Hochwasser und Überschwemmungen
Hochwasser bedeutet zunächst, dass an einem Fluss oder See der Wasserstand oder Abfluss höher ist als im langjährigen Mittel. Ausuferungen und Überschwemmungen, die zum Teil auch Schäden verursachen, treten meist erst bei deutlich erhöhten Wasserständen auf.
Das Ausmaß der Hochwasser-Ereignisse wird im Allgemeinen über Abfluss- und Wasserstands-Werte beschrieben, die an den Pegel-Messstellen in Bayern gemessen werden. Ausgewertet wird vor allem der maximale Abfluss- oder Wasserstands-Wert der Hochwasserwelle.
Hochwasser-Klassifizierung
Um die Werte einzuordnen gibt es zwei unterschiedliche Klassifizierungen:
Jährlichkeit (HQx) und Meldestufen.
Die Meldestufe gibt Auskunft darüber welche Schäden durch Überschwemmungen beim Hochwasser im Bereich des jeweiligen Pegels aufgetreten sind bzw. auftreten können.
In Bayern wurden Meldestufen an etwa 260 Pegeln festgelegt, vorrangig an Pegeln mit größerem Einzugsgebiet. Hochwasser durch Starkniederschläge, welches meist räumlich sehr begrenzt auftritt, wird daher besser durch die Angabe der Jährlichkeits-Werte abgebildet. Diese sind für rund 490 Pegel vorhanden, davon auch viele Pegel mit kleinem Einzugsgebiet.
Datengrundlage
Plausibilisierte und geprüfte Abfluss- und Wasserstands-Daten stehen für das Jahr 2023 noch nicht zur Verfügung. Daher werden für diesen Bericht Rohdaten verwendet, die sich bei der abschließenden Prüfung noch ändern können. Während der Bearbeitung dieses Berichts wurden jedoch bereits die wichtigsten Werte auf auffällige Ausreißer überprüft und korrigiert.
Überblick über die Hochwassersituation 2023
Im Jahr 2023 traten von Januar bis November in Bayern einige kleine und mittlere Hochwasser-Ereignisse auf. An den Flussabschnitten von bis zu 60 Pegeln gab es dabei Überschwemmungen der Meldestufen 1 und 2, vereinzelt auch der Meldestufe 3. Im Dezember ereigneten sich außerdem zwei große Hochwasser, bei denen sehr verbreitet, das heißt an den Flussabschnitten von 120 beziehungsweise 147 Pegeln Überschwemmungen der Meldestufe 1 bis 3 auftraten. An fünf Pegeln kamen beim zweiten Hochwasser vom 20. bis 31.12. auch Wasserstände der höchsten Meldestufe 4 vor.
Vom Hochwassernachrichtendienst wurden im Jahr 2023 für 13 Hochwasser-Ereignisse insgesamt 73 Hochwasserberichte (Hochwasserlageberichte und Informationen zur Hochwasserlage) herausgegeben, oft einmal täglich, an wenigen Tagen auch zweimal.
Die einzelnen Hochwasser-Ereignisse dauerten 3 bis 14 Tage. Manche Flüsse waren wiederholt, teils auch besonders lange betroffen: Zum Beispiel lagen an 14 Pegeln der Flüsse Altmühl, Haidenaab, Schwarzach, Regen, Main Steinach, Itz, Aisch, Rauhe Ebrach und Fränkische Saale sowie am Ammersee die Wasserstände an über 30 Tagen mindestens oberhalb der Meldestufe 1.
Hochwasser im Jahresverlauf
Viele kleine bis mittlere Hochwasser von Januar bis Mai
Im Zeitraum von Januar bis Mai gab es sieben Hochwasser-Ereignisse, die zusammen 48 Tage andauerten.
Ursache war vor allem der ergiebige Dauerniederschlag durchziehender Tiefdruckgebiete, bei zwei Hochwasser-Ereignissen im Februar auch Schneeschmelze. Teilweise verstärkte auch Starkregen die Hochwasserlage.
Betroffen waren bei den Hochwassern bis April vor allem die Gebiete des Oberen Main, der Fränkischen Saale, andere Main-Zuflüsse und das Regnitz-Gebiet sowie das Gebiet der Donau-Zuflüsse Altmühl, Naab und Regen. Beim kleineren Hochwasser im Mai traten hingegen die Überschwemmungen an der Donau selber sowie im Gebiet der südlichen Donau-Zuflüsse auf.
Kaum Überschwemmungen im Juni und Juli
Im Juni und Juli gab es fast keine Überschwemmungen. Nur ganz vereinzelt wurden Wasserstände oberhalb der Meldestufen gemessen.
Ende August zwei kleinere und ein mittelgroßes Hochwasser
Im August fanden zwei kleinere Hochwasser statt mit Überschwemmungen der Meldestufe 1 und 2, an der Kahl (kleinerer Zufluss zum unteren Main) auch der Meldestufe 3. Das erste wurde vor allem durch Dauerregen, das zweite vor allem durch lokale Starkregen verursacht. Betroffen waren bei beiden Hochwassern das Einzugsgebiet des Oberen Main sowie beim ersten auch das Gebiet des Regen und beim zweiten das Gebiet der Fränkischen Saale, die Kahl und die Regnitz-Zuflüsse.
Ende August trat ein mittelgroßes Hochwasser auf, das unten im Abschnitt "Hochwasser Ende August" beschrieben wird.
Kein Hochwasser im September und Oktober
Im Zeitraum von Anfang September bis Anfang November wurden keine Überschwemmungen registriert.
