Jüngster Vulkan Bayerns

Erloschene Vulkane sind in der Oberpfalz und im Fichtelgebirge eigentlich nichts Besonderes. Manche sind wichtige Rohstoffquellen, andere touristische Magneten, wie etwa der Parkstein, dessen Basaltsäulen schon Alexander von Humboldt bewunderte. Durch viele Untersuchungen wusste man auch, wann diese "heiße Zeit" in Ostbayern war: Die meisten Vulkane waren vor etwa 20 Millionen Jahren aktiv und vor etwa 14 Millionen Jahren war endgültig Schluss. Dachte man – bis zum Jahr 2015.

Maar bei Neualbenreuth – die jüngste vulkanische Strukur

Angeregt durch die Existenz eines viel jüngeren Vulkans in Tschechien (Zelezna Húrka, dt. "Eisenbühl", Alter ca. 200.000 Jahre) und dem Nachweis einer weiteren vulkanischen Struktur ("Maar") bei Mytina (CZ) erforschten Geowissenschaftler des LfU auch das benachbarte bayerische Gebiet rund um Neualbenreuth in der Oberpfalz.

Kartenausschnitt mit Lage des VulkansAusschnitt aus der Geologischen Karte von Neualbenreuth (1:25.000). Rot umrandet der Bereich des vermuteten Kraters

Intensive geophysikalische Messungen, teilweise gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München deuteten auf einen vulkanischen Explosionstrichter in den Wäldern östlich von Neualbenreuth. Letzte Gewissheit brachte eine Forschungsbohrung im Mai 2015, bei der Material aus dem tieferen Untergrund zu Tage gefördert wurde.

So konnte auch hier ein Maar (ca. 280.000 bis 300.000 Jahre alt) aus der Zeit des Quartär identifiziert werden. Der Maartrichter ist mit über 90 Meter Sediment gefüllt. Die Bohrkerne wurden und werden sorgfältig wissenschaftlich untersucht. Die Wissenschaftler erwarten nicht nur Ergebnisse zur Vulkanologie. Die Analyse fossiler Pollen aus den Seesedimenten liefern Ergebnisse zu Kalt- und Warmzeiten des Quartär und der Klimageschichte. Die Sedimente aus den Bohrkerne geben auch Rückschlüsse auf vergangene magmatische Aktivität in der Region, denn der Egergraben gehört auch heute zu den aktiven Erdbebengebieten.

Am Geotop "Quartäres Maar Neualbenreuth" stehen zwei Infotafeln zum Maar, die auch entlang eines Rundweges erkundet werden können (siehe unten: Weiterführende Informationen – Dokumente).

Geophysikalische Untersuchungen

Da in dem Bereich an der Oberfläche kaum geologische Aufschlüsse vorhanden sind, wurden zur näheren Untersuchung zunächst verschiedene geophysikalische Verfahren eingesetzt. So wurden lokale Anomalien des Magnet- und Schwerefeldes analysiert und seismische, wie auch geoelektrische Profile vermessen. Die Ergebnisse ließen es schließlich gerechtfertigt erscheinen, mit Hilfe einer Forschungsbohrung eine (hoffentlich endgültige) Klärung der geheimnisvollen Struktur zu suchen.

Darstellung der Messergebnisse in farbigen FlächenGeoelektrisches West-Ost-Profil. Die Farben geben unterschiedliche elektrische Leitfähigkeiten der Gesteine an. Die erniedrigten Werte in der Mitte der Messung könnten auf eine Kraterhohlform hinweisen.

Was ist ein Maar?

Die Entstehung eines Maarkraters wird durch eine unterirdische, aber oberflächennahe Explosion verursacht. In einem Schlot aufdringendes, heißes Magma kommt in Kontakt mit Grundwasser. Durch das plötzliche Aufheizen des Wassers entsteht Wasserdampf. Diese extreme Volumenzunahme verursacht eine in die Tiefe fortschreitende Serie von Explosionen. Die dadurch entstehenden Explosionstrichter sind die Maare. Wenn die magmatische Aktivität anhält, kann ein solcher Krater durch Vulkanite aufgefüllt werden. Wenn hingegen keine größere weitere vulkanische Aktivität in dieser Struktur erfolgt, kann sich zeitweise ein See bilden, der über viele tausende von Jahren aufgefüllt wird (zum Beispiel Maarseen der Eifel). Ein solcher Maarsee wurde durch eine Forschungsbohrung im Mai 2015 auch bei Neualbenreuth identifiziert.

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