Machbarkeitsstudie

Natur- und Umweltschutz steht unter einem permanenten Rechtfertigungsdruck und oft fehlt es an einem Bewusstsein gegenüber Ökosystemen und ihrem Erhalt. Mit dem Konzept der Ökosystemleistungen wird versucht, den Wert und die Leistungen der Natur für den Menschen aufzuzeigen, um einen schonenden Umgang mit Ökosystemen zu fördern.

Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat mit einer Fallstudie die Bewertung von Naturkapital und Ökosystemleistungen in Bayern modellhaft getestet. Mit der Machbarkeitsstudie zur ökonomischen Bewertung von Naturkapital und Ökosystemleistungen in Bayern wurden die Effekte des Vertragsnaturschutzprogrammes (VNP) des Freistaates Bayern monetarisiert. Im VNP waren 2018 eine Gesamtfläche von ca. 90.000 ha (hiervon über 60.000 ha Wiesen) in Bayern bewirtschaftet. Jedoch fehlt vielfach eine umfassende Bewertung dieser Maßnahme auf die Umwelt und ihrem Nutzen für die Gesellschaft.

Leistungen der Natur einen Geldwert zu geben kann plakativ ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit sowie bei Entscheidungsträgern für die Bedeutung unterschiedlicher Ökosystemleistungen schaffen und damit die Ziele des Umweltschutzes untermauern. Die Monetarisierung als eine Form der Inwertsetzung der Natur ermöglicht Vergleiche zwischen Ökosystemleistungen aus natürlichen Ökosystemen wie Mooren und menschlich geprägten Ökosystemen wie Ackerland. Derartige Vergleiche tragen dazu bei, Kompromisse zwischen privatem Nutzen wie Feldfrüchten und öffentlichen Kosten wie Nitratbelastung zu finden. Die Monetarisierung ermöglicht es auch die kurz- und langfristigen Folgen zu vergleichen.

Untersuchung

In der Fallstudie wurde getestet, inwieweit das VNP die Ökosystemleistungen von Grün- und Ackerland im Landkreis Rhön-Grabfeld beeinflusst.
Folgende ÖSL und der Erhalt der Biodiversität wurden analysiert:

  • Produktion terrestrischer Biomasse (Versorgungsleistung)
  • Grundwasserschutz (Regulierungsleistung)
  • Erosionsschutz (Regulierungsleistung)
  • Hochwasserschutz (Regulierungsleistung)
  • Klimaschutz (Regulierungsleistung)
  • Erholung (kulturelle Leistung).

Ergebnis

Die Erkenntnisse dieser Studie verdeutlichen die Auswirkungen einer intensiven, auf Ackerbau ausgerichteten Landwirtschaft auf die Klima-, Trinkwasser- Erosions- und Abflussregulierung. Gegenüber einer extensiven ackerbaulichen Nutzung sind die Kosten einer Intensivnutzung mehr als doppelt so hoch – und dabei sind noch nicht die Kosten für die Freisetzung von Treibhausgasen einkalkuliert. Die gesellschaftlichen Kosten der intensiven Landwirtschaft wären unter zusätzlicher Berücksichtigung der Auswirkungen auf den Artenschutz und die Erholungsleistungen erwartungsgemäß noch deutlich höher.

Erläuterung in nachfolgendem Text. Darstellungen der Wirkungen des Vertragsnaturschutzprogrammes in Geldeinheiten pro Jahr

Das Diagramm stellt fünf der sechs untersuchten Ökosystemleistungen gegenüber. Eine quantitative Erfassung der Erholungsleistung von Acker- und Grünland konnte nicht durchgeführt werden. Die Versorgungsleistung wurde über den Erlös aus Pflanzenproduktion ermittelt. Vier weitere Regulierungsleistungen wurden gegenübergestellt. Der Grundwasserschutz wurde über die Kosten für Stickstofffracht im Sickerwasser berechnet. Für die Berechnung des Erosionsschutzes wurden die Kosten für wasserbedingten Bodenabtrag genutzt. Mit den Kosten für Oberflächenabfluss je Starkregenereignis wurde der Hochwasserschutz angegeben. Der Klimaschutz wird durch den Nutzen von gebundenem Kohlenstoff abgebildet. Die Kosten wurden harmonisiert in Euro pro Hektar und Jahr berechnet. Für den gebundenen Kohlenstoff wurde der gesamte Nutzen für das Jahr 2018 in Euro pro Hektar angegeben. Verglichen werden Acker- und Grünland, sowie deren Bewirtschaftung. Bereits durch diese differenzierte Betrachtung der Landnutzungen können Unterschiede zwischen den Ökosystemleistungen festgestellt werden. Die Regulierungsleistungen sind umso geringer, je intensiver die Landnutzung ist und je mehr Ackerbau statt Grünlandwirtschaft betrieben wird.

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