Muschelkalkprofil Kalbenstein
An den Felswänden des Kalbensteins ist ein fast vollständiges Profil durch die rund 90 Meter mächtige Abfolge der Kalk- und Mergelsteine des Unteren Muschelkalkes (Wellenkalk) erschlossen. Eine Rutschung im Jahr 1784 legte die Felswand frei.
Anfahrt - So finden Sie das Muschelkalkprofil Kalbenstein
Aus Richtung Nürnberg: Die A3 an der Anschlussstelle Rottendorf verlassen und der B8 nach Würzburg folgen. Dort auf die B27 nach Karlstadt. In Karlstadt auf die B26 Richtung Gemünden wechseln.
Aus Richtung Fulda oder Bamberg: Die A7 bzw. A70 am Autobahndreieck Schweinfurt-Werneck verlassen. Über die B26a und B26 nach Karlstadt. Dort weiter auf der B26 in Richtung Gemünden.
Nach etwa drei Kilometern ist der Geotop Kalbenstein erreicht. Dort das Auto parken und zu Fuß dem Wanderweg an der Falteshütte vorbei Richtung Edelweiß folgen. Der Geotop ist auch vom Main-Wanderweg zwischen Gambach und Karlstadt aus zu erreichen.
Das Geotop ist Teil des Naturschutzgebietes und Lebensraum gefährdeter Arten. Bitte bleiben Sie auf den Wegen!
Beschreibung
Die Zeit des Muschelkalkes
Zu Beginn des Erdmittelalters nahm ein großes, flaches Becken weite Teile Deutschlands ein. Während der Zeit des Muschelkalks vor etwa 245 Millionen Jahren war in diesem Germanischen Becken ein flaches Binnenmeer entstanden, das im Südosten durch eine Festlandsschwelle (Vindelizisches Land) vom offenen, tiefen Ozean getrennt war. Nur über schmale Meerengen hatte es Verbindung zur Tethys, dem Mittelmeer des Erdmittelalters.
Heißes, trockenes Klima begünstigte damals in dem Flachmeer eine intensive Verdunstung mit direkter Kalkausfällung und Kalkabscheidung durch Organismen. Da nur wenig Material vom umgebenden Festland in das Becken eingetragen wurde, konnte sich eine Kalkabfolge mit Einschaltungen von Tonstein, Dolomit, Gips und Salz bilden - die Schichtfolge des Muschelkalkes.
Gesteinsserien am Kalbenstein
An den steilen Felswänden am Prallhang des Mains ist ein Profil durch die Kalke und Mergel des Unteren Muschelkalkes aufgeschlossen. Die dünnbankigen Kalksteine weisen als charakteristisches Merkmal wellenförmige Strukturen auf, daher bezeichnet man die Abfolge auch als Wellenkalk.
Die Gesteine zeigen, dass das Meer in diesem Gebiet damals ziemlich salzhaltig und lebensfeindlich war, denn es wurden nur wenige aus dem offenen Ozean eingewanderte Lebewesen heimisch. Betrachtet man die Abfolge genauer, so kann man eine Wechsellagerung von fossilarmen Wellenkalkpaketen mit sehr schalenreichen Gesteinsbänken erkennen. Häufig bilden die harten fossilreichen Kalksteine Steilstufen und Gesimse.
Diese charakteristischen Lagen lassen sich über weite Bereiche des Beckens verfolgen. Zusammen mit ihrem Fossilinhalt erlauben sie eine Gliederung der Abfolge, man bezeichnet sie daher als Leitbänke. Die oberste Steilstufe des Hanges bildet der Leithorizont der Schaumkalkbänke. Diese bestehen aus Kalkkügelchen (Ooiden) und Schalenbruchstücken und wittern schaumig an. Weitere Beispiele sind die Spiriferina-Bank und die Terebratelbänke, die jeweils nach dort häufig auftretenden Armfüßern (Brachiopoden) benannt sind. Armfüßer sind schalenbildende Meerestiere, die im Aussehen Muscheln ähneln.
Die Rutschung von 1784
Im Jahr 1784, dem Jahr des Jahrtausendhochwassers am Main, wurde die Wand des Klettergartens im Bereich des Kalbensteins durch eine Rutschung freigelegt. Wie kam es dazu? Der Kalkstein wird von großen Klüften sowie Störungen durchzogen. Unter dem geklüfteten Muschelkalk liegen Röttone des Buntsandsteins, die im Gegensatz zu den Kalken nicht wasserdurchlässig sind. Dort staut sich von der Oberfläche versickerndes Wasser. Zusammen mit dem Ton wirkt dieses wie ein Schmiermittel. Begünstigt durch die Erosionswirkung des Mains und starke Regenfälle rutschten vor gut 200 Jahren große Mengen Gestein herab. Auch heute noch kommt es am Mainprallhang zu kleineren Felsstürzen und Hangrutschungen.
Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein
Die schwer verwitternden Kalkbänke des Wellenkalks bilden Gesimse und Felsstufen und sind meist nur spärlich bewachsen. Auf den Steillagen am Kalbenstein und Grainberg entwickelte sich eine charakteristische Pflanzengemeinschaft. Diese einzigartigen Vorkommen von Kalk-Trockenrasen wurden 1941 als Naturschutzgebiet ausgewiesen, waren jedoch durch private Initiativen bereits seit 1905 unter Schutz.