Quellen
Quellschüttungen
Das Landesmessnetz Quellen deckt die Bereiche ab, die aufgrund der hydrogeologischen Verhältnisse nicht mit Hilfe von Grundwassermessstellen beobachtet werden. Dabei handelt es sich in erster Linie um die gering ergiebigen Grundwasservorkommen im kristallinen Grundgebirge, im voralpinen Moränengürtel und im alpinen Raum. Diese drei hydrogeologischen Einheiten werden im Folgenden näher beschrieben.
Vorbemerkung zu den Grafiken
Die y-Achse zeigt die gemessene Quellschüttung in Liter pro Sekunde [l/s], die x-Achse den zeitlichen Verlauf über die Monate November 2021 bis Dezember 2022. Die blaue Ganglinie zeigt die Tagesmittelwerte der gemessenen Quellschüttungen im angegebenen Zeitraum. Die horizontale grüne Linie repräsentiert die mittlere Quellschüttung (MQ), die blaue horizontale Linie die höchste gemessene Quellschüttung (HHQ) und die horizontale rote Linie die niedrigste gemessene Quellschüttung (NNQ), jeweils bezogen auf die gesamte Beobachtungsdauer der Messstelle.
Ostbayerisches Kristallin
Die Kluftgrundwasserleiter im Ostbayerischen Kristallin reagieren in der Regel schnell auf Niederschlagsereignisse und zeichnen sich durch geringe bis mäßige Ergiebigkeiten aus. An der Referenzmessstelle Gräumwiesenquelle 9 bis 5 (Abbildung 1) begann das Jahr 2022 mit niedrigen Schüttungsmengen. Bedingt durch das Niederschlagsgeschehen Anfang Januar und vor allem im Februar erreichte die Quellschüttung in der zweiten Februarhälfte die Jahreshöchstwerte. Ab Mitte April verringerte sich die Schüttung sukzessive bis im November dann der Jahresminimumwert registriert wurde. Die Niederschlagsereignisse hatten bis in die zweite Dezemberhälfte nur sehr geringfügige Auswirkungen auf das Schüttungsverhalten. Erst zum Jahresende kam es wieder zu einer Zunahme der gemessenen Werte. Die Schüttung stieg, insbesondere Ende Dezember, durch einzelne Niederschlagsereignisse vorübergehend auf ein mittleres Niveau an.
Voralpiner Moränengürtel
Auf Grund der großen geologischen Inhomogenität des voralpinen Moränengürtels zeigen die einzelnen Quellen voneinander abweichende Schüttungscharakteristiken. Die Reaktionen der zum Teil ergiebigen Grundwasserleiter sind in vielen Fällen deutlich gedämpfter als zum Beispiel im Kristallin.
Im Jahr 2022 bewegte sich die Quellschüttung der Kalkofenquelle fast das ganze Jahr über unterhalb des langjährigen Mittelwertes (Abbildung 2). Aufgrund der Niederschläge im Januar und Februar erreichte die Quellschüttung Mitte Februar den Jahreshöchstwert, welcher jedoch gerade einmal dem langjährigen Durchschnittswert entsprach. In den darauffolgenden Monaten kam es bis Ende Oktober zu einem kontinuierlichen Rückgang der registrierten Werte. Die Niederschläge in den Sommermonaten (rund 700mm im hydrologischen Sommerhalbjahr), wobei nur der Juli viel zu trocken (ungefähr -50% im Vergleich zu 1961 bis 1990) ausfiel, hatten lediglich geringe Auswirkungen auf das Schüttungsverhalten, da die oberen Bodenschichten bereits zu ausgetrocknet waren. Im Oktober wurde schließlich der Jahresminimumwert der Schüttung gemessen. Erst die Spätherbstniederschläge führten zu einem Wiederanstieg. Die Quellschüttung verblieb jedoch bis Jahresende auf einem deutlich unterdurchschnittlichen Niveau.
Alpiner Raum
Die Quellen des alpinen Raumes in Gebieten mit Kluft- und Karstgrundwasserleitern reagieren meist rasch auf Niederschlag und Schneeschmelze. Am Beispiel der Ganglinie der Strailach Quellen 3 bis 5 (Abbildung 3) lassen sich größere Niederschlagsereignisse gut erkennen.
