Elimination von anthropogenen Spurenstoffen auf kommunalen Kläranlagen (Pilotprojekt 4. Reinigungsstufe in Weißenburg)

Anlass

Das gereinigte Abwasser konventioneller kommunaler Kläranlagen enthält eine Restbelastung organischer Verbindungen künstlichen Ursprungs. Solche „anthropogenen Spurenstoffe“ können dann in sehr geringen Konzentrationen in Gewässern nachgewiesen werden. Sie stammen zum Beispiel aus dem Gebrauch von Haushalts- und Industriechemikalien, Wasch- und Reinigungsmitteln oder der Anwendung von Arznei- und Pflanzenschutzmitteln. Wegen ihrer Stabilität werden sie in Kläranlagen nur teilweise abgebaut. Manche dieser Stoffe können Auswirkungen auf Gewässerorganismen oder die Trinkwassergewinnung haben. So entstand die Überlegung, aus Vorsorgegründen insbesondere größere Kläranlagen mit gewässersensiblen Einleitungsverhältnissen mit einer 4. Reinigungsstufe zur Elimination von Spurenstoffen nachzurüsten.

Kurzbeschreibung

Die Stadt Weißenburg in Bayern hat auf ihrer Kläranlage eine 4. Reinigungsstufe errichtet. Verwirklicht wurde eine zweistufige Verfahrenskombination aus Ozonung und Filtration. Der Freistaat Bayern förderte das Pilotprojekt mit 75 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Die Kläranlage Weißenburg leitet in die abflussschwache Schwäbische Rezat ein. Aufgrund dieser sensiblen wasserwirtschaftlichen Situation wurde die Kläranlage als Standort für ein bayerisches Pilotvorhaben ausgewählt. Folgende Ziele wurden verfolgt:

  • Erkenntnisgewinn zu Betrieb, Leistungsfähigkeit und Kosten einer 4. Reinigungsstufe
  • Verbesserung der Gewässerqualität der Schwäbischen Rezat
  • Eliminationsrate von 80% für ausgewählte Indikatorsubstanzen
  • Erfolgskontrolle durch umfangreiches Monitoring (Vorher-Nachher-Vergleich)
  • Positionierung als Umwelt- und Technologiestandort
  • Weitergabe gewonnener Erfahrungen an andere Betreiber und Planer

Von Beginn der Planungen an bis etwa ein Jahr nach der Inbetriebnahme wurde im Rahmen des Vorhabens "Elimination von anthropogenen Spurenstoffen auf kommunalen Kläranlagen" die Errichtung der 4. Reinigungsstufe wissenschaftlich und ingenieurtechnisch begleitet. Weiterhin wurde ein umfangreiches Messprogramm durchgeführt. Nach rund fünf Jahren Projektlaufzeit wurde die Inbetriebnahme im Frühjahr 2019 abgeschlossen und die gewonnenen Erkenntnisse in einem Abschlussbericht zusammengefasst.

Um weitere Erkenntnisse zum Regelbetrieb zu gewinnen sowie zur weiteren energetischen Optimierung der 4. Reinigungsstufe wurde im Anschluss an die Inbetriebnahme vom November 2019 bis Juni 2021 das Folgeprojekt "4. Reinigungsstufe auf der Kläranlage Weißenburg, Erfahrungen im Regelbetrieb" durchgeführt.

Mit dem Vorhaben zur Kläranlage in Weißenburg steht nun ein umfangreich untersuchtes "best practice" Beispiel zur Verfügung, welches für die Konzeption und Planung sowie zum Betrieb weiterer Anlagen zur Spurenstoffelimination wertvolle Erkenntnisse liefert.

Projektbeteiligte

  • Stadt Weißenburg i. Bay. (Bau und Betrieb der 4. Reinigungsstufe)
  • Bayerisches Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz (Projektinitiator, Steuerung)
  • Wasserwirtschaftsamt Ansbach (staatliche Förderung)
  • Ingenieurbüro Dr. Resch + Partner (Planung)
  • Universität der Bundeswehr München, Dr.-Ing. Steinle Ingenieurgesellschaft (Wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens "Elimination von anthropogenen Spurenstoffen auf kommunalen Kläranlagen")
  • Technische Universität München, Weber-Ingenieure GmbH, Ingenieurbüro Dr. Resch + Partner (Wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens "4. Reinigungsstufe auf der Kläranlage Weißenburg, Erfahrungen im Regelbetrieb")
  • Bayerisches Landesamt für Umwelt (Koordination, Begleitendes Untersuchungsprogramm, Analytik)

Weiterführende Informationen und Ergebnisse

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