Ehemaliger Steinbruch im Pingartener Porphyr
Das Geotop "Ehemaliger Steinbruch im Pingartener Porphyr" erschließt "Erzhäuser Arkose": ein zur Zeit des Rotliegenden abgelagertes feldspatreiches Flutsediment, das teilweise von kleinen Flussspat– und Schwerspat-Gängen durchzogen ist.
Dieses Gestein erhielt durch eine Verwechslung mit einem ähnlich aussehenden vulkanischen Gestein fälschlicherweise den Namen Pingartener "Porphyr".
Anfahrt - So finden Sie den Steinbruch im Pingartener Porphyr
Auf der Autobahn A93 Regensburg–Hof an Anschlussstelle 33 Schwandorf auf die Bundesstraße 85 Richtung Cham abfahren.
Bei Bodenwöhr abbiegen auf die Staatstraße 2398 Richtung Neunburg.
Dieser Straße durch die Ortschaften Blechhammer und Erzhäuser hindurch folgen. Bei Pingarten in Richtung Ortsmitte abbiegen.Der Geotop befindet sich südöstlich der Ortschaft und wird durch Hinweistafeln ausgewiesen.
Beschreibung
Die Zeit des Rotliegenden
Vor rund 300 Millionen Jahren (Karbon) türmte sich in Europa ein großes Faltengebirge auf – das "Variszische Gebirge". Wind und Wetter trugen im Laufe von Jahrmillionen dieses Gebirge immer mehr ab. In der Zeit des Perm (vor 290–245 Millionen Jahren) füllten sich die zwischen den Gebirgsketten liegenden Senken mit Abtragungsschutt.
Es entstanden die schlecht sortierten und aufgrund eines trockenen, wüstenhaften Klimas meist rot gefärbten Schichten des 'Rotliegenden'. Die rote Farbe stammt von Eisenhydroxid, das die Schuttfragmente als dünne Haut überzieht und auch in der Grundmasse vorkommt.
Der Aufschluß Pingarten
Porphyrsches Gefüge: große Einsprenglinge in einer feinkörnigen Grundmasse. Streng genommen wird der Begriff "Porphyr" nur für magmatische, d.h. aus einer Schmelze entstandene Gesteine verwendet. Die Einsprenglinge bestehen hier aus großen, in der Schmelze gewachsenen Einzelkristallen. Die ähnlichen Gefügemerkmale der Rotliegend-Sedimente führte zu der -aus gesteinskundlicher Sicht falschen- Bezeichnung "Pingartener Porphyr".
Der Aufschluss bei Pingarten erschließt den unteren Teil der Erzhäuser Arkose. Dieses braunrote Gestein besteht aus einer feinkörnigen Grundmasse (überwiegend Schluff– und Sandkorn bis 2 mm Korngröße) mit eingelagerten groben Mineral– und Gesteinsbruchstücken (bis zu 5 cm). Die Bruchstücke bestehen aus Feldspat sowie Quarz, Glimmer und Granitfragmenten.
Wegen seines hohen Feldspat–Anteils wird das Gestein als 'Arkose' bezeichnet.
Das "porphyrische" Aussehen (feinkörnige Grundmasse mit groben eckigen Fragmenten) führte dazu, dass vormals Geologen dieses Sedimentgestein mit einem vulkanischen Gestein, dem "Porphyr" verwechselten.
Die Arkose ist durch Kieselsäure verfestigt, die in den Porenräumen ausgeschieden wurde. Auf Klüften sind außerdem mm– bis dm– breite Mineralgänge aus Flussspat (gelb, violett, grün) und Schwerspat (weiß, rosa) zu sehen. Im Ostteil des Steinbruches steht ein 1,5 m breiter Quarzgang an, der auch Flussspat führt.
Wie und wann entstand die Erzhäuser Arkose?
Die Erzhäuser Arkose verdankt ihre Entstehung dem Transport durch Schlammströme oder "Schichtfluten". Darunter versteht man lawinenartig anschwellende Schlamm– und Wassermassen, die in gebirgigen Wüstenlandschaften durch plötzliche starke Regengüsse entstehen. (Auch heutzutage ist es deshalb nicht ratsam in solchen ausgetrockneten Wüsten–Flußbetten zu campieren!).
Diese episodisch auftretenden Fluten führen zu sehr rascher und weitgehend unsortierter Ablagerung der Sedimentfracht. Gesteine dieser Art (sog. Fanglomerate) wurden in ganz Europa zur Zeit des Rotliegenden abgelagert. Die Erzhäuser Arkose gehört zur Füllung des permischen Naabtrogs, eines Grabenbruches, der bis zu 2800 m eingetieft wurde und damit etwa die Dimensionen des heutigen Oberrheingrabens erreichte.
Wie und wann entstanden die Mineralgänge?
Die Flußspat– und Schwerspat–Gänge innerhalb der Erzhäuser Arkose wurden im gleichen Zeitraum gebildet wie die benachbarten Gänge des Wölsendorfer Flußspatreviers. Deren Alter wird aufgrund von Isotopenbestimmungen mit ca. 260 Millionen Jahren (Oberes Perm) datiert. Damit erklärt sich auch, daß man die Flußspatgänge nie in den jüngeren Deckschichten (zum Beispiel Trias) gefunden hat.
Die Gänge sind ähnlich orientiert wie die Wölsendorfer Gänge und die benachbarte Großstörung des "Bayerischen Pfahls".
Sie sind aus heißen ("hydrothermalen") Lösungen ausgeschieden worden, die ihren Weg entlang neu aufreißender tiefer Bruchzonen nach oben fanden und dort gangförmig das Nebengestein durchsetzten.
Wofür wurde der Pingartener Porphyr verwendet?
Die Erzhäuser Arkose wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts hauptsächlich hier im Pingarten intensiv abgebaut und diente als Eisenbahnschotter, bis die Konkurrenz durch den besser geeigneten Granit zu groß wurde. Seitdem fand sie nur noch gelegentlich Verwendung im gemeindlichen Wegebau.
Heute ist der aufgelassene Steinbruch bei Pingarten bayernweit der einzige größere Aufschluss in Rotliegend Sedimenten und besitzt daher Seltenheitswert!