PRESSEMITTEILUNG
Natur: Nr. 56 / Donnerstag, 08. Dezember 2022
Vielfalt an Landschaftsräumen im Landkreis Dillingen bildet die Grundlage für Artenreichtum
Ergebnisse der Naturschutzfachkartierung
+++ Nach zweijährigen Geländearbeiten haben Experten im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) die Ergebnisse der Naturschutzfachkartierung im Landkreis Dillingen vorgelegt. Diese Kartierung untersucht die Verbreitung und den Bestand ausgewählter Tiergruppen und wird landkreisweise in ganz Bayern durchgeführt. Verteilt auf über 600 Lebensräume und weitere 500 Einzelangaben wurden Nachweise von bemerkenswerten Tierarten erbracht. Die Auwälder entlang der Donau weisen nach wie vor beachtliche Vorkommen wertgebender Vogelarten auf. Es gibt jedoch auch rückläufige Tendenzen, vor allem bei einzelnen Amphibien, Tagfaltern und Libellen. +++
Im Fokus der Untersuchungen standen ausgewählte Flächen im Landkreis mit besonderer Eignung als Lebensraum für seltene Tierarten. Dabei ging es um spezielle Vogelarten und die Artengruppen Reptilien, Amphibien, Tagfalter, Libellen und Heuschrecken. Die Ergebnisse sind Grundlage für die Planung möglicherweise zu ergreifender Maßnahmen.
Mittelspecht und Halsbandschnäpper erreichen in den Donau-Auwäldern vergleichsweise hohe Dichten. In Südbayern sind Auwälder gerade für den Halsbandschnäpper essentiell. Fünf Reptilienarten konnten nachgewiesen werden, darunter im Kesseltal die seltene Schlingnatter. Bei den Amphibien zeichneten sich weniger dramatische Rückgänge ab als in anderen Teilen Bayerns. Allerdings sind die Vorkommen der ohnehin seltenen Kreuzkröte weiter rückläufig und der Grasfrosch hat sich vor allem aus dem Donautal gebietsweise zurückgezogen. Bei den Insekten gibt es Arten, denen die allgemeine Klimaerwärmung zu Gute kommt wie die Westliche Beißschrecke oder der Kurzschwänzige Bläuling. Jedoch ist vor allem bei den Libellen und Tagfaltern die Gesamtbilanz negativ. So wurden an sich häufige Arten wie zum Beispiel die Frühe Adonislibelle seltener angetroffen als erwartet. Besonderheiten wie die Helm- und die Vogel-Azurjungfer, zwei zierliche Kleinlibellenarten, sind hingegen aufgrund intensiver Fördermaßnahmen momentan nicht gefährdet.
Die Ursachen für den Rückgang von Arten sind vielfältig. Manche Lebensräume verändern sich nachteilig durch eine Intensivierung der Nutzung, andere durch mangelnde Nutzung und Pflege. Auch die Isolation von Lebensräumen und der Klimawandel mit zunehmender Trockenheit beeinflussen die Überlebensfähigkeit von Populationen. Die aktuellen Ergebnisse haben gezeigt, dass der Landkreis Dillingen mit seinem Anteil an unterschiedlichen Naturräumen nach wie vor ein reiches Arteninventar aufweist. Die Umsetzung gezielter Förder- und Pflegemaßnahmen ist jedoch weiterhin dringend geboten. Die Förderung von Extensivierung in der Teich-, Land- und Forstwirtschaft, Ausgleichsmaßnahmen in Abbaugebieten oder eine Verstärkung der Landschaftspflege sind Beiträge, die Artenvielfalt und Biodiversität im Landkreis langfristig zu erhalten. Die nun gewonnenen Erkenntnisse können auch von der Biodiversitätsberatung aufgegriffen werden, um zusammen mit den Grundstückseigentümern Maßnahmen für die Arten und den Biotopverbund zu ergreifen.
Die Naturschutzfachkartierung wird auf Landkreisebene durchgeführt. Die Ergebnisse sind wichtige Grundlagendaten für bedrohte Arten und ihre Lebensräume und werden in der landesweiten Datenbank der Artenschutzkartierung zentral gespeichert. Wiederholungskartierungen dienen dazu, die Daten aktuell zu halten und Trends aufzuzeigen. Sie stehen Behörden, Kommunen, Verbänden, Planungsbüros und Wissenschaftlern zur Verfügung und liefern bei der Erarbeitung von Landschafts- und Grünordnungsplänen, bei Eingriffen in die Landschaft, bei der Planung von Schutzprojekten und für die Landschaftspflege wichtige Informationen. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse auf Anfrage zur Verfügung.
Informationen Naturschutzfachkartierung
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