Hochwasser und Überschwemmungen

Hochwasser und Überschwemmungen

Hochwasser bedeutet zunächst, dass an einem Fluss oder See der Wasserstand oder Abfluss höher ist als im langjährigen Mittel. Ausuferungen und Überschwemmungen, die zum Teil auch Schäden verursachen, treten meist erst bei deutlich erhöhten Wasserständen auf.

Das Ausmaß der Hochwasser-Ereignisse wird im Allgemeinen über Abfluss- und Wasserstands-Werte beschrieben, die an den Pegel-Messstellen in Bayern gemessen werden. Ausgewertet wird vor allem der maximale Abfluss- oder Wasserstands-Wert der Hochwasserwelle.

Hochwasser-Klassifizierung

Um die Werte einzuordnen gibt es zwei unterschiedliche Klassifizierungen:
Jährlichkeit (HQx) und Meldestufen.

Die Meldestufe gibt Auskunft darüber welche Schäden durch Überschwemmungen beim Hochwasser im Bereich des jeweiligen Pegels aufgetreten sind bzw. auftreten können.

In Bayern wurden Meldestufen an etwa 260 Pegeln festgelegt vorrangig an Pegeln mit größerem Einzugsgebiet. Hochwasser durch Starkniederschläge, welches meist räumlich sehr begrenzt auftritt, wird daher besser durch die Angabe der Jährlichkeits-Werte abgebildet, da diese auch für viele Pegel mit kleinem Einzugsgebiet vorhanden sind.

Datengrundlage

Plausibilisierte und geprüfte Abfluss- und Wasserstands-Daten stehen für das Jahr 2019 noch nicht zur Verfügung. Daher werden für diesen Bericht Rohdaten verwendet, die sich bei der abschließenden Prüfung noch ändern können. Während der Bearbeitung dieses Berichts wurden jedoch bereits die wichtigsten Werte auf auffällige Ausreißer überprüft und korrigiert.

Überblick über die Hochwasser-Situation 2019 in Bayern

Im Jahr 2019 gab es insgesamt 3 größere überregionale und mehrere regional begrenzte Hochwasser-Ereignisse, die in den folgenden Kapiteln einzeln beschrieben werden. Die Hochwasser wurden durch ergiebigen Dauerregen zum Teil mit Starkregen und Schneeschmelze verursacht. Über einen relativ langen Zeitraum, von August bis November, trat in Bayern kein Hochwasser auf.

Hochwasser-Einordnung nach Meldestufen

Die Hochwasser mit der größten Verbreitung an Überschwemmungen, die die Anzahl der Pegel mit Wasserständen der Meldestufen 1 oder höher entspricht, traten Mitte Februar, Mitte Mai und Ende Mai auf.

Es gab im Jahr 2019 Hochwasser mit Überschwemmungen der Meldestufen 1 bis 3, die höchste Meldestufe 4 wurde nur einmal beim Hochwasser Mitte März am Pegel Kalteneck an der Ilz überschritten.

In nahezu allen Regionen in Bayern trat 2019 Hochwasser mit Überschwemmungen auf. In Abb.1 sind an jedem Pegel die maximalen Werte des Jahres 2019 dargestellt, die sich auf verschiedene Hochwasser-Ereignisse verteilen.

Hochwasser-Einordnung nach Jährlichkeiten

Extrem hohe Abflüsse, wie sie mit den Jährlichkeits-Werten beschrieben werden, wurden im Jahr 2019 ausschließlich im Süden Bayerns beobachtet, vor allem an Pegeln mit kleinem Einzugsgebiet.

Hochwasser-Abflüsse mit der Jährlichkeit von über 10 Jahren traten zum einen im Bayerischen Wald (im Gebiet von Ilz, Ranna und Regen), zum anderen in den Alpen und Voralpen (Gebiet der Bodensee-Zuflüsse und an den Oberläufen Iller, Lech, Isar und Mangfall) sowie am Unterlauf der Iller und am Pegel Oberaudorf/Inn auf. Nach derzeitigem Stand der Abflussermittlung wurde ein Abfluss mit einem über 100-jährlichen Hochwasserscheitel nur einmal gemessen: am Pegel Sylvenstein am Schronbach, einem kleinen Isar-Zufluss, beim Hochwasser Ende Juli.

