Buckelwiesen bei Mittenwald
Im Niederwerdenfelser Land befand sich früher eine mehr oder weniger zusammenhängende Buckelflur. Diese geomorphologische Besonderheit des alpinen Bereiches wurde teilweise durch Einebnung zerstört. Rund um Mittenwald existieren heute dennoch die größten Buckelwiesen-Restbestände im gesamten Alpenraum.
Anfahrt - So finden Sie die Buckelwiesen bei Mittenwald
Vom Autobahnende der A95 bei Eschenlohe der B2 Richtung Innsbruck ca. 31 km bis zur Ausfahrt Mittenwald-Nord folgen. Nach ca. 2,5 km kurz vor dem Ortsanfang von Mittenwald rechts abbiegen Richtung Klais und weiter bis zum Schmalsee. Hier wieder rechts ab und den Hinweisschildern Richtung Jugendherberge folgend durch die Buckelwiesen.
Die Buckelwiesen sind geschützte Biotope und Lebensraum gefährdeter Arten. Bitte bleiben Sie auf den Wegen!
Beschreibung
Die Zeit des Quartärs
Während des Quartärs, also in den letzten 2,6 Millionen Jahren, führten starke Klimaschwankungen in Mitteleuropa zu einem Wechsel von Kaltzeiten und Warmzeiten. In den Warmzeiten herrschten Klimaverhältnisse wie heute, in den Kaltzeiten dagegen sanken die Temperaturen stark ab, so dass während besonders kalter Phasen (Eiszeiten) die Gletscher in den Alpen anwuchsen und sich weit ins Vorland ausbreiteten.
Ihre größte Ausdehnung während der letzten Eiszeit, des Würm-Glazials, erreichten sie vor etwa 20.000 Jahren. Bereits seit etwa 15.000 Jahren ist das Alpenvorland wieder eisfrei. Seitdem schmolzen die Gletscher mehr und mehr in die höheren Lagen der Alpen zurück, ihre zurückgelassenen Ablagerungen, die Moränen, belegen ehemalige Eisstände. Das jüngste Zeitalter des Quartärs, das Holozän begann vor etwa 10.000 Jahren und dauert bis heute an.
Die Buckelwiesen
Den Höhenrücken zwischen Mittenwald, Klais und Krün bilden Grundmoränen und darunter liegende Schotter- und See-Ablagerungen des Würm-Glazials. Auf diesem kalkreichen Untergrund entwickelte sich eine mehr oder weniger zusammenhängende Buckelflur aus tausenden einzelner Hügel von 50 bis 100 Zentimeter Höhe. Da die wellige Oberfläche einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung hinderlich war, wurden ab 1920 große Teile der Buckelwiesen eingeebnet. Vor allem in Gräben und an steileren Hängen blieben aber noch größere Bereiche erhalten. Besonders eindrucksvoll ist das Nebeneinander eingeebneter und erhaltener Buckelwiesen.
Entstehung der Buckelwiesen
Die meisten Buckelwiesen befinden sich in den größeren Tälern der Kalkalpen, wo sie sich auf kalkreichen, eiszeitlichen Moränen- und Schotter-Ablagerungen sowie auf Karbonatgesteinen mit geringmächtiger Überdeckung entwickelten. Als Entstehungsalter kommt also frühestens das Ende der letzten Eiszeit nach dem Abschmelzen der großen Gletscher in Betracht. Von manchen Buckelwiesen weiß man, dass sie nur wenige hundert bis eintausend Jahre alt sind. Wichtig für die Entstehung ist neben dem geeigneten, kalkreichen Untergrund das Vorhandensein eines primären Reliefs aus sanften Buckeln und Mulden. Möglicherweise entstand dieses durch Bewegungen in Permafrostböden oder in Waldgebieten durch Windwurf. Durch verstärkt in den Mulden versickerndes Regen- und Schneeschmelz-Wasser greift dort die Verwitterung tiefer ein.
Der dabei aus dem Untergrund gelöste Kalk wird abgeführt, die Mulden sinken immer weiter ein und das Relief verstärkt sich. So reicht unter Umständen auch das bloße Vorhandensein eines Waldbewuchses aus, da unter den Bäumen weniger Niederschläge (vor allem Schnee im Winter) fallen als zwischen ihnen und daher unterschiedlich viel Material gelöst werden kann.
Bedeutung der Buckelwiesen
Über Jahrhunderte wurden die Buckelfluren als Grünland genutzt. Um die Bewirtschaftung zu erleichtern, wurden früher, vor allem in den 1920/30er-Jahren, große Bereiche eingeebnet. Die Restbestände stellen nicht nur eine landschaftliche Besonderheit dar, sondern sind auch äußerst artenreich. Um diese Kostbarkeit zu erhalten, werden die Wiesen heute nicht mehr eingeebnet, nicht gedüngt und nur mehr extensiv bewirtschaftet.