Physik in Böden
Wie speichern und leiten Böden Flüssigkeiten, Gase und Wärme? Das steuern vor allem die physikalischen Merkmale von Böden. Wichtige Merkmale sind die Poren, Korngrößen, Bodenarten und das Gefüge.
Bodenphysik in der Praxis
Die physikalischen Merkmale von Böden geben in der Praxis Antworten auf vielfältige Fragen:
- Wie schnell führt das Befahren von Böden zu deren Verdichtung?
- Eignen sich Böden für den Anbau von bestimmten Pflanzen?
- Wie anfällig sind Böden für die Erosion durch Wasser und Wind?
- Sind Böden für ein Bauvorhaben standfest genug?
- Welchen Beitrag leisten Böden als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf durch die Infiltrationsrate?
Poren
Böden sind von Poren durchzogen, die Flüssigkeiten und Gase transportieren. Meistens sind die Poren mit Sickerwasser, Bodenlösung oder Luft gefüllt. Welches Porensystem sich entwickelt, hängt stark von der Bodenmatrix ab.
Bodenmatrix. Wasser. Luft.
Bodenmatrix nennen Bodenkundlerinnen und Bodenkundler die festen Bestandteile der mineralischen und organischen Bodensubstanz.
Deren Zusammensetzung bestimmt, wie viel Wasser und Luft der Boden potenziell aufnehmen könnte. Wie viel der Boden aktuell aufgenommen hat, hängt von Vegetation, Witterung und hydrologischen Verhältnissen an einem Standort ab.
Wo und wie bewegt sich Wasser?
Wasser ist an fast allen Prozessen der Bodenbildung beteiligt. Darum untersuchen Bodenkundlerinnen und Bodenkundler, wo und wie sich Wasser in Böden bewegt. Zum Beispiel ist Wasser in den weiten und engen Grobporen (≥ 0,01 Millimeter) frei beweglich. In den weiten versickert Wasser besonders schnell. Dagegen bleibt Wasser in den engen Grobporen länger für Pflanzen verfügbar.
Die Bindung zwischen Wasser und Bodenmatrix nimmt von den Mittelporen (≥ 0,0002 bis < 0,01 Millimeter) bis zu den Feinporen (< 0,0002 Millimeter) stark zu. In den Feinporen ist das Wasser nicht mehr für Pflanzen verfügbar (Totwasser).
Wasser- und Lufthaushalt von Böden
Bodenkundlerinnen und Bodenkundler beschreiben den Wasser- und Lufthaushalt von Böden meistens mit drei Kennwerten:
- Die Luftkapazität (LK) ist ein Maß für die Versorgung der Pflanzenwurzeln mit Sauerstoff und gibt den Luftgehalt eines Bodens bei Feldkapazität an.
LK = weite Grobporen - Als Feldkapazität (FK) wird die gesamte Wassermenge bezeichnet, die ein Boden maximal gegen die Schwerkraft halten kann.
FK = enge Grobporen + Mittelporen + Feinporen - Nur das Wasser der Nutzbaren Feldkapazität (nFK) ist bei Feldkapazität für Pflanzen verfügbar. In den Feinporen ist das Wasser nicht mehr für Pflanzen verfügbar (Totwasser).
nFK = enge Grobporen + Mittelporen
Korngrößen
Grob oder fein? Bodenkundlerinnen und Bodenkundler bestimmen dafür die Korngrößen der mineralischen Bodensubstanz. Grobboden (oder Skelett) besteht zum Beispiel aus Kiesen oder Steinen ≥ 2 Millimeter. Sand, Schluff und Ton sind < 2 Millimeter und gehören zum Feinboden.
Korngröße in Fraktionen
Bodenkundlerinnen und Bodenkundler unterteilen die Korngrößen weiter in Fraktionen wie Grobkies, Feinsand oder Mittelschluff.
Bodenarten
Meistens sind die Korngrößen in Böden gemischt. Mit der Bodenart geben Bodenkundlerinnen und Bodenkundler an, aus welchen Korngrößen der Feinboden besteht.
