Chronische Schadstoffwirkungen
Fische stellen als Endglieder der Nahrungskette wichtige Indikatoren für eine Schadstoffbelastung unserer Gewässer dar. Die meisten Stoffe, wie z.B. hormonell wirksame Substanzen oder Arzneimittel sind in der Umwelt nur in Spuren vorhanden, sodass von ihnen keine akuten Gefahren für Gewässerorganismen ausgehen. Eine langfristige Einwirkung bestimmter Stoffe kann jedoch zur Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes von Fischen führen. Um dies zu ermitteln, werden am LfU neben ökotoxikologischen Standardtests auch Untersuchungen zu längerfristigen, subletalen Effekten von Spurenstoffen bei Fischen durchgeführt. Dabei werden Fische über mehrere Wochen umweltrelevanten Konzentrationen der zu testenden Substanzen ausgesetzt. Hierfür steht am LfU eine hochmoderne, ökotoxikologische Versuchsanlage zur Verfügung, die in einzigartiger Weise die Durchführung technisch anspruchsvoller Expositionsversuche mit Fischen ermöglicht. In der Regel wird die Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) als Versuchstier eingesetzt, da es sich um eine gut dokumentierte Fischart handelt, für die ausreichend Referenzwerte zur Verfügung stehen. Zudem repräsentiert die Regenbogenforelle, obwohl sie ursprünglich nicht bei uns beheimatet war, eine in unseren Gewässern häufig anzutreffende Fischart, sodass die Übertragbarkeit von Ergebnissen auf andere, in unseren Breiten vorkommende Fischarten, insbesondere Forellenartige, gut möglich ist.
In der Teichanlage des LfU an der Dienststelle Wielenbach werden verschiedene Stämme von Regenbogenforellen unter tierärztlich kontrollierten Bedingungen gezüchtet. Ziel ist die Zucht möglichst unbelasteter, standardisierter Versuchstiere. Je nach Fragestellung erfolgen die Versuche bereits ab dem Eistadium oder mit subadulten sowie adulten Fischen. Die Dauer der Exposition richtet sich nach der jeweiligen Fragestellung, beträgt aber mindestens 28 Tage, z.T. auch mehrere Monate oder findet sogar generationsübergreifend statt. Zur Untersuchung von Stoffwirkungen kommen medizinisch-toxikologische Methoden, wie z.B. hämatologische, klinisch-chemische, biochemische sowie pathologisch-anatomische und histopathologische Untersuchungen zum Einsatz.
Diese Untersuchungen ermöglichen die Erfassung von mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren, subtilen Schädigungen der Tiergesundheit, die langfristig Auswirkungen auf den Bestand von Tierpopulationen haben können. Die Untersuchungen dienen der Ermittlung ökotoxikologischer Schwellenwerte. Diese finden Berücksichtigung, wenn es darum geht, Umweltqualitätsnormen und Grenzwerte für bestimmte Stoffe abzuleiten.