Witterung im regionalen Überblick

Bayern erlebte im Jahr 2022 das wärmste Jahr in der 142-jährigen Beobachtungsreihe und mit dem zwölften zu warmen Jahr in Folge setzte sich der Erwärmungstrend fort. So betrug die Jahresmitteltemperatur 2022 für Bayern 9,9°C und lag um 2,1 Grad über dem 30-jährigen Mittel der Jahre 1971 bis 2000. Der Jahresniederschlag 2022 summierte sich für Bayern auf 819mm und lag um 13% unter dem langjährigen Referenzwert (Mittel 1971 bis 2000). In den letzten 12 Jahren hatten nur 2021 und 2017 eine überdurchschnittliche Jahresniederschlagssumme und waren somit die Ausnahme.

Die Kombination aus sehr hohen Lufttemperaturen, daraus resultierender erhöhter Verdunstung und einem Niederschlagsdefizit wirkt sich stark auf den Wasserhaushalt aus und erschwert die Grundwasserneubildung. Das Thermopluviogramm (Abbildung 1) verdeutlicht die Ausnahmestellung des markant zu warmen und zu trockenen Jahres 2022 und zeigt die Häufung deutlich zu warmer und zu trockener Jahre in den letzten 20 Jahren. Diese Extremjahre 2022, 2018, 2015, 2014 und 2003 sind im nachfolgenden Diagramm mit roter Farbe hervorgehoben.

In dem kartesischen Koordinatensystem ist auf der horizontalen Achse die Abweichung der Jahresmitteltemperaturen vom langjährigen Mittel 1971 bis 2000 in Grad aufgetragen. Die vertikale Achse gibt die prozentuale Abweichung des Jahresniederschlages vom langjährigen Mittel 1971 bis 2000 an. Die im ersten Quadranten eingetragenen Punkte zeigen die Jahre, die zugleich zu nass und zu warm ausfielen. Im zweiten Quadranten finden sich die zu nassen und zu kalten Jahre. Der dritte Quadrant enthält die zu trockenen und zu kalten Jahre. Der vierte Quadrant, rechts unten im Koordinatensystem gelegen, verdient besondere Aufmerksamkeit. Dort sind die zu trockenen und zu warmen Jahre zu finden. Viele der zu trockenen und deutlich zu warmen Jahre fallen in die letzten 20 Jahre, darunter die extremen Jahre 2022, 2018, 2015, 2014 und 2003.Abbildung 1: Thermopluviogramm für Bayern aus Datenreihen von 1961 bis 2022: Prozentuale Abweichung der Niederschlagssumme des Kalenderjahres vom Mittel 1971 bis 2000 sowie Abweichung des Lufttemperaturmittels vom Mittel 1971 bis 2000 [K], rechts unten (IV. Quadrant des Koordinatensystems) sind die deutlich zu warmen und zu trockenen Jahre mit roten Markierungen hervorgehoben, extreme Jahre sind mit eingeklammerten Jahreszahlen versehen (Datenquelle: Deutscher Wetterdienst, Datenaufbereitung LfU, Referat 86)

Im Witterungsverlauf des Jahres 2022 traten folgende bemerkenswerte Ereignisse auf:

  • Anfang Januar lösten kräftige nordbayerische Dauerregenfälle ein Hochwasser aus. Am 22.01. wurden im Berchtesgadener Land heftige Schneefälle registriert (um 50cm Neuschnee).
  • Der Februar startete mit kräftigen alpinen Schneefällen und einem kleinen Hochwasser nördlich der Donau. In der zweiten Monatshälfte führte Schneeschmelze und Regen zu einem weiteren Hochwasser an den nördlichen und östlichen Mittelgebirgslagen. Die drei aufeinanderfolgen Sturmtiefdruckgebiete Ylenia, Zeynep und Antonia verursachten Stromausfälle, Verkehrsbehinderungen und Schulschließungen.
  • Januar und Februar waren in Nordbayern deutlich zu warm.
  • Langanhaltende Hochdrucklagen ließen den März markant zu sonnig und deutlich zu trocken ausfallen (Waldbrände im Raum Füssen). Mitte März färbte ein massives Saharastaub-Ereignis die Schneeflächen orange-rot.
  • Anfang April (08.04.) fiel im nördlichen Schwaben und westlichen Franken stärkerer Niederschlag, der dort ein kleineres Hochwasser auslöste. Starker Nassschnee verursachte im Landkreis Miltenberg Straßensperrungen und Stromausfälle.
  • Im Mai wurde der erste heiße Tag des Jahres registriert (20.05.), die klassische Kälteperiode zu den Eisheiligen fehlte und der Monat wurde deutlich zu warm. Kräftige Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen traten am 05.05. sowie in der zweiten Monatshälfte auf und dabei wurden vielfach Straßen überflutet.
  • Der Juni 2022 war der drittwärmste Juni der 142-jährigen Beobachtungsreihe, hinter 2003 und 2019. Flächiger gewittriger Starkregen, teils mit Hageldecken, umgestürzten Bäumen und lokalen Sturzfluten, trat am 05. (Pfingstmontag), 20., 27. und 30. auf.
  • Im Juli entstand bei häufigen Hochdrucklagen eine deutlich zu trockene und deutlich zu warme Witterung. Zum Teil fielen Gewässerstrecken trocken und die Kanuslalom-Weltmeisterschaften am Augsburger Eiskanal benötigten ein Wassermanagement.
  • Der August war der fünftwärmste August in der 142-jährigen Beobachtungsreihe. Die Niederschlagsspannweite reichte von 5mm als Monatsniederschlag bei einzelnen unterfränkischen Stationen bis über 110mm als unwetterartiger Tagesniederschlag am 19.08. im Allgäu, der in Schwaben ein kleines Hochwasser auslöste.
  • Nach dem deutlich zu warmen Sommer – alle Monate von Mai bis August fielen deutlich zu warm aus – verlor der Südliche Schneeferner auf der Zugspitze seinen Gletscherstatus.
  • Der zu nasse September unterbrach die monatelange deutlich zu trockene Witterung und der erste Schnee fiel im höheren Bergland.
  • Der Sommer wollte nicht zu Ende gehen und so wurde bei einzelnen Stationen am 29.10. nochmal ein Sommertag registriert. Insgesamt war es der wärmste Oktober in der 142-jährigen Beobachtungsreihe.
  • Der November fiel zwar deutlich zu warm aus, aber im letzten Monatsdrittel verzeichneten auch die tiefen Lagen den ersten Schnee- und Eistag.
  • Ab dem 22. Dezember waren die tiefen Lagen Bayerns schneefrei und vielerorts wurden grüne Weihnachten bei zweistelligen Höchsttemperaturen gefeiert. Schneeschmelze und aufeinanderfolgende Regenfälle verursachten in Ostbayern und Franken ein kleineres Hochwasser. An Silvester herrschte Warmluft und einzelne Stationen registrierten 20°C.
Säulendiagramm der zu warmen und zu kalten Monate für das Gebiet Nord- und Südbayern im Zeitraum Januar bis Dezember 2022. Nur der September fiel bayernweit zu kalt aus, in Nordbayern zusätzlich noch der April. Alle restlichen Monate blieben statistisch zu warm. Nordbayern verzeichnete sogar acht deutlich zu warme Monate, die um mehr als zwei Grad über dem Mittel lagen. Südbayern brachte es auf sieben deutlich zu warme Monate. Abbildung 2: Lufttemperaturverhältnisse in Bayern (Abweichung der Monatsmittel vom Mittelwert der Periode 1971 bis 2000)

Im langjährigen Vergleich (Mittel 1971 bis 2000) fiel nur der September 2022 bayernweit zu kalt aus, in Nordbayern zusätzlich noch der April. Alle restlichen Monate waren statistisch zu warm und die Mehrzahl übertraf das Monatsmittel um mehr als 2 Grad. Damit verzeichnete Nordbayern acht deutlich zu warme Monate (Januar, Februar, Mai bis August, Oktober und November) und Südbayern sieben deutlich zu warme Monate (Februar, Mai bis August, Oktober und November).

Säulendiagramm der zu nassen und zu trockenen Monate für das Gebiet Nord- und Südbayern im Zeitraum Januar bis Dezember 2022. Dabei werden die monatlichen Abweichungen von der mittleren Monatsniederschlagssumme 1971 bis 2000 in Prozent dargestellt. In Nordbayern waren acht der zwölf Monate zu trocken und nur Januar, Februar, April und September zu nass. Südbayern verzeichnete zehn zu trockene Monate sowie einen zu nassen September und Oktober. Herausragende Monate waren der bayernweit deutlich zu nasse März sowie Juli und der markant zu nasse nordbayerische September. Abbildung 3: Niederschlagsverhältnisse in Bayern (Abweichung der Monatssummen vom Mittelwert der Periode 1971 bis 2000)

In Südbayern blieben zehn Monate statistisch zu trocken (Januar bis August und November bis Dezember), wobei März und Juli als deutlich zu trockene Monate herausragten. September und Oktober unterbrachen als zu nasse Monate nur kurz das Trockenjahr. Der Jahresniederschlag 2022 erreichte in Südbayern 913mm und lag um 18% unter dem langjährigen Mittelwert (1971 bis 2000).