Korngrößen machen Chemie
Auf den Einzelkörnern der mineralischen Bodensubstanz finden viele chemische Reaktionen statt. Denn: die Oberfläche der Einzelkörner ist über die Poren der Böden mit dem Wasser- und Lufthaushalt verbunden. In einer definierten Menge Boden ist die innere, reaktive Oberfläche umso größer, je feiner die Korngrößen sind.
Korngrößen geben Eigenschaften
Wie stark sind die Eigenschaften von Böden ausgeprägt? Das Schema vergleicht dazu Böden mit hohem Tongehalt und Sandgehalt. Zum Beispiel sind sandige Böden besser durchlüftet sind als tonige. Denn: Sand ist gröber als Ton und bildet mehr Grobporen. Dafür halten tonigere Böden Wasser länger und verfügen über mehr Nährstoffe für Pflanzen.
Bodenarten
Aus welchen Korngrößen besteht der Feinboden? Das geben Bodenkundlerinnen und Bodenkundler mit den Bodenarten an. Die Bodenarten-Hauptgruppen heißen Sande, Schluffe, Tone nach den Korngrößen und Lehme.
Lehme
Das sind gemischte Bodenarten aus Sand, Schluff und Ton. Alle drei Korngrößen sind in Lehmen erkennbar und fühlbar.
Bodenarten im Dreieck
Die Bodenkundliche Kartieranleitung veranschaulicht alle Bodenarten in einem Korngrößendreieck. Die Spitzen des Dreiecks stehen für die Korngrößen Sand, Schluff und Ton.
Fingerprobe
Im Gelände bestimmen Bodenkundlerinnen und Bodenkundler die Bodenart mit der Fingerprobe. Dazu wird die schwach befeuchtete Bodensubstanz zwischen Daumen und Zeigefinger gerieben und geknetet. Mit Erfahrung und den Vorgaben der Bodenkundlichen Kartieranleitung lassen sich so Körnigkeit, Bindigkeit und Formbarkeit feststellen.
Gefüge
Wie fügt sich die Bodenmatrix räumlich zusammen? Das beschreiben Bodenkundlerinnen und Bodenkundler mit dem Gefüge. Grundgefüge haben noch keine Aggregate gebildet. Erst wenn Böden quellen und schrumpfen oder das Bodenleben aktiv ist, entstehen Aggregatgefüge.
Faustregel
Je gröber und/oder dichter das Gefüge, desto ungünstiger sind die Eigenschaften von Böden.
Grundgefüge | Prozesse der Grundgefügebildung |
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Einzelkorngefüge | Bodenmatrix ist locker und leicht lösbar. Typisch für Sandböden. |
Kittgefüge | Bodenmatrix ist zum Beispiel durch Eisen verkittet. Es können sich Horizonte mit Konkretionen aus Eisen oder Raseneisenstein bilden. |
Kohärentgefüge | Bodenmatrix bildet eine ungegliederte Masse. Wassermenisken in den Poren halten die Bodenmatrix zusammen. Kohärentgefüge sind stark von der Bodenfeuchte abhängig. |
Aggregatgefüge | Prozesse der Grundgefügebildung |
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Krümelgefüge | Meistens aus rundlichen Aggregaten mit rauer Oberfläche, die durch Durchwurzelung und Bodenleben entstehen. Typisch für humose Oberbodenhorizonte (Beispiel: Ah). |
Subpolyedergefüge | Aus Aggregaten mit stumpfen Kanten und rauen Oberflächen, die zum Beispiel durch Quellung und Schrumpfung oder Bodenleben entstehen. Typisch für verbraunte, mineralische Unterbodenhorizonte (Beispiel: Bv). |
Polyedergefüge | Überwiegend aus Aggregaten mit scharfen Kanten und glatten Oberflächen. Typisch für tonreiche Bodentypen wie Pelosole oder tonangereicherte, mineralische Unterbodenhorizonte (Beispiel: Bt). |