Mittelgroßes Hochwasser im November
Ein mittelgroßes Hochwasser im November wurde durch wiederholt auftretenden Dauerregen in Kombination mit intensivem Starkregen verursacht. Es betraf vor allem die Donau; hier traten im Bereich einiger Pegel Überschwemmungen der Meldestufe 2, am Pegel Kelheim auch der Meldestufe 3, auf. An weiteren Gewässern in ganz Bayern gab es örtlich kleinere Ausuferungen (Meldestufe 1), an der Itz (Zufluss zum oberen Main) wurden auch Wasserstände der Meldestufe 2 gemessen.
Die zwei größten Hochwasser-Ereignisse im Dezember
Die zwei größten Hochwasser im Jahr 2023 traten im Dezember auf.
Das erste im Zeitraum vom 06. bis 19.12. kam durch Tauwetter und wiederholt auftretende Regenfälle zustande. Insgesamt gab es im Bereich von 112 Pegeln Überschwemmungen der Meldestufe 1 und 2, im Bereich von 8 Pegeln auch der Meldestufe 3.
Das Hochwasser betraf vor allem die Donau, wo es an einigen Flussabschnitten Überschwemmungen der Meldestufe 2 und im Bereich von drei Pegeln Überschwemmungen der Meldestufe 3 gab, außerdem die Vils (Zufluss zur unteren Donau), die Itz (Zufluss zum oberen Main) mit Überschwemmungen bis Meldestufe 3. An vielen kleineren südlichen und nördlichen Zuflüssen zur Donau, im Regnitz-Gebiet und im Gebiet der Fränkischen Saale traten Ausuferungen der Meldestufe 1 und 2 auf.
Das zweite größere Hochwasser wird unten in einem eigenen Abschnitt "Hochwasser Ende Dezember" genauer dargestellt.
Bereits Anfang Januar 2024 gab es ein weiteres Hochwasser, das von der Größenordnung her mit dem Ereignis vom 06. bis 19.12. zu vergleichen ist. Da dieser Bericht nur die Hochwasser im Jahr 2023 beschreibt, wird darauf hier nicht weiter eingegangen.
Besondere Hochwasser-Ereignisse
Hochwasser Ende August
Das mittelgroße Hochwasser vom 26.08. bis zum 01.09. wurde durch wiederholt auftretenden Dauerregen mit Starkniederschlägen verursacht.
Die größten Überschwemmungen gab es an der Donau, hier wurde an einigen Pegeln die Meldestufe 2 und an vier Pegeln auch die Meldestufe 3 überschritten, sowie am Inn, wo Überschwemmungen der Meldestufe 3 im Bereich des Pegels Wasserburg vorkamen. Daneben traten auch in den Gebieten von Iller, Lech und Isar sowie anderen kleinen südlichen Zuflüssen zur Donau Überschwemmungen der Meldestufe 1 und 2 auf.
Bei diesem Hochwasser wurden an zahlreichen Pegeln extreme Abflusswerte gemessen. An insgesamt 61 Pegeln, vor allem an der Donau und im Gebiet von Iller, Lech und Isar sowie am Inn und an der Salzach hatte der Abfluss-Scheitel der Hochwasserwelle einen Wert von über HQ1, das heißt einen Wert, der im Mittel nur einmal im Jahr oder seltener vorkommt.
Der Inn führte bereits in Tirol extremes Hochwasser, am Pegel Oberaudorf an der österreichisch- bayerischen Grenze hatte der Scheitel der Hochwasserwelle am Inn einen Abfluss, der nach derzeitigen Ermittlungen einem 20- bis 50-jährlichen Wert (HQ20 bis HQ50) entspricht, am Pegel Wasserburg einem 5- bis 10-jährlichen Wert (HQ5 bis HQ10).
Hochwasser Ende Dezember
Das mit Abstand größte Hochwasser im Jahr 2023 trat im Zeitraum vom 20.12. bis zum 31.12. auf. Die Böden waren durch vorangegangene Regenfälle noch sehr mit Wasser gesättigt, weitere Dauerregen und Starkniederschläge ab dem 20.12. wurden relativ wenig im Boden zurückgehalten und führten schnell zum Ansteigen der Wasserstände an den Flüssen.
Das Hochwasser trat sehr verbreitet auf, es gab es im Bereich von insgesamt 147 Pegeln Überschwemmungen der Meldestufe 1 bis 2, an 38 Pegeln Überschwemmungen der Meldestufe 3 und an fünf Pegeln auch Überflutungen der höchsten Meldestufe 4.
Der Schwerpunkt lag an den östlichen Mittelgebirgen, das heißt im Gebiet von Fränkischer Saale, Oberem Main, Naab, Regen sowie der unteren Donau. Hier traten verbreitet auch Überschwemmungen der Meldestufe 3 auf, vereinzelt erreichte der Wasserstand auch Meldestufe 4. Weniger stark, aber ebenfalls betroffen von Ausuferungen der Meldestufe 1 und 2, vereinzelt auch der Meldestufe 3, waren die Flüsse im Gebiet der Regnitz, der Altmühl, der Wörnitz und der niederbayerischen Vils.
An vielen Pegeln der östlichen Mittelgebirge wurden auch extrem hohe Abflüsse gemessen, vor allem im Gebiet der Ilz (nördlicher Zufluss zur unteren Donau), dem oberen Main, der oberen Naab und der Sinn, wo an zwei Pegeln ein über 100-jährlicher Abfluss, an einem Pegel ein 20- bis 50-jährlicher Abfluss und an zehn Pegeln ein 10- bis 20-jährlicher Abfluss auftrat.