Marmorsteinbruch Horwagen
Hinweis
Der Marmorsteinbruch ist ein geschützter Landschaftsbestandteil und in Privateigentum. Das Geotop ist nur noch auf Anfrage beim Eigentümer unter der E-Mail: js@therma.de zu besichtigen! Die Informationstafel über das Geotop musste abgebaut werden und ist nicht mehr vor Ort.
Im Geotop "Marmorsteinbruch Horwagen" stehen farbenprächtige Flaserkalke aus dem Oberdevon an. Ferner sind Tonschiefer, Diabase und Diabastuffe aus der selben Zeit aufgeschlossen. Die über Jahrhunderte abgebaute einmalige rote Farbvariante des Flaserkalks kam als "Deutsch Rot Marmor" in den Handel.
Anfahrt - So finden Sie den Marmor-Steinbruch Horwagen
Autobahn A9, nördlich des Dreiecks Bayerisches Vogtland an der AS 32 Naila/Selbitz auf die B173 Richtung Naila abfahren. In Naila auf die St2195 Richtung Marxgrün abbiegen. Am Ortsende von Marxgrün (nach der Bahnlinie) auf die St2198 Richtung Thierbach/Bobengrün.
Dieser Straße bis nach Bobengrün folgen. Ab Bobengrün der Beschilderung "Geologie erleben!" bis zum Wanderheim Forsthaus Gerlas. Ab hier geht es auf einem ausgeschilderten Wanderweg (ca. 1,7 km) zum Geotop. Ein Besuch ist nach vorheriger Anmeldung unter der E-Mail: js@therma.de möglich!
Bei Fragen können Sie sich gerne an uns wenden unter Info-Geotope.
Beschreibung
Die Zeit des Oberdevon
Während des mittleren Erdaltertums lag das heutige Mitteleuropa südlich des Äquators zwischen dem sich aufspaltenden Nordrand des Südkontinents "Gondwana" und dem Südrand des sich bildenden Nordkontinents "Laurasia".
In diesem stark gegliederten Meeresbecken wurden auf stärker herausragenden Schwellenbereichen Kalke abgelagert, während sich in den Becken Tonschlamm (heute zu Schiefer umgewandelt) ansammelte. Die gleichzeitige intensive vulkanische Tätigkeit förderte Lavaströme (heute Diabase) und Aschen (heute Tuffe).
Im späteren Erdaltertum kollidierten die Kontinente und bildeten das "Variszische Faltengebirge", dem auch der heutige Frankenwald angehört.
Der Steinbruch Horwagen
Im Steinbruch sind hell- bis dunkelrote Kalke aufgeschlossen, die von dünnen, an- und abschwellenden, roten und grünen Ton- und Tuffitlagen durchzogen sind. Dieses gestreckt netzartige Gefüge nennt man "Flaserung" (Abb. Flaserung –Singh-). Zusätzlich ist das Gestein von weißem Kalzit durchädert.
An manchen Stellen kommen brekziöse Flaserkalke vor, d.h. solche, die aus Kalktrümmern bestehen, die in einer tonig-schieferigen Grundmasse schwimmen. Manche Bänke zeigen eine interne Fältelung.
Ab und zu sind Fossilien zu beobachten, vor allem Orthoceraten ("Geradhörner") und Goniatiten ("Ammonshörner"). Mit letzteren kann man die Schichten zeitlich einordnen.
Das Kalkvorkommen von Horwagen ist eine etwa 60 m mächtige und ca. 200 m lange Linse, die auf zwei Seiten von Verwerfungen begrenzt wird. Im Nordwesten und Südosten ist der Übergang zu den vulkanischen (Diabase, Diabastuffe) und tonigen (rote Schiefer) Nebengesteinen noch erhalten und im Steinbruch teilweise aufgeschlossen.
Wie und wann entstanden die oberdevonischen Kalke?
Die Entstehungszeit des Horwagener Flaserkalks lag im unteren bis mittleren Oberdevon vor etwa 370 Millionen Jahren.
Während in den Becken des oberdevonischen Meeres unter meist sauerstoffarmen, lebensfeindlichen Bedingungen nur Ton mit spärlichen Organismenresten abgelagert wurde, herrschte im sauerstoffreicheren Wasser auf den Schwellen ein reges Leben. Hier lebten kalkschalige Organismen wie Kalkalgen, Korallen, Crinoiden (Seelilien), Orthoceraten und Goniatiten. Aus ihren Kalkskeletten und Schalentrümmern bauten sich die Bänke des Flaserkalks auf, gelegentlich unterbrochen von tonigen Lagen und vulkanischer Asche.
Der Vulkanismus lieferte in Form von Exhalationen ausströmende Dämpfe und Gase und Asche vermutlich auch die roten (Eisenoxid) und grünen (Chlorit) Farben des Kalks. Gelegentlich rutschte eine Kalkbank an den steilen Hängen ab, zerbrach zur Trümmerbrekzie ("brekziöser Flaserkalk") und/oder bildete Rutschfalten.
Erst bei Bildung des Variszischen Faltengebirges erfuhren die verfestigten Bänke die Kippung in ihre heutige steile Lage.
Der Horwagener Marmor
Die zahlreichen Flaserkalk-Varianten gewann man bereits im 18. und 19. Jahrhundert an vielen Stellen im Frankenwald. Die Horwagener Farbvariante ist jedoch einmalig. Sie wurde als "Deutsch Rot Marmor" in den Handel gebracht und als Werkstein für Böden, Fassaden, Verkleidungen, Altäre und andere künstlerische Zwecke verwendet und verarbeitet.
Geologisch ist der "Horwagener Marmor" eigentlich kein Marmor, sondern ein schleifbarer Kalk. Als Marmor im eigentlichen Sinne bezeichnet der Geologe nur metamorphe, d.h. durch Druck und Temperatur umkristallisierte Kalke.
Geologische Karte/Zeittafel
Weiterführende Informationen
Links
- Gemeinde Bad Steben
- Frankenwaldverein
- Gerlaser Forsthaus
- Geopark Schieferland
- Tourismusverband Franken