Der Jahresniederschlag im gesamten Donaueinzugsgebiet (Quelle bis zur Landesgrenze Bayern/Österreich) summierte sich auf 844mm und beträgt damit 85% vom Mittelwert der Reihe 1971 bis 2000.

Nordbayern zeigte eine leicht veränderte Bilanz. So fielen nur acht Monate zu trocken aus, wobei März und Juli jeweils deutlich zu trocken blieben. Zu den vier zu nassen nordbayerischen Monaten gehörten: Januar, Februar, April und der markant zu nasse September. Nordbayern wies im Kalenderjahr 2022 eine Gebietsniederschlagshöhe von 708mm auf und erreichte damit 88% der Referenzperiode 1971 bis 2000 (Maineinzugsgebiet: 672mm, 88% vom Mittel).

Bayern erlebte ein Trockenjahr, da der Jahresniederschlag 2022 nicht den langjährigen Mittelwert 1971 bis 2000 erreichte. Dieses Niederschlagsdefizit zeigten auch alle bayerischen Regierungsbezirke mit leichten regionalen Unterschieden. So fehlte prozentual betrachtet am meisten Niederschlag in Oberbayern – dort wurde das Mittel um 16 Prozent unterschritten. Schwaben und Oberfranken hatten ein Niederschlagsdefizit von 13 Prozent. In Mittelfranken und Oberfranken fehlten 12 Prozent Niederschlag, in der Oberpfalz 11 Prozent und in Niederbayern 8 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Die Bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung betreibt rund 130 automatische Niederschlagsmessstellen (Ombrometerstationen), die in hoher Genauigkeit (+/-0,03mm) und hoher zeitlicher Auflösung (1min) Messwerte liefern. Die nachfolgende Bayernkarte zeigt für exemplarische Stationen die Jahresniederschlagssumme 2022 mit dem Referenzwert aus dem Zeitraum 1971 bis 2000.

Hinweis: als 30-jährige Referenzperiode wurde bewusst der Zeitraum 1971 bis 2000 gewählt, da viele KLIWA-Trenduntersuchungen (Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft) die Veränderungen anhand dieser Basis beurteilen.

Weitere Niederschlagsdaten finden Sie im Internet unter:

Zur Beschreibung der Jahreswitterung werden charakteristische Tage, wie zum Beispiel Eistage, Frosttage, Sommertage, heiße Tage und Niederschlagstage herangezogen. Nachfolgend sind für einige exemplarische Wetterstationen die Kennzahlen des Jahres 2022 zusammengestellt.

Die geringe Anzahl von Eistagen sowie die Vielzahl der Sommertage und heißen Tage prägten das Jahr 2022 und hatten ihren Anteil an dem Rekord "wärmstes Jahr der 142-jährigen Beobachtungsreihe". So gab es vielerorts doppelt so viele Sommertage und drei- bis fünfmal so viele heiße Tage als im langjährigen Mittel. Die Gesamtzahl der Niederschlags- und Schneetage blieb unterdurchschnittlich und belegt das zu trockene sowie schneearme Jahr.

Kalt-/Heißtage

Anzahl der charakteristischen Tage im Jahr 2022 für ausgewählte Wetterstationen (Kalt-/Heißtage) als Gesamtzahl / Prozent vom Mittel 1971 bis 2000
Ort Eistage (max. unter 0°C) Frosttage (min. unter 0°C) Sommertage (max. mindestens 25°C) Heiße Tage (max. mindestens 30°C)
Würzburg 7 / 34 55 / 70 83 / 196 32 / 381
Hof 21 / 50 104 / 86 50 / 245 9 / 474
Augsburg 12 / 43 99 / 101 72 / 205 15 / 283
Regensburg 7 / 24 80 / 82 89 / 198 34 / 430

Niederschlagstage

Anzahl der charakteristischen Tage im Jahr 2022 für ausgewählte Wetterstationen (Niederschlagstage) als Gesamtzahl / Prozent vom Mittel 1971 bis 2000
Ort Tage mit mind. 1mm Niederschlag Tage mit mind. 25mm Niederschlag Tage mit mind. 1cm Schneehöhe
Würzburg 96 / 90 2 / 146 13 / 46
Hof 111 / 87 0 / 0 45 / 58
Augsburg 108 / 89 2 / 63 13 / 28
Regensburg 104 / 94 0 / 0 26 / 51

Teilen