Biologische Gewässerqualität der Seen
Durch die Einführung der Europäischen-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) im Jahr 2000 wurde zur Beurteilung des ökologischen Zustands bzw. Potenzials eines Gewässers ein neuer Bewertungsansatz vereinbart. Er bezieht alle für einen See relevanten Organismengruppen ein. Dafür wurden entsprechende biologische Bewertungsverfahren entwickelt, die in einer fünfstufigen Skala (sehr gut bis schlecht) Auskunft über den Zustand des Gewässers geben. Die schlechteste Komponente gibt dabei den Ausschlag (worst case). Für die wasserrahmenrichtlinien-relevanten Seen werden Phytoplankton, sowie Makrophyten und Phytobenthos (als eine zusammengehörende Komponente) bewertet. Zusätzlich werden noch Makrozoobenthos (nur an den natürlichen Seen des Überblicksmessnetzes) und die Fische an den Seen des Überblicksmessnetzes mit einbezogen. Im Folgenden wird jedoch auf die beiden zuletzt genannten Biokomponenten nicht eingegangen, da die Fischbewertung in der Zuständigkeit des Instituts für Fischerei liegt.
Ökoregion Mittelgebirge
2021 wurde im Rahmen des Monitorings für die Europäische Wasserrahmenrichtlinie in der Ökoregion Mittelgebirge acht Seen biologisch untersucht. Neben dem Phytoplankton, das an der tiefsten Stelle des Sees entnommen wird, wurden auch die Makrophyten und benthischen Algen (Phytobenthos) im Uferbereich kartiert.
Der als erheblich verändert (HMWB) eingestufte Tagebausee Knappensee hatte keine Frühjahrsalgenblüte. Erst im Juni stiegen die Biovolumina der Diatomeen (Centrales; Cyclotella balatonis, C. ocellata) kurzzeitig an (Abbildung 1). Danach dominierte im Sommer die fädige Cyanobakterie (Blaualgen) Planktothrix rubescens, deren Artbestimmung durch die Rotfärbung von Frischproben mit einem Planktonnetz bestätigt ist. Diese Alge ist in tiefen, kalkreichen Seen mit geringer Trophie weitverbreitet und schichtet sich häufig in größere, kühle Wassertiefen ein. Das ausgeprägte Vorkommen im Knappensee ist ungewöhnlich, da dieser Tagebausee bis vor wenigen Jahren noch geogen versauert war (pH-Wert <6) und zudem relativ flach ist (maximal 9m). Der flache Wasserköper wird im Sommer insgesamt stark aufgewärmt und bleibt nur kurz über dem Gewässergrund kühl. Das ökologische Potenzial des Sees nach PP-Typ 7 wird wie im Jahr 2018 als "mäßig" bewertet.
Die Biokomponente Makrophyten und Phytobenthos ergibt im Knappensee insgesamt, wie bereits 2018, ein "mäßiges Potenzial". Die benthischen Diatomeen zeigen an den einzelnen Stellen meist eine etwas bessere Bewertung an (viermal eine "gute" Bewertung der Probestelle, zweimal eine "mäßige" Bewertung), während die Makrophyten noch stärkere Belastung indizieren (viermal "unbefriedigend", zweimal "mäßig), siehe Abbildung 2. An zwei der Stellen beinhaltet der Wasserpflanzenbestand noch Arten, die auf den niedrigen pH-Wert der Vergangenheit (siehe Abbildung 2, "Gewässerqualität Chemie" Navigation links) hinweisen., An den Transekten 3 und 4 führt dies zu einer Abwertung. Im Jahr 2018 war dies noch an drei Stellen der Fall. Die Diatomeen haben bereits auf den höheren pH-Wert reagiert und weisen keine Versauerung mehr nach. Solche Unterschiede zwischen den Teilbewertungssystemen sind in einem Gewässer, das sich in Veränderung befindet, zu erwarten.
In der Gesamtbewertung aller untersuchten biologischen Qualitätselemente wird somit ein mäßiges ökologisches Potenzial nach EG-WRRL ermittelt.
Ökoregion Alpen bzw. Alpenvorland
In den Ökoregionen Alpen bzw. Alpenvorland wurden im Jahr 2021 elf Seen nach den Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie untersucht. Auch hier stehen die Biokomponenten Phytoplankton sowie Makrophyten und Phytobenthos im Fokus. Unter anderem wurden Daten im Riegsee erhoben, auf diesen See wird im Folgenden etwas genauer eingegangen.
Der Riegsee hatte sowohl im Frühjahr als auch im Spätsommer eine artenreiche Algenblüte von Chrysophyceen (Mallomonas caudata, Dinobryon spp.) und Cryptophyceen (Abbildung 3). Im Sommer entwickelten sich mehrere Arten der Dinophyceen und im Spätsommer stellten stattdessen fädige Cyanobakterien (Blaualgen; Dolichospermum planctonicum) etwa ein Drittel der Herbstblüte. Im Mittel des Jahres war das Gesamtbiovolumen des Phytoplanktons höher als in den Jahren zuvor. Nahe dem Seegrund traten Schwefelbakterien auf und der See hatte sauerstofffreie Zonen unterhalb der thermischen Sprungschicht. Der ökologische Zustand des Phytoplanktons im Riegsee wird nach PP-Typ 3 als "mäßig" bewertet, was eine Verschlechterung gegenüber den Vorjahren darstellt.
Die Biokomponente Makrophyten und Phytobenthos wird für den gesamten Riegsee mit "mäßig" bewertet. Die Einstufungen der einzelnen Transekte unterscheiden sich kaum, auch die beiden Teilkomponenten sind zumeist ebenfalls mit der Bewertung "mäßig" im gleichen Bereich. Lediglich an Transekt 2 weisen die Diatomeen einen "guten" ökologischen Zustand auf, an Transekt 5 zeigen die Makrophyten und damit auch die Gesamtbewertung des Transekts eine größere Belastung, nämlich die Klasse "unbefriedigend" auf (siehe Abbildung 4). Eine Besonderheit am Riegsee war im betrachteten Jahr 2021 das Auftreten einer neuen, für den bayerischen Raum noch unbekannten Diatomeenart in geringen Mengen, jedoch deutlich. Bis diese Art genauer bestimmt werden kann, muss nach den Vorgaben der EG-WRRL die Beurteilung der Diatomeengesellschaft in den Transekten 3, 4 und 5 als nicht gesichert dargestellt werden. Im Vergleich zu der vorhergehenden Untersuchung im Jahr 2018 zeigt die Gesamtbeurteilung der Wasserpflanzen und der Kieselalgen ein gleichbleibendes Belastungsniveau.