Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

FABION GbR Naturschutz-Landschaft-Abfallwirtschaft
2024

Abschlussbericht Aktualisierung der Stadtbiotopkartierung Stadt Würzburg

Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Bayerisches Landesamt für Umwelt, 52 Seiten, Augsburg
Landkreise: Würzburg Stadt
Artengruppe:
Gefäßpflanzen
Stichwörter:
Biotopkartierung, Stadtbiotopkartierung, Würzburg, Unterfranken, Botanik, floristische Kartierung
Landkreis(e):
Würzburg Stadt
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt

Zusammenfassung

Die Aktualisierung der Stadtbiotopkartierung in der kreisfreien Stadt Würzburg wurde im Wesentlichen in den Jahren 2020 bis 2022 angefertigt. Einzelne Bereiche wurden wegen des sehr ungünstigen Witterungsverlaufs im Sommer 2022 im Folgejahr 2023 nacherhoben bzw. vervollständigt. Es wurden insgesamt 2.604 Teilflächen mit einer Gesamtfläche von 1.568 ha als Biotop erfasst. Das entspricht 17,9 % des Stadtgebiets. Die Aktualisierung wurde von der Bietergemeinschaft FABION GbR Würzburg und Faust Landschaftsarchitekten Karlstadt durchgeführt unter der Projektleitung von Frau Renate Ullrich FABION GbR und Mitwirkung von Jürgen Faust Faust, Landschaftsarchitekten und Magdalena Fuchs FABION GbR. Als Grundlage diente die vom Landesamt für Umwelt LfU herausgegebene Kartieranleitung Stand: 2020, 2022. Es wurden gemäß der Anleitung die Offenlandanteile des Stadtgebietes bearbeitet. Wälder 0,5 ha waren von der Kartierung ausgenommen, abgesehen von schutzwürdigen Anteilen auf städtischen Grundstücken. Eine Besonderheit war zudem, dass der innerhalb der Stadtgrenzen von Würzburg liegende Anteil des Standortübungsplatzes Veitshöchheim in die Aktualisierung einbezogen wurde. Das FFH-Gebiet Trockenhänge im südlichen Maindreieck wurde nicht überarbeitet, da dieses bereits im Rahmen der FFH-Managementplanung im Jahr 2010 erfasst wurde. Die Kartieranleitung wurde im Hinblick auf die Novellierung des Bayerischen Naturschutzgesetzes BayNatSchG umfangreichen Änderungen unterzogen. Daher lag ein Schwerpunkt bei der Erfassung schutzwürdiger Biotope auf dem mittlerweile gesetzlich geschützten Biotoptyp Flachland-Mähwiesen, das dem FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen entspricht sowie auf Streuobstbestände. Im Vergleich zu den vorangegangenen Kartierungen gab es teils gravierende Veränderungen, die jedoch zum Teil auch den geänderten methodischen Vorgaben geschuldet waren: So konnten insbesondere in steileren Lagen bei der Ersterfassung noch dem Biotoptyp „Streuobstbestand“ zugeordnete Hangzonen z.B. Ober- und Unterdürrbach, Steinbachtal - auch großflächig - nicht mehr aktualisiert werden, da sie zwischenzeitlich infolge von Nutzungsaufgabe in Hangwald, flächiges Gebüsch oder Feldgehölz übergegangen waren. Ebenso konnten einige aufgelassen Kulturbestände aufgrund der mittlerweile sehr weit fortgeschrittenen Verbuschung nicht mehr als solche erfasst werden, sondern wurden je nach Anteil alter Bäume und Dichte des Gebüsches als Gebüsch oder Feldgehölz erfasst. Auch Ausdehnung von Siedlungsbereichen und infrastrukturelle Veränderungen sind z.T. verantwortlich für Biotopverluste und Folgewirkungen in Form von Zerschneidung und Verinselung von Biotopen. Die Gesamtstatistik zeigt keine wesentliche Flächenzunahme nur um 23 ha. Flächenzugewinne gab es bei den verschiedenen Ausprägungen von Extensivgrünland, bei Feldgehölzen und Mesophilen Gebüschen und bei den Biotoptypen Parks, Haine und Grünanlagen mit Baumbestand, Einzelbäume, Baumgruppen, Baumreihen und Alleen innerhalb des Stadtgebietes sowie bei „Wärmeliebenden Ruderalfluren“. Neben den mesophilen Laubwäldern auf städtischen Grundstücken im Südwesten der Stadt als großflächige Biotope mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz, das Stadtklima und die Erholungsnutzung ist auch der Standortübungsplatz Veitshöchheim im nördlichen Stadtgebiet hervorzuheben. Die hohe Biotopdichte mit hohem Anteil an häufig beweidetem