Krebse

Krebstiere weisen eine große Vielfalt an Formen und Lebensweisen unter den aquatischen Organismen auf. Mit einigen Arten sind im Süßwasser darunter auch zehnfüssige Großkrebse vertreten, die im Sprachgebrauch auch als "Flusskrebse" bezeichnet werden.

Ursprünglich heimische Krebsarten

Die einheimischen Flusskrebsarten Edelkrebs (Astacus astacus) und Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) sind nicht nur als im Bestand gefährdete Tierarten von Interesse (Rote Listen gefährdeter Tiere Bayern "bedroht" bzw. "stark bedroht"), sondern auch bedeutende Elemente im Nahrungsnetz. Krebse spielen als Zeigerorganismen für die ökologische Qualität der Gewässer eine wichtige Rolle bei der Umsetzung wasserwirtschaftlicher Qualitätsziele.

Steinkrebs Steinkrebs (Austropotamobius torrentium): Foto: A. Hartl

Bereits seit 1982 werden die bayerischen Krebsbestände und ihre Lebensräume vom LfU an der Dienststelle Wielenbach untersucht und kartiert, um neben Erkenntnissen zur Verbreitung auch Gefährdungsursachen zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zur Förderung zu entwickeln. In Wielenbach werden nicht nur die einfach zu vermehrenden Edelkrebse, sondern auch die deutlich anspruchsvolleren Steinkrebse für mögliche Wiedereinbürgerungsversuche vorgehalten.

Seit 2024 gibt es für ganz Bayern zwei neue Mitarbeiter, die sich dem Steinkrebs-Schutz widmen. Ziel dieses Teilprojekts des Artenhilfsprogramms (AHP) ist es, die 50 "Hotspots" der Verbreitung dieser bedrohten Art zu finden und diese Bestände mit geeigneten Maßnahmen zu sichernschützen.

In Wielenbach wird außerdem eine Liste und Verbreitungskarte bekannten der Krebsbestände in Bayern geführt, um die Entwicklung und Verbreitung der Bestände verschiedener Krebsarten zu verfolgen und geeignete Schutzkonzepte für die ursprünglich heimischen Krebse zu unterstützen.

Wir bitten Sie daher um Mithilfe bei diesen Bemühungen indem sie Ihnen bekannte Krebsvorkommen in Bayern melden. Jede Meldung, unabhängig von der speziellen Artkenntnis, hilft uns unser Ziel der Arterhaltung zu verwirklichen. Aussagekräftige Bilder der beobachteten Tiere (oder Teile dieser) machen die Aufarbeitung der Funde dabei einfacher.

Als wichtige Ergebnisse der Untersuchungen an freilebenden Beständen wurden die Ansprüche der einheimischen Flusskrebse an die Gewässerbeschaffenheit ermittelt und als Zielvorstellung des Gewässerschutzes formuliert.

Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt:

Wichtige physikalisch-chemische Parameter von Krebsgewässern (Mittelwert, Standardabweichung, Spannweiten)
Parameter Einheit Mittelwert Standard-
abweichung
Minimum Maximum
Temperatur °C 9,9 4,4 0,0 20,0 / 24,5* (*Edelkrebsgewässer)
pH 7,8 0,8 4,5 9,0
Leitfähigkeit µS/cm 472,2 251,7 50,0 1.850,0
SBV mmol/l 2,8 1,8 0,0 7,0
Calcium mg/l 68,4 28,6 8,0 140,0
Magnesium mg/l 16,8 12,6 1,5 90,0
Eisen mg/l 0,2 0,3 0,0 4,0
Silicium mg/l 2,0 1,8 0,2 20,0
Chlorid mg/l 9,1 4,9 0,5 30,0
Ortho-P-P mg/l 0,1 0,1 0,0 1,0
Gesamt-P-P mg/l 0,1 0,2 0,0 2,5
Ammonium-N mg/l 0,1 0,2 0,0 1,6
Nitrit-N mg/l 0,1 0,1 0,0 1,0
Nitrat-N mg/l 3,6 4,1 0,0 30,0
Sauerstoff mg/l 11,1 2,1 4,0 17,5
BSB5 mg/l 2,7 1,8 0,1 11,0
  • Krebse benötigen eine gute bis mittlere Wasserqualität, mit nur geringer organischer Belastung. Steinkrebse haben noch höhere Ansprüche an das Gewässer, als Edelkrebse. Einige chemische Richtwerte zeigt die Tabelle.
  • Krebse sind auf eine reiche Strukturierung insbesondere des Uferbereichs mit Höhlen, Buchten und Überhängen als Verstecke angewiesen.
  • Krebse bevorzugen Gewässergrund mit Kies, Steinen und Wurzeln. Mit Faulschlamm belastete Gewässer sind ungeeignet.
  • Krebse können durch einen übermäßigen Bestand an nachtaktiven Raubfischen wie zum Beispiel dem Aal dezimiert werden.
  • Die Erwärmung der Gewässer in Folge des Klimawandels hat besonders auf den Steinkrebs negative Auswirkungen.
  • Die Hauptgefahr der ursprünglich in Bayern heimischen Krebsarten ist allerdings die "Krebspest", eine infektiöse Pilzerkrankung, die durch invasive Krebsarten übertragen wird.

Aufzuchtprogramm zur Unterstützung heimischer Krebsbestände

An der Dienststelle Wielenbach des LfU erfolgt seit einigen Jahren ein Aufzuchtprogramm zur Unterstützung heimischer Krebsbestände. Dabei ist es gelungen, Steinkrebse und Edelkrebse in Teichen erfolgreich zu vermehren. Nach bereits mehreren erfolgreichen Stützungsaktionen für Edelkrebse konnten nun erstmals auch nachgezüchtete junge Steinkrebse in einen naturnahen Bach in Oberbayern ausgesetzt werden, um den dortigen Bestand zu stärken.

Invasive Krebsarten

Neben den ursprünglich heimischen Krebsen kommen in Bayern einige eingeschleppte invasive Krebsarten (Galizierkrebs, Kamberkrebs, Signalkrebs, Roter Amerikanischer Sumpfkrebs) vor, welche durch Konkurrenz und als Krankheitsüberträger die Bestände der einheimischen Arten massiv bedrohen. Ihr Besatz in natürlichen Gewässern ist strikt verboten.

Zur Unterscheidung der Krebsarten wird ein Bestimmungsschlüssel herangezogen.

Krebse sind Gegenstand des Fischereirechts, beispielsweise darf der Fang nur vom Fischereiberechtigten nach den gültigen Rechtsvorschriften ausgeübt werden.

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