Gletscherschliff bei Fischbach

Das Geotop östlich der Ortschaft Fischbach (Gemeinde Flintsbach am Inn) zeigt einen großräumig freigelegten Gletscherschliff als Hinterlassenschaft des eiszeitlichen Inntal–Gletschers. Der abgeschliffene Riegel aus Wettersteinkalk weist typische Erscheinungen wie "Kritzungen", "Rundhöcker" und "Kolke" auf.

Anfahrt - So finden Sie den Gletscherschliff bei Fischbach

Autobahn A93 Dreieck Inntal-Kiefersfelden, Anschluss­stelle 58 Brannenburg, Richtung Brannenburg, an der ersten Kreuzung Richtung Fischbach, Oberaudorf.
Ab Laar südlich von Fischbach folgen Sie bitte der Beschilderung.

Das Geotop ist ein Naturdenkmal. Bitte bleiben Sie auf den Wegen!

Beschreibung

Wo war das Eis?

Weite Teile der Nordhalbkugel der Erde waren während der Eiszeiten vergletschert. Weil große Wassermengen an Land zu Eis gefroren waren, lag der Meeresspiegel bis zu 130 m unter seinem heutigen Niveau. Fast alle Gletscher der Alpen waren zu einem Eisstromnetz verbunden, nur die höchsten Gebirgskämme überragten noch die Eismassen. Die Gletscherzunge des
Inn–Gletschers reichte weit über Fischbach hinaus in das Alpenvorland.

Eiszeitalter und Gegenwart

Während der Eiszeiten herrschte in unserem Raum ein ganz anderes Klima, das beispielsweise eine der heutigen Tundra in Sibirien sehr ähnliche Vegetation hervorbrachte. Damals breiteten sich in den Alpen große Gletscher aus. Weite, trogartige Täler wie das Inntal wurden durch die Eismassen ausgeschürft. Die Alpen bekamen durch die Gletscher ihr heutiges Aussehen. Zwischen den mehrmaligen Phasen der Vergletscherung gab es Wärmeperioden, in denen das Eis, ähnlich wie heute, bis weit in die Alpen hinein zurückschmolz.

Wann entstand der Gletscherschliff bei Fischbach?

Die abgeschliffenen Felsen, die man in diesem Geotop beobachten kann, sind während der Eiszeit durch den ehemals sehr ausgedehnten Inn–Gletscher entstanden. Sie waren lange Zeit unter Schottern verborgen. Erst während des Autobahnbaus wurden sie freigelegt und sind deshalb heute noch in frischer und unverwitterter Form erhalten.

Wie entstand der Gletscherschliff?

Gletschereis ist zähplastisch, daher fließt es aus den Gebirgsregionen in das tiefer gelegene Vorland. An der Basis eines Gletschers mitgeführter Sand und kleine Steine schleifen den Gesteinsuntergrund glatt, größere Brocken "kritzen" ihn.
Tiefer eingeschnittene Rinnen und Kolke, die gleichfalls an der Basis des Gletschers gebildet wurden, verdanken ihre Entstehung Schmelzwasser, das unter hohem Druck zwischen Eis und Gesteinsuntergrund fließt.

Welche Formen sind zu beobachten?

Typisch für Gletscherschliffe sind "Kritzungen" in Form lang gezogener Schrammen. Sie befinden sich zumeist auf rund geschliffenen Höckern. Um diese Höcker herum kann man häufig Rinnen und manchmal sogar kleine Kolke (Gletschermühlen) beobachten. Während die Schrammen und Rundhöcker durch das im Eis festgefrorene Gesteinsmaterial ausgekratzt wurden, entstanden die Rinnen und Kolke durch rollende Steine und Blöcke im Schmelzwasser.
Deshalb lässt sich nur von den Schrammen und Rundhöckern, nicht aber von den Rinnen und Kolken, die ehemalige Eisfließrichtung rekonstruieren.

Geologische Karte/Zeittafel

Zeittafel mit (übereinanderliegend dargestellt): Erdfrühzeit (bis vor 545 Mio. Jahren), Erdaltertum (bis vor 250 Mio. Jahren, unterteilt in: Kambrium, Ordovizium, Silur, Devon, Karbon, Perm), Erdmittelalter (bis vor 65 Mio. Jahren, unterteilt in: Trias, Jura, Kreide), Erdneuzeit (bis Heute, unterteilt in: Tertiär, Quartär)Zeittafel. Die abgeschliffenen Felsen entstanden zur Eiszeit (Quartär)

Teilen