Die Hochwasser-Situation im Jahres-Verlauf

Hochwasser Mitte Januar durch Schneeschmelze und Regen

Das Hochwasser Mitte Januar dauerte vom 05. bis 20. Januar an; von der Verbreitung der Überschwemmungen her ist es das zweitgrößte Hochwasser in 2019.

Ab dem 05.01. führten Schneeschmelze und Regen zu Ausuferungen und Überschwemmungen. Betroffen waren vor allem das Gebiet der Regnitz, der Wörnitz und der Altmühl, aber auch das Gebiet des Oberen Mains und der Fränkischen Saale und kleinere südliche Zuflüsse zur Donau wie Zusam, Paar und Vils.

Nach einer Regenpause vom 08. bis 12. Januar, in der die Wasserstände zurückgingen, brachten weitere Regenfälle und Schneeschmelze erneute und höhere Anstiege. Am 14.01. traten an insgesamt 77 Pegelmessstellen Überschwemmungen der Meldestufen 1 bis 3 auf, die höchste Meldestufe 3 trat am Pegel Wendelstein an der Schwarzach und Harburg an der Wörnitz, am 13.01. auch am Pegel Büg/Schwabach auf.

Trotz verbreitet auftretender Überschwemmungen war das Hochwasser im Januar nicht außergewöhnlich. Bei den Hochwasserscheiteln am 14.01. wurden maximal 2 bis 5-jährliche Abflusswerte an insgesamt 7 Pegeln gemessen.

Kleineres Hochwasser-Ereignis Mitte Februar

Vom 10.bis 14. Februar führten Regen und Schneeschmelze zu einem kleinen Hochwasser. Überschwemmungen der Meldestufe 1 gab es an insgesamt 9 Pegeln im Flussgebiet der Fränkischen Saale, der Altmühl, der Naab und des Regen.

Seltene Abflüsse im Bayerischen Wald beim Hochwasser Mitte März

Vom 10.bis 12. März gab es eine erste Hochwasser-Welle im Gebiet des Regen und der Ilz. Hier wurde am Pegel Fürsteneck/Wolfsteiner Ohe ein 2 bis 5-jährlicher Abflussscheitel beobachtet, im Bereich des Pegels Cham traten Überschwemmungen der Meldestufe 2 auf.

Nach einer kurzen Regenpause führten starke Regenfälle und Tauwetter ab dem 15.03. zur zweiten, deutlich höheren Hochwasser-Welle, die Überschwemmungen dauerten bis zum 20.03. an. Von der Verbreitung der Überschwemmungen her ist das Hochwasser das drittgrößte im Jahr 2019.

Besonders betroffen war auch bei dieser Hochwasser-Welle der Bayerische Wald. In den Einzugsgebieten von Ilz und Regen wurden am 16.03. an vielen Pegeln Wasserstände der Meldestufe 1 bis 3, an der Ilz am Pegel Kalteneck auch der Meldestufe 4 gemessen – das einzige Mal in 2019. Außerdem traten Überschwemmungen der Meldestufen 1 und 2, vereinzelt auch der Meldestufe 3, im Gebiet von Naab, Altmühl und Wörnitz sowie im Gebiet des oberen Mains, an Regnitz-Zuflüssen und im Gebiet der Fränkischen Saale auf.

Seltene Abflüsse der Jährlichkeit 20 bis 50 Jahre traten an 4 Pegeln der Ilz (Pegel Kalteneck, Schrottenbaumühle) und deren Zuflüssen (Pegel Fürsteneck/Wolfsteiner Ohe und Röhrnbach/Osterbach) auf. Auch im Regen-Gebiet und an der Sanna, einem kleinen nördlichen Zufluss zur unteren Donau, erreichten die Hochwasser-Wellen 10 bis 20-jährliche Abflusswerte an insgesamt 4 Pegeln.

