Schieferkohle am Uhlenberg
Eine Besonderheit des Schwäbischen Voralpenlandes sind Ablagerungen der älteren Kaltzeiten des Quartärs. Am Uhlenberg bei Dinkelscherben findet man aber nicht nur kaltzeitliche Schotter, sondern auch die seltenen Zeugnisse der milderen Unterbrechungen der Kaltzeiten – Flussablagerungen und Schieferkohle einer donauzeitlichen Warmzeit.
Anfahrt - So finden Sie zum Uhlenberg
Die A8 an der Anschlussstelle Zusmarshausen verlassen und auf der St2027 in Richtung Dinkelscherben fahren. Am Ortsende von Steinekirch nach links in Richtung "Dr. Wiesenthal Haus" abbiegen und der Straße (Weiherfeldstraße) bis zum Waldrand folgen. Am Waldrand rechts einbiegen und das Fahrzeug auf dem Wander-Parkplatz abstellen.
An der Straßenkreuzung beim Parkplatz beginnen mehrere Wanderwege. Folgen Sie der Beschilderung Richtung Zusmarshausen ("Otto-Schneider-Rundweg") ca. einen Kilometer bis zum Geotop.
Beschreibung
Beginn des Eiszeitalters - das Ältestpleistozän
Weit ins Vorland stießen die Gletscher der jüngeren quartären Vereisungen vor und löschten an vielen Stellen die Spuren älterer Kaltzeiten aus. In den Iller-Lech-Schotterplatten sind jedoch deutlich ältere eiszeitliche Schotter und Terrassenreste erhalten geblieben. Dazu gehören die biberzeitlichen Schotter der Staudenplatte und die donauzeitlichen Schotter der Zusamplatte, für die man ein ältestpleistozänes Alter zwischen 2,6 und 1 Millionen Jahren annimmt. In Bayern sind aus dem Ältestpleistozän bisher keine Moränenablagerungen, sondern lediglich Schmelzwasserschotter gefunden worden. Man vermutet daher, dass die Vergletscherungen während dieser älteren Eiszeiten nicht so weit in das Vorland reichten. Eine Ursache liegt möglicherweise in der Klimageschichte des Quartärs. So sind die mittleren Temperaturen des Ältestpleistozäns gekennzeichnet durch häufige, relativ regelmäßige Wechsel zwischen kalten und warmen Phasen. Mit dem Übergang zum Altpleistozän vor etwa 1 Million Jahren wurden die Temperaturschwankungen stärker und unregelmäßiger. In der Folge sind die großen Vorlandvergletscherungen der vier klassischen Günz-, Mindel-, Riß- und Würmeiszeiten nachweisbar.
Kiesgrube am Uhlenberg
Wie die Schwankungen der Temperaturkurve zeigen, gab es im Ältestpleistozän auch wärmere Phasen. Sehr selten, wie hier am Uhlenberg sind aus diesen Warmzeiten Ablagerungen erhalten. Hier ist in einer aufgelassenen Kiesgrube eine Sedimentabfolge aufgeschlossen, die einen Teil dieser Klimageschichte erzählt. Über Sande der Oberen Süßwassermolasse, die im Tertiär abgelagert wurden, liegen donauzeitliche "Ältere Deckenschotter" der Zusamplatte, auf die mehrere Meter ungeschichtete, tonig-schluffige Auensedimente folgen. In diese ältestpleistozänen Auensedimente eingeschaltet ist die Schieferkohle: eine bis 50 cm mächtige grau-schwarze Lage aus blättrig gepresstem Torf mit zahlreichen Holzresten. Die oberen Meter des Profils werden von Hangablagerungen und Fließerden aus dem Alt- bis Jungpleistozän gebildet.
Entstehung der Schieferkohle
Die Schotter der Zusamplatte wurden in einem kaltzeitlichen Flusssystem, einer donauzeitlichen "Ur-Iller", abgelagert. Später veränderte sich die Flusslandschaft: die nun abgelagerten Lehme deuten auf Hochflutablagerungen in einer ältestpleistozänen Mäander-Flusslandschaft hin. Es entstanden Altwasserarme, die zunehmend versumpften und es bildeten sich Moore. Schließlich wurden diese Ablagerungen durch jüngere Sedimente überdeckt. Die Auflast presste die Torflagen zu "Schieferkohle". In den Auensedimenten und der Schieferkohle wurden Fossilien, wie zum Beispiel Pflanzen-Pollen gefunden, die zeigen, dass zur Zeit der Torfbildung ein Wechsel von feucht-kühlem zu mild-warmem Klima stattfand – der Schieferkohle-Horizont dokumentiert also eine ältestpleistozäne Warmzeit.
Wissenschaftliches Untersuchungsobjekt und Geotop
Durch den Kiesabbau in den Älteren Deckenschottern wurde am Uhlenberg ein wichtiger Aufschluss von überregionaler Bedeutung für die Rekonstruktion der Klimageschichte freigelegt, dessen Wert bereits der Heimatforscher Lorenz Scheuenpflug erkannte. Die aufgelassene Grube verfiel in den letzten Jahrzehnten immer mehr, der Aufschluss wurde jedoch 2009 in einer aufwändigen Geotoppflege-Aktion durch lokale Paten wieder freigelegt und zugänglich gemacht.