Fische
Anhand der Artenzusammensetzung und dem Vorhandensein bestimmter Leitarten können wir die Gewässer in verschiedene fischbiologische Regionen bzw. Gewässertypen unterscheiden. Im Fließgewässer ist die Abfolge von Forellen-, Äschen-, Barben- und Brachsenregion mit jeweils charakteristischen Lebensraummerkmalen in Bayern typisch, bei den Seen können wir den Saiblingssee von den Typen des Seeforellensees, des Zandersees oder des Hecht-Schleiesees unterscheiden. Nach ihren ökologischen Charakteristika können wir die Fische zusätzlich in unterschiedliche Gruppen (Gilden) einteilen, die zugleich Auskunft über ihre Anforderungen an den Lebensraum geben. Wir unterscheiden u. a. strömungsliebende Arten und solche, die das Stillwasser bevorzugen, standorttreue und wandernde Arten, Kieslaicher und Krautlaicher oder etwa bodenlebende Fische und solche, die das freie Wasser bevorzugen, Raubfische, Alles- oder Pflanzenfresser.
Über die bei uns natürlich vorkommenden Fische hinaus sind zahlreiche Arten durch künstliche Einfuhr, Besatz oder unbeabsichtigte Auswilderung in die Gewässer geraten und haben dort reproduzierende Bestände gebildet. Teilweise können sie durch Konkurrenz, Raubdruck oder Krankheitsübertragung die heimischen Lebensgemeinschaften beeinträchtigen.
Aus der Vielfalt der Lebensansprüche der Fische resultieren deren unterschiedlichen Verteilungsmuster sowie auch die Gefährdungsstufen, wie sie in den Roten Listen dokumentiert sind.
Da die Arten obligat an das Medium Wasser gebunden sind, unterliegen sie in besonders zwingender Weise allen Einflüssen der Wasserbeschaffenheit, des Strömungs- und Abflussgeschehens sowie den Bedingungen der Struktur und Habitatausstattung der Gewässer. Hinzu kommen vielfältige Einflüsse aus dem Gewässerumland, aus der Gewässernutzung und von verschiedenen Organismen von außen.
Die Ergründung der Auswirkungen von Umweltveränderungen an den Gewässern auf die Arten und Lebensgemeinschaften ist Teil der Aufgaben der Gewässerökologie. Durch die Untersuchung der Fischbestände können beispielsweise an der Artenverteilung, der Dichte und der Populationsstruktur Defizite an den Gewässern erkannt werden.
Die Gefährdungsfaktoren für Fische betreffen heute kaum mehr die Wasserqualität, die durch fortgeschrittene Abwasserentsorgung wesentlich verbessert werden konnte. Vielmehr sind im Vordergrund die strukturellen Veränderungen der Gewässer, die Eingriffe in das Strömungs- und Abflussgeschehen sowie die Veränderung der Substratsituation durch gestörte Geschiebedynamik und Erosionsbelastung aus landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie die Durchgängigkeit der Gewässersysteme.
Ein wesentlicher Faktor für den Bestand von Fischarten ist die freie Durchwanderbarkeit der Gewässer für Fische und andere Organismen. Diese Wanderbewegungen können je nach Fischart Dimensionen von wenigen Metern bis zu hunderten von Kilometern annehmen und erfüllen dabei viele biologische Funktion. Einige besonders wichtige davon sind die Wanderung zu den Laichplätzen, die Kompensation der Verdriftung und die Erhaltung der genetischen Variabilität der Populationen. Unter experimentellen Bedingungen wurden am LfU wichtige physikalische Faktoren von Wanderhindernissen und ihre Wirkung auf verschiedene Fischarten untersucht. An einem verbauten Bach in der Natur wurden die Ergebnisse verifiziert und Methoden zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit für Fische modellhaft angewandt.