Größtes Hochwasser Ende Mai mit Überschwemmungen in ganz Bayern

Extrem ergiebiger Dauerregen mit Gewittern und Starkregen verursachte ab dem 20.05. Überschwemmungen. Aus Einzugsgebieten in einer Höhenlage über 1.500 Meter kam auch Schneeschmelze hinzu.

Bereits am 21.05 traten an 80 Pegeln, verteilt über ganz Bayern mit Ausnahme der Gebiete im Osten, Ausuferungen und Überschwemmungen der Meldestufen 1 bis 2 auf. Besonders betroffen waren die Gebiete von Iller, Lech, Isar und an der Donau, wo es an insgesamt 10 Pegeln auch Überschwemmungen der Meldestufe 3 gab.

Von der Verbreitung der Überschwemmungen her und gleichzeitig auch in Bezug auf lokal seltene Jährlichkeiten ist das Hochwasser Ende Mai das größte im Jahr 2019.

Es wurden an insgesamt 99 Pegeln Abfluss-Scheitelwerte mit einer Jährlichkeit von über 1 Jahr (HQ1) oder darüber gemessen, deutlich mehr als beim nächst niedrigeren Hochwasser Mitte März, wo es 50 Pegel mit Abflüssen von HQ1 oder darüber gab.

Abflusswerte mit Jährlichkeiten von 5 bis 10 Jahren oder darüber wurden ausschließlich im Süden von Bayern, in den Einzugsgebieten des Bodensees, von Iller, Lech, Isar und Mangfall, sowie an der Donau bei Dillingen gemessen. Die höchsten Werte mit 20 bis 50 Jahren gab es am Pegel Oberach an der Weißach im Mangfall-Gebiet sowie am Pegel Seltmans/Untere Argen im Bodensee-Einzugsgebiet.

Am 27.05., als an Chiemsee, Ammersee und Schliersee das Hochwasser noch nicht vollständig abgelaufen war, brachten weitere Dauerniederschläge einen erneuten Anstieg der Wasserstände. Am 30.05. wurden an insgesamt 10 Pegeln am Ammersee, an der Isar, am Schliersee, an der Mangfall sowie an der Donau Wasserstände über der Meldestufe 1 gemessen.

Hochwasser am Inn durch Schneeschmelze mit Starkniederschlägen Mitte Juni

Zwischen 10. Juni und 2. Juli lösten anhaltend hohe Lufttemperaturen eine intensive Schneeschmelze in den Tiroler Hochgebirgslagen aus, die zu durchgehend hohen Abflüssen am Pegel Innsbruck (nahezu permanent über einem HQ1) und in Folge auch am bayerischen Teil des Inns führten.

Zusammen mit zwei Niederschlagsereignissen kam es Mitte Juni zu Überschwemmungen der Meldestufen 1 bis 2 vor allem am Inn bis zur Salzachmündung sowie am Pegel Golling an der Salzach. Der Abflussscheitel am Pegel Oberaudorf/Inn entsprach einem 20 bis 50-jährlichen, in Wasserburg am Inn einem 2 bis 5-jährlichen Hochwasser.

Hochwasser durch Starkniederschläge Ende Juli

Dauer- und Starkregen führte Ende Juli zu Hochwasser. Zwar wurden lediglich an 13 Überschwemmungen der Meldestufe 1 bis 2 registriert, die Meldestufen sind jedoch für die Pegel mit kleinerem Einzugsgebiet meist nicht definiert. An diesen Pegeln wurden vielfach sehr hohe Abflüsse gemessen.

Hochwasserfreie Zeit von August bis November

Von August bis November 2019 gab es eine relativ lange Zeit, die in Bayern frei von Überschwemmungen durch Hochwasser war. Vor allem im August wurden vom Deutschen Wetterdienst mehrere Warnungen vor Gewitter und Starkregen herausgegeben, die jedoch nicht zu Überschwemmungen oder hohen Abflusswerten führten.

Kleineres Hochwasser Mitte Dezember

Schneeschmelze und Regen verursachte vom 14. bis 19.12. ein kleineres Hochwasser im Gebiet des Oberen Main und der Altmühl. Am 15.12. gab es an insgesamt 15 Pegeln Überschwemmungen der Meldestufe 1 bis 2.

Teilen