Aktuelle Situation des Grund- und Trinkwassers im Raum Gendorf
Bayernweit wurden Untersuchungen zu per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) durchgeführt. Bereits zu Beginn des Untersuchungsprogrammes im Raum Gendorf wurden erhöhte Werte für PFOA in Grund- und Trinkwasserproben nachgewiesen. Im Rohwasser einer Trinkwasserversorgung (Brunnen bei Alzgern der Inn-Salzach-Gruppe) kam es zu geringfügigen Überschreitungen des damals von der Trinkwasserkommission am Umweltbundesamt festgesetzten lebenslang duldbaren gesundheitlichen Leitwertes von 0,3 µg/l. Die betroffene Trinkwasserversorgung errichtete daraufhin 2009 mit finanzieller Beteiligung des Chemieparks Gendorf (CPG) sowie des Landkreises Altötting erfolgreich eine Aktivkohlefiltration zur Entfernung der PFOA. Durch die Aufbereitung mit Aktivkohle liegen die PFOA-Konzentrationen im Trinkwasser dieser Trinkwasserversorgung unter der Nachweisgrenze von 0,001 µg/l.
Eine neue Grundlage für die Gefährdungsabschätzung resultierte aus der Neubewertung von PFOA durch die Trinkwasserkommission am Umweltbundesamt (September 2016). Diese senkte den Trinkwasserleitwert für PFOA von 0,3 auf 0,1 µg/l ab.
Auf Grundlage einer noch vorläufigen Gefährdungsabschätzung durch das vom CPG beauftragte Gutachterbüro wurde im Sommer 2016 festgestellt, dass im Einzugsgebiet der Trinkwasserbrunnen im Öttinger Forst in den nächsten Jahren mit steigenden PFOA-Konzentrationen in Grund- und Trinkwasser gerechnet werden muss. Die höchsten Konzentrationen werden nach derzeit vorliegender Modellrechnung in etwa 15 Jahren erreicht, eine signifikante Abnahme der PFOA-Konzentrationen wird nicht vor 2050 erwartet.
Die PFOA-Belastung im Boden und Grundwasser ist auf drei Eintragspfade zurückzuführen:
- Einleitung von PFOA-haltigem Abwasser aus der betrieblichen Kläranlage in die Alz und nachfolgend im Abstrom partielle Versickerung aus der Alz in den Grundwasserleiter (Exfiltration) mit linienhaft weitreichender Wirkung. Auf diesen historischen PFOA-Eintragspfad ist die Grundwasserbelastung östlich der Alz im Wesentlichen zurückzuführen.
- Lokale Einträge von PFOA auf dem Gelände des CPG in den Untergrund durch Leckagen an unterirdischen Abwasserkanälen, Lagerung PFOA-haltiger Stoffe oder Zwischenprodukte, störungsbedingte Stofffreisetzungen sowie konzentrierte Versickerung von Niederschlagswasser (Werksgelände, Deponien). Aus den Lokalquellen resultierende Grundwasserbelastungen reichen im Grundwasserabstrom weit über das Werksgelände des CPG hinaus.
- Großräumiger diffuser Eintrag über Luftdeposition in die ungesättigte Bodenzone und im weiteren Verlauf in das Grundwasser. Dieser historische Eintragspfad stellt außerhalb des CPG eine relevante Quelle für PFOA-Gehalte im Boden dar. Dies betrifft insbesondere die Einzugsgebiete der Trinkwassergewinnungen im Öttinger Forst.
Wesentliche Ergebnisse der bisher durchgeführten Grundwasseruntersuchungen im Bereich Gendorf :
- Die höchsten PFOA-Konzentrationen im Grundwasser treten im Bereich des CPG auf.
- Im Öttinger Forst nehmen die PFOA-Konzentrationen im Boden und bedingt durch den Sickerwassereintrag auch im Grundwasser mit zunehmender Entfernung vom Anlagenstandort auf dem Werksgelände ab.
- Im Bereich des Öttinger Forstes nimmt die PFOA-Konzentration im Grundwasser mit zunehmender Tiefe stark ab. Dies legt einen Eintrag über das Sickerwasser aus den oberen Bodenhorizonten nahe. Aus den Messwerten im Grundwasser lässt sich keine eindeutige Tendenz der PFOA-Konzentrationen im Grundwasser ableiten. In den Trinkwasserbrunnen ist ein ansteigender Trend zu erkennen. In den Trinkwasserbrunnen wird die Maximalkonzentration im Grundwasser nach derzeit vorliegender Modellrechnung in etwa 15 Jahren prognostiziert, eine signifikante Abnahme der PFOA-Konzentrationen wird nicht vor 2050 erwartet.
- Im Daxenthaler Forst zeigt sich bei der langzeitigen Entwicklung eine deutlich abnehmende Tendenz der PFOA-Konzentrationen im Grundwasser, da die Belastungen in Richtung Salzach/Inn abströmen und unbelastetes bzw. gering belastetes Grundwasser nachströmt. Die PFOA-Menge im Grundwasser (gesättigte Zone) wird vom Gutachter auf 1,1 Tonnen im Bereich westlich der Alz (Eintrag vor allem über Luftdeposition) sowie 1,8 Tonnen im Daxenthaler Forst (Eintrag vor allem über Zustrom von Wasser der Alz in das Grundwasser (Exfiltration)) geschätzt.