PRESSEMITTEILUNG
Geologie: Nr. 37 / Dienstag, 24. August 2010
Neue Altersdaten: Kein "Kelten-Komet" im Chiemgau
"Den Kelten fiel der Himmel nicht auf den Kopf" - Chiemgauer Tüttensee kein 2.500 Jahre alter Meteoritenkrater, sondern Toteiskessel aus der Eiszeit
(Hof) +++ Der Tüttensee bei Grabenstätt ist ein weit über 12.500 Jahre altes Toteisloch. Er ist kein Meteoriten- oder Kometenkrater aus der Keltenzeit. Dies stellte Roland Eichhorn, Chef-Geologe am Landesamt für Umwelt nach Vorliegen der neuesten Untersuchungsergebnisse klar, die im Rahmen der bayernweiten geologischen Landesaufnahme erzielt wurden. Eichhorn: "Unsere Radiokarbon-Datierungen zeigen, dass die Tüttensee-Vertiefung bereits seit Ende der Eiszeit existiert. Beim Tüttensee handelt es sich also höchstwahrscheinlich um ein Toteisloch." Diese für den Chiemgau charakteristischen Löcher sind beim Rückzug der Gletscher entstanden: Damals blieben Eisbrocken zurück, die in den Schmelzwasserschottern begraben waren. Nachdem auch dieses Eis getaut war, bildeten sich die typischen rundlichen Kessel, die sich oft mit Wasser füllten. Mit diesem Befund, so Eichhorn, sei die These eines kosmischen Impakts vor 2.500 Jahren im Chiemgau eindeutig widerlegt: "Den Kelten fiel der Himmel nicht auf den Kopf. Auch für eine weitere umstrittene These, dass bereits vor 12.500 Jahren ein Komet über Nordamerika und Europa in kleine Stücke zerbrach und den Tüttensee-Kessel erzeugte, finden wir keinerlei Hinweise." +++Um das Alter des 400 Meter breiten, etwa kreisrunden Tüttensee-Kessels zu bestimmen, nahmen die Geologen Proben von den Seeablagerungen am Kesselboden und dem darauf in die Höhe wachsenden Moor. Die Radiocarbon-Methode ergab: Je weiter sie in die Tiefe vorstießen, desto älter wurden die Ablagerungen. In einem halbem Meter Tiefe war das Moor bereits 4.800 Jahre alt, ganz unten 10.000 und die Seeablagerung darunter sogar 12.500. Untersuchungen im benachbarten Chiemsee ergaben das gleiche Bild – wie im Tüttensee ruhige, ungestörte Seeablagerungen seit dem Ende der Eiszeit. Eichhorn: "Die Kelten im Chiemgau erlebten keine kosmische Katastrophe."
Die Untersuchungsergebnisse und die Entstehungsgeschichte in Blockbildern finden Sie unter:
www.lfu.bayern.de/geologie/index.htm
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