Station 4: Innenhof mit Obstwiese
Der mittlere Innenhof unterscheidet sich spürbar von den anderen Außenanlagen ums Gebäude mit seiner eher gartenhofartigen, stärker architekturbetonten Gestaltung. Anknüpfungspunkt war die Bibliothek: ihr sollte ein arkadisch anmutender Gartenraum zugeordnet werden, in dem der Aufenthaltscharakter in einem ruhigen Rahmen betont wird – erinnernd an die lange Liaison von Wissenschaft, Literatur und Garten.
Visuell bestimmend ist der ca. 100m lange Wasserkanal für die Regenwasserbewirtschaftung. An zwei Stellen wird aus seitlich angelagerten Überlaufbecken das Wasser von den Dachflächen eingeleitet. Durch seine innere Gestaltung mit Granitschotter-befüllten Gabionen besitzt er eine große innere Oberfläche und damit gute Voraussetzungen zur Entwicklung eines ökologisch stabilen Kleingewässers. Durch Exposition und Länge entwickelt er ein reizvolles, visuell erlebbares Eigenleben: Der reflektierende Wasserspiegel, die kräuselnde Bewegung auf der Wasseroberfläche an Sommertagen bei leichtem Wind, die regelrechte Wellenbildung bei starkem Westwind. An der östlichen Stirnseite verzahnt er sich mit einem abgetreppten Ende mit dem Hof vor der Bibliothek. An der Westseite befindet sich ein Überlauf zu den sich anschließenden Sickermulden, hier einem kleinen Labyrinth von flachen Mulden zwischen Weiden-, Sanddorn- und Vogelbeergebüsch, eingebettet in die umliegende landschaftliche Wiese.
Diese obstbaumbestandene Wiese umgibt das Wasserbecken auf beiden Seiten, erzeugt das Bild einer Streuobstwiese aus der Kulturlandschaft. Als Apfelsorten wurden alte regionaltypische Sorten ausgewählt, deren Entwicklung teilweise hinter den Erwartungen zurückbleibt, was wohl teils am mageren und zugigen Standort, teils an den Sorten selber liegt.
Der angelegte Wiesentyp orientiert sich an der vegetationskundlichen Formation einer Salbei-Glatthaferwiese, die Flächengröße beträgt ca. 1.800m2. Der Bodenaufbau erfolgte in Anlehnung an eine für die Region typische Pararendzina: auf den kiesigen Baugrund wurden 40 bis 50cm Rotlage zum Profilausgleich aufgetragen, darauf 10cm zuvor auf dem Gelände abgeschobener, unbelasteter Oberboden angedeckt. Im Mai 1999 wurde die Wiese mit zugekauftem autochthonem Saatgut aus süddeutscher Herkunft (Raum Oberschwaben/Bodensee) mit einer Menge von 2,5g/m2 Saatgut angesät. Die Bodenverhältnisse sind als mäßig mager und frisch einzuschätzen, ein wesentlicher Einfluss auf die Standortbedingungen der Vegetation geht von der wechselsonnigen Belichtung durch den Gebäude-Schlagschatten aus, dies ist an der Artenverteilung insbesondere während der Hauptblütezeit im Mai/Juni deutlich zu erkennen. Beschattungseinflüsse durch Gehölze sind noch gering.
Dem Vorbild entsprechend wird die Wiese von Beginn an zweimal jährlich gemäht. Das Mähgut wird nach kurzer Liegedauer von zwei bis drei Tagen abgeräumt, um die Nährstoffgehalte niedrig zu halten. Eine Nährstoffanreicherung oder gar Düngung wird bewusst vermieden, dies würde nur zu einer unerwünschten Abnahme der Artenvielfalt und zu einer Zunahme des Gräseranteils in den Wiesen führen.
Der erste Mähtermin liegt frühestens Mitte, meist erst Ende Juni. Dies ist etwas später als üblich, damit kann aber die ganze Margeriten- und Salbeiblüte und auch die einiger anderer Arten erlebt werden. Der Schnitt erfolgt, bevor die Hochsommerblüher sich entfalten. Zum zweiten Mal gemäht wird ab Ende September bis Ende Oktober, nachdem weitgehend alle Arten abgeblüht sind und sich versamt haben. Durch diesen späten Mähtermin findet bis zum Ende der Vegetationsperiode kaum noch großer Zuwachs statt, so dass die Wiesen relativ kurz geschnitten in den Winter gehen und immer etliche offene Stellen bleiben, auf denen zum Frühjahr hin sich neue Kräuter ansiedeln können.