PRESSEMITTEILUNG

Natur: Nr. 54 / Dienstag, 15. November 2022

Ergebnisse der Naturschutzfachkartierung im Landkreis Forchheim unterstreichen die Bedeutung alter Streuobstbestände

Ein Wendehals bei der Nahrungssuche am Boden. Das auffälligste an diesem kleinen Mitglied der Spechtfamilie ist sein Gesang im Frühjahr. Er zimmert seine Bruthöhlen nicht selbst und ernährt sich überwiegend von kleinen Ameisenarten, die er auf mageren Wiesen oder Randstrukturen in ausreichender Zahl finden kann. Ein Wendehals bei der Nahrungssuche am Boden. Das auffälligste an diesem kleinen Mitglied der Spechtfamilie ist sein Gesang im Frühjahr. Er zimmert seine Bruthöhlen nicht selbst und ernährt sich überwiegend von kleinen Ameisenarten, die er auf mageren Wiesen oder Randstrukturen in ausreichender Zahl (Quelle: P. Lange, FDB)

+++ Zwei Jahre haben Experten im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) die Verbreitung und den Bestand ausgewählter Tierarten im Landkreis Forchheim ermittelt. Nun liegen die Ergebnisse dieser Naturschutzfachkartierung vor. Für die Kartierung wurden auf ausgewählten Flächen im Landkreis Vorkommen von Reptilien, Vögeln, Amphibien, Tagfaltern, Libellen und Heuschrecken überprüft. Verteilt auf über 600 Lebensräume und 150 punktförmigen Angaben wurden Nachweise von bemerkenswerten Tierarten erbracht. +++

Dabei wurde für den Landkreis ein beachtliches Vorkommen vom Wendehals dokumentiert. Diese deutschlandweit gefährdete Vogelart hat vor allem in den Streuobstbereichen des Landkreises Forchheim einen Verbreitungsschwerpunkt. Alte Baumbestände mit Bruthöhlen, magere Wiesen, und Feldraine, auf denen der Wendehals seine Nahrung findet, sind dafür die Voraussetzung. Für die Vogelarten Heidelerche und der Flussregenpfeifer konnten wenige Brutnachweise erbracht werden.

Bei den Libellen gab es Neuentdeckungen im Landkreis wie die Pokaljungfer und die Feuerlibelle, deren Auftreten im Zusammenhang mit der klimatischen Erwärmung in Bayern gesehen werden. Positive Bestandsentwicklungen gab es bei einigen weniger spezialisierten Arten wie dem See- und Springfrosch oder der Großen Heidelibelle. Der Feuersalamander, in anderen Gegenden Bayerns aufgrund einer Pilzerkrankung stark bedroht, ist in Forchheim in geeigneten Lebensräumen noch regelmäßig anzutreffen. Auch der Heidegrashüpfer ist auf Magerrasen noch stetig vorhanden.

Teils zeigen die Ergebnisse Rückgänge von Arten und Individuen; insbesondere bei Tagfaltern und Amphibien. Darunter sind spezialisierte Arten wie Knoblauchkröte und Kreuzkröte oder die Gefleckte Keulenschrecke, aber auch ehemals häufigere wie Grasfrosch, Teich- und Bergmolch oder der Frühlings-Mohrenfalter. Manche Arten sind nur noch in Restbeständen vorhanden wie die Rotflügelige Schnarrschrecke oder sie haben sich aus Teilen des früheren Verbreitungsgebietes zurückgezogen wie die Glänzende Binsenjungfer oder der Laubfrosch. Die Ursachen für den Rückgang von Arten sind vielfältig. Manche Lebensräume verändern sich durch eine Intensivierung der Nutzung der Landschaft, andere durch fehlende Nutzung und Pflege des Biotops. Auch die Isolation von Lebensräumen und der Klimawandel mit zunehmender Trockenheit beeinflussen die Überlebensfähigkeit von Populationen.

Die aktuellen Ergebnisse zeigen insgesamt, dass der Landkreis Forchheim mit seiner vielfältig strukturierten Landschaft nach wie vor ein reiches Arteninventar aufweist. Umso wichtiger ist die Fortführung und Verstärkung gezielter Förder- und Pflegemaßnahmen. Die Förderung von Extensivierung in der Teich-, Land- und Forstwirtschaft, Ausgleichsmaßnahmen in Abbaugebieten oder eine Verstärkung der Landschaftspflege sind Beiträge, die Artenvielfalt und Biodiversität im Landkreis langfristig zu erhalten. Die nun gewonnenen Erkenntnisse können auch von der Biodiversitätsberatung aufgegriffen werden, um zusammen mit den Grundstückeigentümern Maßnahmen für die Arten und dem Biotopverbund zu ergreifen.

Die Naturschutzfachkartierung wird auf Landkreisebene durchgeführt. Die Ergebnisse sind wichtige Grundlagendaten für bedrohte Arten und ihre Lebensräume und werden in der landesweiten Datenbank der Artenschutzkartierung zentral gespeichert. Wiederholungskartierungen dienen dazu, die Daten aktuell zu halten und Trends aufzuzeigen. Sie stehen Behörden, Kommunen, Verbänden, Planungsbüros und Wissenschaftlern zur Verfügung und liefern bei der Erarbeitung von Landschafts- und Grünordnungsplänen, bei Eingriffen in die Landschaft, bei der Planung von Schutzprojekten und für die Landschaftspflege wichtige Informationen. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse auf Anfrage zur Verfügung.

 

Informationen Biotopverbund

Informationen Naturschutzfachkartierung

 

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