Trinkwasserverteilung
In Bayern sind zurzeit ca. 115.000km Trinkwasserleitungen verlegt. Da aufgrund eines derzeitigen Anschlussgrades von rd. 99,3% nur noch eine begrenzte Erweiterung des Leitungsnetzes zu erwarten ist, stellt nun die Erhaltung und Sanierung der bestehenden Versorgungsleitungen eine zentrale Aufgabe der Wasserversorgungsunternehmen dar. In diesem Zusammenhang nehmen Zustandsbewertungen der Rohrnetze (Rohrnetz- und Schadensanalyse), Instandhaltungsstrategien und Sanierungsverfahren zukünftig eine hohe Priorität ein.
Die Investitionen für das Rohrnetz liegen im Bundesdurchschnitt bei 60% der Gesamtinvestitionen der öffentlichen Trinkwasserversorgung (Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW), Stand: März 2022), d.h. die Versorgungsnetze nehmen den größten Anteil am Anlagevermögen der Wasserversorgung ein. Für die Erhaltung des Bestandes der vorhandenen Trinkwasserinfrastruktur ist deshalb auch in Bayern mit einem sehr hohen Investitionsvolumen zu rechnen.
Für die technische Substanzerhaltung des Rohrleitungsnetzes wird nach Untersuchungen des Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) eine Mindestnetzerneuerungsrate (Leitungserneuerung pro Jahr in %) in Höhe von rd. 1,0% bis 1,5% als technisch und wirtschaftlich sinnvoll erachtet. Gemäß der Effizienz- und Qualitätsuntersuchung der kommunalen Wasserversorgung in Bayern (EffWB) liegt die Netzerneuerungsrate in Bayern bereits länger unter 1,0%. Hier besteht Handlungsbedarf für die Kommunen.
Eine Unterstützung erhalten die Städte und Gemeinden mit der Informationsinitiative "Schau auf die Rohre". In dieser gemeinsamen Aktion der kommunalen Spitzenverbände, der Fachverbände der Wasserwirtschaft und der Wasserwirtschaftsverwaltung wird den Kommunen und Anlagenbetreibern vielfältige Unterstützung bei der Instandhaltung ihrer Kanalnetze geboten. In einem eigenen Web-Bereich gibt es Fachinformationen zur Planung und Umsetzung von Prüf- und Baumaßnahmen bis hin zur Kommunikation mit der Bevölkerung. Detailliert ausgearbeitete Praxisbeispiele – von großen Netzbetreibern bis zu kleinen Kommunen – präsentieren unterschiedliche Möglichkeiten und Maßnahmen zur Instandhaltung der Netze und forcieren den Austausch von vorhandenem Wissen und Erfahrungen. Auch das Thema Fachkräftenachwuchs wird in der Initiative aufgegriffen, um einerseits Wasserversorger bei der Fachkräfteakquise zu unterstützen und andererseits junge Menschen für eine Karriere in den umwelttechnischen Berufen zu informieren und zu begeistern. Gleichzeitig werden die Kommunen beispielsweise durch Broschüren, Plakate und Videos zur Information ihrer Bürgerinnen und Bürger unterstützt. Zum fachlichen Austausch unter Kommunen und Anlagenbetreibern sowie zur Information der Bürgerinnen und Bürger vor Ort wurden "Aktionstage" in allen bayerischen Regierungsbezirken durchgeführt. Zudem steht ein für eigene Bürgerinformationsveranstaltungen konzipierter Leitfaden zur Verfügung.
Bei den Wasserverlusten weist Bayern mit rd. 10,3% (Quelle: Umweltstatistik Bayern 2019) im internationalen Vergleich einen niedrigen Wert auf (zum Beispiel liegen die Wasserverluste in Frankreich, England und Italien über 20%), der bundesweite Durchschnitt liegt bei 8,8% (2019). Der Wasserverlust bildet neben den Schadensraten einen Indikator für den Netzzustand. Auch vor dem Hintergrund der negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die zur Verfügung stehenden Wasserressourcen ist die Verringerung von zu hohen Wasserverlusten wichtiger denn je. Daher gilt es sowohl für die Wasserversorger als auch die Wasserwirtschaftsverwaltung – im Zuge der wasserrechtlichen Begutachtung – Wasserverlusten nachzugehen.