Zu Beginn des Jahres 2022 kam es durch zahlreiche Niederschläge zu einem deutlichen Anstieg der Quellschüttung, so dass Anfang Januar das Jahresmaximum registriert wurde. Darauf folgte, nach einem Rückgang im Monat März, eine mehrmonatige wechselhafte Phase mit meist leicht unterdurchschnittlichen Schüttungsmengen bis Mitte Juli. Anschließend setzte als Folge der Trocken- und Hitzeperiode ein deutlicher Abwärtstrend ein, bis der Jahresminimumwert der Quellschüttung Mitte September erreicht wurde. Anfang Oktober wurde das zweite Jahresmaximum gemessen, welches jedoch auch nur kurzfristig ein überdurchschnittliches Niveau erreichte. Daran schloss sich wiederum ein Rückgang der Messwerte trotz durchschnittlicher Niederschläge an. Insgesamt lagen die Messwerte in 2022, vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich, unterhalb des langjährigen Mittelwertes.
Die Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen in Bayern kann im Internet dem Gewässerkundlichen Dienst (GKD) entnommen werden. Hier ist auch ein Download der Tagesmittelwerte möglich. Im Niedrigwasser-Informationsdienst (NID) wird eine fachliche Einschätzung der aktuellen Grundwasserstände im Hinblick auf eine Niedrigwassersituation getroffen. Der Hochwassernachrichtendienst (HND) bietet ausgewählte Grundwassermessstellen mit Bezug zu hochwassergefährdeten Bereichen an.
Wassertemperatur an Quellen
An ausgewählten Quellmessstellen erfolgt zusätzlich zur Quellschüttung auch eine kontinuierliche Messung der Wassertemperatur. Die Schwankungsbreite der Quellentemperatur im Jahresverlauf ist oft sehr gering und beträgt in der Regel nur wenige Grad oder zum Teil auch nur Zehntel-Grad [°C]. Der Temperaturverlauf an Quellen hängt dabei von der lokalen Überdeckung und dem Verlauf der Lufttemperaturen ab. Bei geringeren Überdeckungen ergeben sich größere Schwankungen, bei größeren Überdeckungen sind eher geringe Temperaturschwankungen zu erwarten. Die Jahreshöchstwerte werden meist im Spätsommer erreicht, die Tiefstwerte stellen sich zum Winterende ein. Nachfolgend wird an zwei ausgewählten Quellen der Temperaturverlauf der vergangenen Jahre dargestellt.
Vorbemerkung zu den Grafiken
Die y-Achse zeigt die gemessene Wassertemperatur in °C, die x-Achse den zeitlichen Verlauf über die Monate Januar 2012 bis Dezember 2022. Die orangefarbene Ganglinie zeigt die Tagesmittelwerte der gemessenen Wassertemperaturen im angegebenen Zeitraum. Die horizontale grüne Linie repräsentiert die mittlere Wassertemperatur (MT), die horizontale rote Linie die niedrigste gemessene Wassertemperatur (NNT) und die horizontale blaue Linie die höchste gemessene Wassertemperatur (HHT), jeweils bezogen auf die gesamte Beobachtungsdauer.
Quelle 2 Bayersoien
An der Quelle 2 Bayersoien, welche im voralpinen Moränengürtel liegt, wurde der Jahreshöchstwert der Quelltemperaturen Ende August detektiert (Abbildung 4). Bei Betrachtung des Temperaturverlaufs der Quelle 2 Bayersoien der letzten Jahre zeigt sich insgesamt eine leichte Tendenz zu höheren Temperaturwerten. Dieser Trend setzte sich im außergewöhnlich warmen Jahr 2022 fort. Auffällig ist auch die zu beobachtende Entwicklung im Frühjahr. Das Niveau der Jahresniedrigstwerte hat auch hier insgesamt leicht zugenommen.
Quelle Goldrinne Oberrieden
Die Quellmessstelle Goldrinne Oberrieden liegt in der geologischen Region des östlichen Tertiärhügellands. Die Temperaturganglinie der Messstelle Goldrinne Oberrieden verläuft insgesamt sehr regelmäßig mit Jahresniedrigstwerten Ende Mai/Anfang Juni und Jahreshöchstwerten in der zweiten Novemberhälfte. Auch das Jahr 2022 reiht sich gut in den Kurvenverlauf der Jahre seit 2012 ein (Abbildung 5). Auffällig ist im dargestellten Zeitraum der stetige Trend zunehmender Temperaturen, auch bei den Jahresminima und -maxima. Entsprechend wurde im November mit 9.3°C ein neuer Höchstwert erreicht.
An vielen weiteren Quellen, an denen die Wassertemperatur gemessen wird, ist in den letzten Jahren ein leichter Trend steigender Quelltemperaturen festzustellen. Ein bayernweit einheitlicher Trend ist jedoch auf Grund der meist nicht ausreichend langen Messzeitreihen nicht direkt ableitbar.