Klettergarten Baierbrunn
Im Klettergarten östlich von Buchenhain (Gemeinde Baierbrunn) sind eiszeitliche Schotter am Rand des Isartales aufgeschlossen. Mindestens drei übereinanderliegende Schotterkörper sind im Grad ihrer Verwitterung und Verfestigung zu unterscheiden. Sie werden als Schmelzwasserschotter aus verschiedenen Eiszeiten gedeutet.
Anfahrt - So finden Sie den Klettergarten Baierbrunn
Baierbrunn liegt im südlichen Landkreis München, direkt an der B11 München-Mittenwald.
Über Autobahn ist Baierbrunn von der A95 (München-Garmisch), Ausfahrt München - Fürstenried oder Ausfahrt Schäftlarn zu erreichen.
Das Geotop befindet sich nördlich von Baierbrunn im Gemeindeteil Buchenhain.
Von München aus können Sie auch die S-Bahnlinie 7 (direkt nach Baierbrunn, Haltepunkt Buchenhain) nutzen.
Der Zugang zum Geotop ist an der B11 ausgeschildert
Nach einem Felssturz Ende Mai 2023 ist der Klettergarten Baierbrunn sowie der Zugang zum Geotop gesperrt. Die Gemeinde Baierbrunn hat ein Betretungsverbot erlassen. Verstöße werden mit einem Bußgeld geahndet. Es besteht Lebensgefahr! Wir bitten daher dringend, die Absperrungen zu beachten und den gesperrten Bereich nicht zu betreten.
Beschreibung
Das Alpenvorland im Eiszeitalter!
Während heute ein feucht–gemäßigtes Klima in unseren Raum vorherrscht, war es noch vor gut 20 000 Jahren im Jahresdurchschnitt über 10°C Grad kälter und sehr viel trockener. Dies führte zu ganzjährig gefrorenen Böden in Mitteleuropa und enorm vergrößerten Gletschern auf der gesamten Erde.
In den letzten 2 Millionen Jahren wechselte der "Tiefkühlzustand" der Erde mindestens 10 mal mit den heutigen vergleichsweise gemäßigten Verhältnissen ab.
Wie weit reichte das Eis in den Eiszeiten?
Die Gletscher der letzten Eiszeit hatten so viel Niederschlagswasser in ihrem Eis gebunden, dass der Wasserspiegel in den Weltmeeren bis zu 130 m tiefer lag als der heutige. Aus den Tälern der Alpen flossen damals bis über 1000 m mächtige Gletscher ins Vorland hinaus. Sie führten große Geröllmassen mit sich, die vom Untergrund abgehobelt und mitgeschleppt wurden.
Die Gletscher dehnten sich zu großen flachen "Eiskuchen" aus und erstreckten sich bis in den Bereich des heutigen Baierbrunn. Aber auch während der Eiszeiten schmolzen Teile der Gletscher im Sommer ab. Dabei entstehende Schmelzwasserfluten transportierten große Geröllmengen in Richtung Donau. Die Felswand im Klettergarten besteht aus der Fracht derartiger Schmelzwasserflüsse.
Die Felswand im Klettergarten und ihre Bedeutung
Unter dem hellen, gleichmäßigen Schotterband im obersten Abschnitt, das aus gering verfestigten Schmelzwasserablagerungen besteht, liegt der mittlere Wandteil, der durch viele kleine Überhänge und horizontale Nischen gekennzeichnet ist. Darunter finden sich vertikale, röhrenartige Hohlräume. Diese sogenannten "Geologische Orgeln" sind durch das Auswittern von weichem, feinkörnigem Material entstanden.
Allein der untere Wandteil ist so stabil, dass er sich zum Klettern eignet. Die erhöhte Stabilität in diesem Bereich beruht zum einen auf den Kalküberzügen (sog. Sintertapeten), die sich auf der Felsoberfläche befinden. Sie stammen von austretenden, kalkreichen Wässern. Zum anderen ist im untersten Teil der Wand die Verkittung der einzelnen Gerölle insgesamt besser. Durch die höhere Festigkeit eignen sich diese Lagen als Baustein und wurden zeitweise wohl auch für diesen Zweck abgebaut.
Außer für Kletterer und Naturbegeisterte hat diese Felswand insbesondere für Geologen eine große Bedeutung, da sie eine wichtige Schlüsselstelle in der Eiszeitenforschung darstellt.
Wie alt sind die Ablagerungen im Isartal?
Die Eiszeitforscher Penck und Brückner hatten angenommen, dass der Münchner Deckenschotter während der drittletzten Eiszeit (Mindel) entstanden sei und die beiden Schotter oberhalb aus der nächstjüngeren Riß– bzw. jüngsten Würmeiszeit stammen. Später wurde diese Gliederung mehrfach umgedeutet und insgesamt als älter eingestuft: Der untere Schotterkörper wird heute der Günzeiszeit zugeordnet.
Woher stammen die unterschiedlich verfestigten Schotter?
Drei Eiszeiten und zwei Warmzeiten haben hier im Klettergarten ihre Spuren hinterlassen: Der unterste, gut verfestigte Schotter – im Jahr 1909 erstmals von Albrecht Penck und Eduard Brückner, den berühmten Erforschern der alpinen Vereisung in Bayern, als "Münchner Deckenschotter" bezeichnet – soll durch die Schmelzwässer einer Eiszeit abgelagert worden sein. Die Zone darüber mit den vielen Hohlräumen wird einer nachfolgenden Warmzeit zugeordnet, da unter den feuchteren und wärmeren klimatischen Bedingungen Gerölle zu feinerem Material mit einem geringen Verfestigungsgrad verwittern.
Oberhalb lassen sich entsprechend der unterschiedlichen Verfestigung und Farbe noch zwei weitere Schottereinheiten unterscheiden. Sie werden jeweils einer Eiszeit (mit dazwischenliegender Warmzeit) zugeordnet.
Durch die Verwitterung kann es zum Absturz von Steinen oder ganzen Hangpartien kommen. Wie die Blöcke am Hangfuß belegen, besteht die Gefahr, dass sich Steinschläge (Einzelsteine) oder sogar Felsstürze (Kubikmeterbereich) ereignen!