreichung des Ziels von 13 % Rohproteingehalt für Backweizen erschwert. In "roten Gebieten" ist zudem damit zu rechnen, dass die derzeit gültigen Qualitätsstandards nicht mehr erreicht werden können. Ein Umdenken in der Festlegung von Qualitätskriterien für Weizen ist daher und nicht zuletzt wegen der bayernweit hohen und teilweise steigenden Nitratkonzentrationen im Grundwasser dringend notwendig. Zudem wurden in den letzten Jahren neue ertragreiche Weizensorten gezüchtet, welche bei einem geringeren Rohproteingehalt sehr gute Backqualitäten liefern.
Das Teilprojekt der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ, die Initiative Wasserschutzbrot, zielt explizit auf Umweltschutz durch regionale Wertschöpfung ab. In einer durch ein Ingenieurbüro angefertigten Studie (verfügbar unter www.wasserschutzbrot.de) konnte gezeigt werden, dass auf den Anbauflächen der teilnehmenden Landwirte signifikant niedrigere Boden-Restnitratgehalte im Spätherbst verbleiben als auf konventionell bewirtschafteten Flächen. Der Unterschied zwischen Wasserschutzweizen und konventionell angebautem Weizen beträgt im Mittel 13 kg N/ha, was im Sickerwasser etwa 17 mg/l weniger Nitrat bedeutet. Damit konnte erstmals quantitativ nachgewiesen werden, dass die Initiative Wasserschutzbrot unter Einhaltung von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen positiven Beitrag zum Grundwasserschutz leistet. Eindrucksvoll wird so demonstriert, dass mit dieser Maßnahme Grundwasserschutz in der Landwirtschaft erfolgreich sein kann, wirtschaftlich ist und noch dazu ausgezeichnet schmeckt!
Modellprojekt Werntal
Im Grundwasser des Werntals, einem Trinkwassereinzugsgebiet im Landkreis Main-Spessart in Unterfranken, sollen die Nitratwerte gesenkt werden. Gemeinsam mit den Landwirten, den Wasserversorgern von Karlstadt, Arnstein und Thüngen sowie dem Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Würzburg wurde ein umfassendes Sanierungskonzept ausgearbeitet und umgesetzt. Das Projektgebiet ist 8.600 Hektar groß. Zu Beginn ermittelte man für alle landwirtschaftlich genutzten Flächen die jeweilige Nitratauswaschungsgefährdung. Dadurch konnte ein entsprechendes Bewirtschaftungskonzept erstellt werden, das Maßnahmen wie Düngeberatung, Braugetreideanbau und Stilllegungen enthält. Die beteiligten Landwirte und Wasserversorger schlossen daraufhin Kooperationen für eine grundwasserschonende Bewirtschaftung. Die im Modellprojekt erprobten Ansätze und Vorgehensweisen können nun in angepasster Form auf weitere Trinkwassereinzugsgebiete übertragen werden.
Initiative "Grundwasserschutz durch Ökologischen Landbau"
Der ökologische Landbau entspricht den Anforderungen einer grundwasserverträglichen und nachhaltigen Landwirtschaft am besten. Denn:
- synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralische Stickstoffdünger sind verboten,
- der Anbau von Zwischenfrüchten als Gründüngung und Bodenbedeckung hat einen hohen Stellenwert, wodurch Nitratausträge im Winterhalbjahr minimiert werden,
- ein guter Boden wird als wesentliche Grundlage für eine gute Pflanzenernährung und -gesundheit gesehen und bietet einen höheren natürlichen Grundwasserschutz,
- der Einsatz von tierischen Arzneimitteln ist stark reglementiert, wodurch z.B. weniger Antibiotika in Gewässer eingetragen werden,
- die Flächenbewirtschaftung wird umfassend dokumentiert.
Das alles sind Maßnahmen, die dazu beitragen, dass Grundwasser nicht oder nur wenig belastet wird. Deshalb werben wir für die Umstellung möglichst vieler landwirtschaftlicher Betriebe auf den ökologischen Landbau. Die Regierung von Unterfranken hat dafür ein umfassendes Maßnahmenpaket geschnürt. Informationen dazu nachfolgend.
Erprobung alternativer Energiepflanzen
Der verstärkte Anbau von Mais zur Biogaserzeugung wird aus Sicht des Grundwasserschutzes zunehmend kritisch betrachtet. Das liegt zum einen am Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln beim Anbau der sehr wüchsigen Pflanze selbst, zum anderen aber auch am Ausbringen des Gärsubstrats nach der Energiegewinnung. Daher gilt es Alternativen zu suchen, die bei vergleichbarer Wirtschaftlichkeit grundwasserschonender angebaut werden können. Darüber hinaus sorgt mehr Vielfalt auf den Ackerflächen auch für mehr Vielfalt bei den Tierarten, die das Offenland bewohnen, sowie für gesündere Bodenstrukturen.
Aus diesem Zusammenhang heraus werden der Anbau und die Verwertung des relativ anspruchslosen Riesenweizengrases im Rahmen der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ in Mittelfranken erforscht.
Eine weitere alternative Energiepflanze, die Durchwachsene Silphie, ist seit 2016 Gegenstand eines oberfränkischen Teilprojektes der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ.
Sowohl das Riesenweizengras als auch die Becherpflanze bleiben mehrjährig auf dem Acker. Im Vergleich zu Mais benötigen diese deutlich weniger Pflanzenschutz und Düngung, wodurch die Vorteile für den Grundwasserschutz auf der Hand liegen. Für den Landwirt bedeutet der Anbau der mehrjährigen Pflanzen einen deutlich geringeren Aufwand bei etwas niedrigerem Ertrag.
Bei beiden Projekten werden Landwirte durch Bereitstellung des Saatgutes und intensive Beratung unterstützt. Die gewonnenen Erfahrungen sollen Anreiz für weitere Landwirte zur Umstellung auf alternative Energiepflanzen sein.
Informationsangebote für Landwirte
Die in Unterfranken regelmäßig stattfindenden Praxistage zum Ökolandbau und die Feldtage bieten eine persönliche Beratung der Landwirte vor Ort zu möglichen Optimierungen bei der grundwasserschonenden Bewirtschaftung. Gleichzeitig dienen sie dem Erfahrungsaustausch zwischen den Landwirten in der Region.
Eine weitere gern genutzte Plattform für den Erfahrungsaustausch und die Wissensvermittlung sind die jährlich stattfindenden Wasserforen. Diese gibt es bereits in den drei fränkischen Regierungsbezirken sowie in der Oberpfalz und in Niederbayern.
Publikationen mit verschiedenen Schwerpunkten informieren über Möglichkeiten, das Grundwasser zu schützen, ohne dabei finanzielle Einbußen in Kauf nehmen zu müssen.
- Flyer: Anbau von Zwischenfrüchten in Mittelfranken - PDF
- Flyer: Anbau von Zwischenfrüchten in Oberfranken - PDF