Extensivgrünland und Kalkmagerrasenanteilen geht einher mit einem hohen Anteil an seltenen und gefährdeten Pflanzenarten. Bei den Kalkmagerrasen fallen die großflächigen Komplexe westlich angrenzend an das NSG „Bromberg-Rosengarten“ am Heuchelhof und Katzenberg auf, aber auch noch gut ausgestattete Restflächen südlich Würzburg am Pfaffenrain und am Reuschert / Schellengraben. Hervorzuheben sind außerdem die Hänge entlang des Dürrbachtals sowie entlang der Pleichach um Versbach, am Steinbachtal und Pfaffenrain mit Streuobst- und Extensivwiesen mit Vorkommen seltener und gefährdeter Orchideen und weiterer Blütenpflanzen. Als städtische Besonderheiten sollen außerdem der Ringpark um die Altstadt sowie die Ruderalfluren im nördlichen Stadtgebiet im Areal des Neuen Hafens mit Gleisanlagen der Deutschen Bahn Erwähnung finden: Der Ringpark hat nicht nur eine herausragende Bedeutung für das Stadtklima und die Naherholung, sondern ist zugleich Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, darunter sehr seltene Neophyten und gefährdete Frühlings-Geophyten. Die Ruderalfluren im Neuen Hafen sind ebenfalls Lebensraum für sehr seltene Neophyten sowie für gefährdete Arten der Sandrasen und wärmeliebenden Ruderalfluren. Durch die genauere Analyse des Biotoppotentials konnten auch teils hoch bedrohte Pflanzenarten, die in den Vorkartierungen noch nicht nachgewiesen waren, für das Stadtgebiet bestätigt werden. Die meisten Arten sind dem Spektrum magerer, extensiv genutzter Grünlandbestände Sandrasen, Kalkmagerrasen, magere Flachland-Mähwiesen oder wärmeliebenden Ruderalfluren zuzuordnen. Hier konnten beispielsweise Nelken-Haferschmiele Aira caryophyllea, Blaugrüner Faserschirm Trinia glauca, Sand-Esparsette Onobrychis arenaria und Ranken-Platterbse Lathyrus aphaca nachgewiesen werden. Die ehemals stark gefährdeten Orchideenarten Bienen-Ragwurz Ophrys apifera und Bocksriemenzunge Himantoglossum hircinum konnten mehrfach registriert werden. Als häufige Beeinträchtigungs- und Gefährdungsursachen für die erfassten Biotope wurden neben Gewässerregulierung und -ausbau entlang von Main und Seitengewässern v.a. Nutzungsauflassung und Verbuschung im Bereich der Steillagen mit Streuobst und aufgelassenen Gärten, eine unzureichende Nutzungs- bzw. Pflegeintensität und das Vorkommen nicht standortheimischer Arten v.a. in Laubwäldern, aber auch an Hecken- und Wegrändern z.B. Japanischer Staudenknöterich ausgemacht. Schutzvorschläge wurden im Rahmen der Aktualisierung der Stadtbiotopkartierung v.a. für wertvolle Biotope auf der Gemarkung Versbach Magerrasen, Extensiv- und Streuwiesen, wärmeliebender Eichen-Hainbuchenwald, im Rottenbaurer Grund Magerrasen, Felsfluren, Schotterhalten im Alten Steinbruch, am Heuchelhof und Katzenberg Magerrasen sowie Am Vorderem Heuchel und Pfaffenrain Wiesen- und Magerrasen und Laubwald gemacht. Vorrangige Teilbereiche mit aktuellem Pflegebedarf stellen die z.T. bereits stark verbuschten Streuobstwiesen an den Steilhängen entlang des Dürrbachtals und der Pleichach, am Pfaffenrain sowie im Steinbachtal und am Hubland dar. Einige Kalkmagerrasen sind stark versaumt und teilweise verbuscht, wie am Königswäldchen, am Blosenberg, am Kaltengrund oder im alten Steinbruch nordwestlich von Rottenbauer. Zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung dieser ist ein gezieltes Pflegekonzept erforderlich. Auf vielen Mageren Flachlandmähwiesen wird eine frühere Pflegemahd empfohlen, um ein Einwandern von Gehölzen zu verhindern, so z.B. in den geschützten Landschaftsbestandteilen am Silberberg, im Pfaffenrain und in der Grünanlage Sauleite/Lehnleite/Kalter Grund. Für die strukturreichen Eichen-Hainbuchenwälder an der Erkertsklinge und im Afterwald sowie am Steilhang der Pleichach wird eine mittelwaldähnliche Bewirtschaftung empfohlen, um den gesetzlich geschützten wärmeliebenden Eichen-Hainbuchenwald zu erhalten bzw. wiederherzustellen.

Erstellt am: 15.04.2025

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